Kurz zuvor
»Es ist vorbei«, meinte Kyria mit Blick auf den matten Bodenbelag.
»Aber wieso sollte der Arkenstein die Zeit zurückdrehen, wenn die Geschichte ebenso ausgeht wie zuvor?«, stellte Gandalf ihre Aussage infrage.
»Wer sagt, dass es so kommen wird?«, erwiderte sie, drehte sich herum, griff nach dem Amulett und ballte die Hand zur Faust. Es durfte unter keinen Umständen verloren gehen.
»Ich wünschte, wir könnten es ihm sagen«, flüsterte Kyria mit gesenktem Kopf. Der einzige, der ihr mehr über die Geschehnisse hätte erzählen können, hatte selbst vergessen, was ihre Aufgabe war. Sie waren in einem Labyrinth, dessen Ausgang in den Abgrund führte.
»Wenn es ein Fluch war?«, fragte Gandalf mehr sich selbst als sein Gegenüber.
»Das ergibt keinen Sinn.« Die Braunhaarige öffnete die Hand und betrachtete das Amulett genau, welches mit einem Mal anfing zu glitzern und eine ähnliche Leuchtkraft zu entwickeln, wie es einst der Arkenstein getan hatte.
»Sieh nur«, sprach Kyria. Der Zauberer kniff die Augen zusammen. Das Licht gewann noch an Stärke.
Fasziniert sprach Gandalf: »All die Jahre habe ich geglaubt, alles zu wissen, was ein Zauberer nur erlernen kann. Doch habe ich das Gefühl, dass diese Reise mehr als eine meiner Überzeugungen vernichtet hat.«
»Offen gesagt glaube ich, dass noch mehr dieser Überzeugungen verworfen werden müssen.« Das Leuchten des Amuletts schwächte ab.
»Was mich am meisten verwirrt, ist der letzte Satz, den Thorin mir gesagt hat, bevor die Zukunft, wie wir sie kannten, verschwunden ist.« Gandalf beäugte den Anhänger, welcher seine Leuchtkraft vollständig verlor.
»Er hatte von einer Entscheidung gesprochen, die zugunste des Hobbits getroffen werden muss. Was auch immer das heißen mag.« Sie zog etwas aus ihrer Tasche, eine Kette, die sie einst von ihrer Schwester geschenkt bekommen hatte. Ein Seufzen entglitt ihr.
Entschlossen meinte Gandalf: »Ab jetzt gilt es zu vertrauen. Hinter all diesen Gegebenheiten steckt ein Plan. Magie war noch nie umsonst.« Der Grauhaarige reichte Kyria das Amulett zurück.
»Ich werde es ihm geben«, sprach Kyria erhobenen Hauptes. Schließlich ließ sie sich auf dem blass-grünen Sessel nieder, legte ihre Arme übereinander und blickte aus trüben Augen auf den Himmel.
»Einst dachte ich, die Geschichte dürfe sich nicht verändern. Aber jetzt glaube ich, dass es nie eine andere Möglichkeit gegeben hat.« Gandalf schenkte sich etwas von seinem morgendlichen Tee ein, nahm einen Schluck und stellte ihn anschließend auf den Tisch aus Eichenholz.
»Eine Möglichkeit folgt der nächsten. Wer weiß, wozu all das dient. Ich wünschte nur, wir wüssten es jetzt schon«, fuhr sie fort. Der Graubärtige lächelte leicht, nahm erneut einen Schluck und sah wie sie auf den strahlend blauen Himmel.
Nachdenklich sprach Gandalf: »Die Zukunft mag vielleicht im Dunkeln liegen. Aber wer sagt, dass nicht wir es sind, die ihr Licht schenken?«
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Bilbos Füße waren annähernd taub. Sein Nacken tat weh, er war hungrig und seine Hände waren eiskalt. Er folgte dem Zwergenkönig im Schneckentempo zum Rabenberg.
»Meister Beutlin«, ergriff der Schwarzhaarige das Wort, einige Meter vor der Spitze des Berges.
»Thorin, ich sagte doch bereits ...«
»Das ist es nicht.« Der Zwerg bewegte seine Hand langsam zu der des Hobbits.
»Falls dies meine letzte Schlacht sein sollte, was ich nicht hoffe, möchte ich, dass du weißt, dass du der beste Freund bist, den ich je hatte.«
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A Second Chance | Bagginshield
Hayran KurguBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...