»Guten Tag! Welch ein Glück, Euch anzutreffen«, sprach Bard erleichtert. Der dunkelhaarige Mann hatte den Weg zum Erebor bereits eingeschlagen, als die Zwerge verschwunden gewesen waren.
»Was begehrt Ihr von uns?«, fragte der König mit verachtendem Blick. Seine Gefolgschaft hatte sich hinter dem steinernen Tor versammelt- die dreizehn Zwerge waren hinter dem Guckloch, durch das sie mit Außenstehenden sprechen konnten, nicht zu sehen.
Respektvoll legte Bard sein Anliegen vor: »Ich bitte Euch, den Drachen in Eurem Berg nicht zur Gefahr werden zu lassen! Euch mag vielleicht nicht bewusst sein, welch furchtbares Schicksal uns alle erwartet - stört ihr ihn bei seinem Schlaf.«
Hinter Thorin begann aufgeregtes Geflüster zu ertönen. »Der Drache?«, fragte Glóin seinen Bruder. »Er lebt! Smaug lebt«, schluckte Ori. Bilbo trat mit gefalteten Armen hinter dem breiten Pfosten hervor. Gandalf kam dem Hobbit entgegen, der wie er einen genauen Blick auf Thorin hatte.
»Wir dürfen diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen«, meinte Gandalf zu Bilbo. »Bard ist unser einziger Hoffnungsträger, Smaug zu besiegen und den Berg zu befreien.«
Währenddessen geriet die Diskussion unaufhaltsam außer Kontrolle. Verachtend schlug Thorin den Ton an: »Ich erwähnte bereits, dass dies nicht Eure Angelegenheit ist!«
»Wie soll ich es Euch nur verständlich machen?« Bard senkte nun beide Augenbrauen. Schnell rannte Bilbo auf den brummenden König zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Wir müssen einen Weg finden«, sprach er auf Thorin ein und stellte sich so hin, dass auch er Bard im Blick hatte.
»Ich nehme an, keiner von euch hat eine Idee, wie wir die Gefahr eindämmen können?«, fragte Bard hoffnungsvoll. Schweigen von allen Seiten.
»Doch, ich habe eine Idee«, erklang die laute Stimme des Zauberers hinter ihnen. Samt seines Zauberstabs vertrieb er Thorin von seinem Posten.
»Und Thorin, so sehr ich deine Bemühungen zu schätzen weiß, lass mich doch kurz mit unserem Gast sprechen.« Skeptisch wich der Zwerg von seinem Platz.
Gandalf bemühte sich, den Plan sachlich zu erklären. Als er fertig war, erstarrte Bard förmlich.
»Euer Plan ist ... interessant. Aber er überzeugt mich nicht«, meinte der Mensch und schaute zum Himmel auf. »Es ist riskant. Sehr riskant. Stellt Euch nur vor, ich verfehle meinen einzigen Schuss! Der Drache würde uns alle in Feuer ertränken. Die Chance ist zu gering.«
Dem Meisterdieb kam ein guter Einwand in den Sinn-voller Überzeugung sprach der Hobbit: »Stellt Euch vor, die Zwerge könnten niemals ihre Hallen zurückerobern-stellt Euch ein Leben vor, in dem Ihr niemals frei seid! Solange Smaug die Halle besetzt, werden die Zwerge niemals ein Zuhause haben. Er hat ihnen damals alles geraubt und Ihr könntet derjenige sein, der ihnen alles zurückgibt! Zudem müsstet ihr nie wieder um Eure Stadt fürchten. Ihr wärt unser aller Retter!«
Die Aussage klang verlockend, doch verrückt. Der Mensch senkte den schwarzen Bart.
»Am morgigen Tage kehre ich zurück. Bis dahin wird meine Entscheidung gefallen sein«, verkündete Bard. Der Mensch ging zurück zu dem grauen Pferd und verschwand kurz darauf als kleiner Punkt in der Ferne. Alles, was blieb, war die Unsicherheit.
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Eine weitere Nacht endloser Sorgen. Wie würde das Abenteuer dieses Mal aussehen? Konnte Bilbo sie gut nutzen, seine zweite Chance? Was, wenn er all seine Erfolge zunichtemachen würde?
Mit jedem Tag vervielfachten sich die Fragen - so wie Bilbos Angst. Die Wahrscheinlichkeit, den Drachen ein zweites Mal zu besiegen, mit etwas Glück den Krieg zu verhindern und somit auch Thorin vor dem Tod zu bewahren, erschien ihm gering. Dabei war nichts wichtiger, als Thorin zu beschützen.
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A Second Chance | Bagginshield
FanfictionBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...