Ein frohes Lachen entfuhr Bilbo, als er an Lobelia Sackheim-Beutlins Haus entlang stapfte. Thorin war direkt an seiner Seite. »Was hier nur wieder los ist! Sieh sich das mal einer an!«, schimpfte Lobelia. »Ein Zwerg in Hobbingen! Hat man sowas schon gesehen?« Carminia stellte gerade ihre Tasse ab, als auch sie vor die kleine Bank trat.
»Das ist Bilbo Beutlin«, stellte Carminia fest.
»Natürlich ist er das! Erst diese Abenteuer, dann dieser Zwerg! Wer weiß, was der noch alles ausheckt? Ein ganz ausgekochter Fuchs, das ist er!« Als Bilbo Lobelias Stimme vernahm, drehte er sich um und kam mit großen Schritten auf ihr Haus zu. Thorin folgte dicht hinter ihm.
»Guten Tag, Lobelia!«, sagte Bilbo höflich. »Was macht die Familie, die Arbeit, der Tee?«
Ihr Mund blieb versiegelt. Sie schaute ernst wie ein Kranich, der gerade zum Angriff übersetzen wollte.
»Ach ja, ich hatte es ja ganz vergessen.« Um Bilbos Mund lag eine gespielte Ernsthaftigkeit.
»Was?«, fuhr Lobelia ihn an und verschränkte beide Arme. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, beide Hände hinter dem Rücken verschränkt.
»Na, dir eine Einladung zu geben.« Unter ihrem gekräuselten, dunklen Haar hob sich eine Augenbraue.
»Eine Einladung? Wofür?«, fragte sie mit einem spitzen Ton. Mit starrköpfigen Falten und erhobenem Kopf blickte sie von dem Hobbit zu dem Zwerg. Ein freudvolles Blitzen traf Thorins Angesicht, der nervös mitspielte. Dabei strahlten seine blauen Augen Bilbo wie die Sonne an, welche heute in aller Pracht auf das herrliche Gras fiel.
»Na ... für unsere Hochzeit!«
Da klappte Lobelia-Sackheim Beutlin doch buchstäblich die Kinnlade herunter. Carminia, die in ihrer pinken Kleidung mit Puffärmeln daneben stand, entfuhr ein heiteres Lachen.
»Du hast recht, Lobelia! Hier ist wirklich immer was los!«, sagte sie in einem so natürlichen Tonfall wie noch nie, und trat schließlich auf Bilbo zu, um ihm zu gratulieren.
Als wäre das nicht schon genug für Lobelia gewesen, tauchte auch noch eine riesige Gestalt am Horizont auf. Gandalfs Reifen quietschten, als er mit einer Pfeife im Mund, dessen Rauch geformt war, wie Schiffe, Blätter und Drachen, um die Ecke bog.
Als der Zauberer das murrende Gesicht der Hobbit-Dame erblickte, brachte er ein schwungvolles: »Guten Morgen!«, hervor und grinste, als er daran dachte, wie Bilbo einst die gleichen Worte zu ihm gesagt hatte. Dies war gewiss ein Morgen, an dem man ganz großartig schön und gut sein konnte; und es stand völlig außer Frage, dass Bilbo diesen Morgen schön und gut finden würde, ganz gleich, was ihm gewünscht wurde.
Andächtig betrachtete Gandalf das friedvolle Auenland: Die wundervoll gepflegten Gärten und ihre duftenden Blumen, die üppigen, orangenen Kürbisse, der reich gefüllte Marktplatz und die gemütlichen Höhlen. Am Ende der Häuser war bereits dekoriert worden. Ein weißes Banner hing im Bogen an zwei hölzernen Pfosten. Die steinernen Sitzreihen waren bereits aufgestellt. Gandalf lehnte sich zurück. Durch ganz Mittelerde war er gereist, hatte die Abenteuer der gesamten Welt erlebt. Doch nirgends gefiel es ihm besser als hier.
Aufgeregt rannte Bilbo hin und her. Er murmelte panisch: »Wo ist es? Wo ist es denn nur?« und blickte sich sorgfältig um - dass Thorin später auch ja keinen Wind schöpfen mochte. »Hat irgendjemand mein frisch gebügeltes Hemd gesehen? Ich habe es gestern doch noch ... Ach, du liebes bisschen, da ist es ja!«
Am Fuße des idyllischen Hügels stand Thorin bereits und wartete mit wackeligen Knien auf die Gäste. Immer wieder schaute er auf die kleine goldene Taschenuhr, doch je öfter er drauf sah, desto langsamer schien die Zeit zu vergehen. Als der Sekundenzeiger ganz oben stand, tauchten am Horizont endlich die Silhouetten auf. In einer vertikalen Reihe schritt die Gemeinschaft von Thorin Eichenschild voran. Es war ganz ungewohnt, sie in solch feinen Aufzügen zu sehen. »Niemals ziehe ich so etwas an!«, hatte Bifur gegrummelt, doch als Bofur ihn erinnert hatte, für wen sie das taten, war auch er eingeknickt.
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A Second Chance | Bagginshield
FanfictionBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...