Einige Tage waren die dreizehn Zwerge, der Zauberer und der Hobbit bereits unterwegs. Wie eine Ewigkeit kam es ihnen vor, dass sie das Gebiet von Eriador durchquerten. In diesem Zeitraum hatte Bilbo mehr Kontakt zu den Zwergen aufgebaut, zudem erhielt der Halbling auch viel Unterstützung von Gandalf - so wie es schon einmal gewesen war.
Nur Thorin verhielt sich noch immer distanziert und sprach nur das Nötigste mit ihm. Seine Worte waren knapp und wann immer der Halbling auftauchte, schien der König so schnell verschwunden, wie man ihn vorgefunden hatte.
Die Reise war nicht leicht. Der Regen hielt mehrere Tage an, trotz ihrer Vorräte plagte Bilbo der Hunger und es schien, als würde der Pfad nie enden. Doch dieses Mal konnte der Hobbit mit einem besseren Gewissen reisen, denn er kannte die möglichen Gefahren und wusste, wie sie zu umgehen waren.
Eines Tages kamen sie schließlich an einer großen Wiese mit vielen, quer verteilten Bäumen an. Ein großer Wasserfall spaltete den Weg. Stirnrunzelnd sah Bilbo sich um.
Da wurde dem Meisterdieb plötzlich kalt und heiß zugleich. Hier waren sie das letzte Mal nicht vorbeigekommen. Hatte jemand die Route verändert?
»Sind wir auch auf dem richtigen Weg?«, fragte Bilbo den Zauberer. Zwar war Thorin am heutigen Tage der Hauptverantwortliche für den Weg, jedoch war er nicht auffindbar und der Halbling wollte ihm nicht zu nahe treten.
»Du hast recht, wir könnten tatsächlich von der Route abgekommen sein. Thorin?«
Der Zwergenkönig ritt mit ernstem Gesichtsausdruck aus der Reihe hervor und kam ihnen gesenkten Hauptes entgegen.
»Sind wir hier richtig?«, fragte Bilbo, als Gandalf den Mund schon halb geöffnet hatte.
»Stellst du etwa meine Reisekenntnisse infrage, Meisterdieb?« erwiderte Thorin gereizt. »Ich habe alles unter Kontrolle.« Da war er wieder in der Menge verschwunden.
Der Hobbit stellte diese Aussage tatsächlich infrage, schließlich erinnerte er sich noch grob an den Weg, ließ es aber besser bleiben, noch weiter nachzuhaken. Auch Gandalf schien keine Einwände mehr zu haben. Schulterzuckend ritt er neben seinem guten alten Freund her. Ab jetzt galt es zu vertrauen.
~~~
Bilbo lag wie jede Nacht unter dem Sternenhimmel. Zwar war es hier nicht mal ansatzweise so gemütlich wie in seinem Bett in Beutelsend, doch er fühlte sich rundum wohl. Schon immer war er fasziniert von den Sternen gewesen, den Bildern, welche aus ihnen zu lesen waren. Manchmal erkannte er auch ganz neue in ihnen, ließ seine Fantasie spielen und dachte sich Geschichten dazu aus.
Bilbo war nicht müde, obwohl der Tag lang gewesen war. Seine Glieder waren schwer, in seinem Bauch lag ein schwerer Knoten. Zudem plagte ihn noch immer ein ungutes Gefühl, denn es war seltsam, dass sie eine andere Route genommen hatten. Der Halbling war sich ganz sicher, dass Thorin diese absichtlich verändert hatte. Doch aus welchem Grunde?
Nach einer weiteren Stunde entschied er sich schließlich aufzustehen und umzusehen - die Umgebung auf mögliche Gefahren zu prüfen. Die Mitglieder des Unternehmens schienen alle in einem tiefen Schlaf versunken. Umso besser.
Das Gras unter Bilbos Füßen war piksig, rau und stach bei jedem Schritt. Die Landschaft war stockfinster, doch waren wenige der umliegenden Eichen- und Tannenbäume durch das sanfte Mondlicht, das vom Sternenhimmel fiel, zu erkennen.
Bald darauf fand sich der Hobbit etwa fünfhundert Meter von dem Schlafplatz entfernt wieder. Mit kurzen Schritten und hinter dem Rücken gefalteten Händen kroch er durch die finstere Decke der Nacht. Da zuckte es plötzlich im dichten Gebüsch. Eine tiefe Stimme flog in die Ohren des Halblings. Ein allzu vertrauter Laut. Oh nein!
![](https://img.wattpad.com/cover/211587779-288-k538372.jpg)
DU LIEST GERADE
A Second Chance | Bagginshield
FanficBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...