Der Entschluss

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»Wir können nur abwarten«, sagte Balin, der auf Bilbos Frage, wie sein letztliches Gespräch mit Thorin geendet hatte, nur kraftlos einging. »Wir wissen nicht, was die Orks vorhaben. Lange Zeit haben sie Rast gemacht, wussten womöglich nicht von unserem Aufenthalt.«

Bilbo starrte vom Aussichtsposten auf den tiefen Abgrund. Der Himmel lag in einem düsteren Nebel. In der Ferne mussten die Menschen schon lange informiert sein.

»Sie könnten schneller hier sein als gedacht. Wir werden in jedem Falle Hilfe brauchen. Es wäre klug von dir den Heimweg anzutreten.« Der letzte Gedanke, den Bilbo in Erwägung ziehen würde. Mutig entgegnete der Hobbit: »Du sagst, ihr könntet Unterstützung gebrauchen. Ich wäre euch eine Hilfe.« Balin seufzte.

»Krieger, Verwandte, die nicht allzu weit entfernt liegen, werden uns zur Hilfe eilen. Der Rest unseres Volkes, besonders Frauen und Kinder, sind ebenfalls auf dem Weg, werden aber zum Glück noch einige Zeit brauchen, ehe sie eintreffen.« Bilbo fühlte die Schwere, die in all den Gegebenheiten lag.

Mit fester Stimme entgegnete er: »Weißt du, Balin, ich mag kein Krieger sein, doch ich fühle ich mich als vollwertiges Mitglied der Mission. Es wäre nicht richtig, euch im Stich zu lassen.« Dem Weißbärtigen entfloh ein stolzes Lächeln.

»Deine Einstellung ist bemerkenswert. Es ist nur wie du bereits sagtest, du bist kein Krieger. Vermisst du nicht deine Heimat? Du bist nun schon so lange hier.« Der Hobbit aus dem Auenland, welches das komplette Gegenteil der weiten Ebenen von Mittelerde war, konnte dies nur verneinen.

»Von Beginn an, ist dies die Frage, die mir am meisten gestellt wird. Inzwischen weiß ich, wo mein rechtmäßiger Platz ist.« Die Aussage verwunderte Balin, gleichzeitig verstand er, was Bilbo damit meinte.

»Du weißt, dass du hier immer willkommen bist.«

»Und ich möchte dabei sein. Dabei sein, wenn das Zwergenvolk den Erebor betritt. Eure Familien kennenlernen. Das Leben in Beutelsend ist friedlich, doch kann es bedrückend sein. Ein Tag gleicht dem nächsten.« Auf dem Pfad waren von weit her Pferde zu erkennen, die in schnellem Galopp auf den Berg zuritten.

»Sie kommen«, flüsterte Balin. Der Hobbit schluckte. Welche Entscheidung würde Thorin treffen? In jedem Falle war er selbst bereit, alles aufs Spiel zu setzen. Schließlich hatte er nichts mehr zu verlieren.

Nach dem kurzzeitig dunklen Gang, folgte ein lautes Klopfen, ein bekanntes Gesicht und das Gefühl aufkeimender Wut, die nichts weiter als das Abbild einer abscheulichen Krankheit war. Der langhaarige Zwerg stand ihnen bereits gegenüber, als hätte er geahnt, welche Konsequenzen seine Ignoranz gegenüber den Menschen haben würde. Drei Einwohner aus Esgaroth, der vorderste in der Gruppe Bard, erinnerten Bilbo an einen Moment, der ihm in Mark und Glied gegangen war. Die Autorität des Königs war deutlich. Die Verzweiflung der Bürger ebenfalls.

»Wir wissen, was ihr wollt«, brummte der König. Die anderen Zwerge, die dieses Mal alle unten Platz fanden, waren sichtlich aufgebracht. »Das kann er nicht so meinen«, flüsterte Nori. »Was ist nur aus ihm geworden?«, fragte Dori kopfschüttelnd. Der Hobbit meinte sogar so etwas wie Wut in ihren Augen aufblitzen zu sehen.

»Es ist keine einfache Bitte, das ist uns bewusst«, versuchte es der Mensch, der ihnen vor nicht allzu langer Zeit einen großen Gefallen getan hatte.

»Wir sind nicht für eure Probleme verantwortlich«, sagte Thorin kalt.

»Gewiss nicht, aber für eure, möchte ich annehmen.« Die drei Männer standen den kleinen Zwergen gegenüber und sprachen mit aller Kraft, die sie aufbringen konnten. Im Hintergrund begann Gemurmel. Der Blauäugige war kurz davor, den Streit fortzusetzen, als ein lautes: »Warte!«, erklang. Kili trat ihnen selbstbewusst entgegen. »Wir wollen keinen Streit. Für die Gefahr da draußen tragen wir alle die Verantwortung. Natürlich erhaltet ihr unsere Hilfe.« Ungläubiges Starren folgte. Besonders sein Onkel konnte die Fassung nicht bewahren.

A Second Chance | Bagginshield Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt