Das Leuchten der Sterne

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Der Traum eines Hobbits

Der große, sandige Platz war mit garstigen Orks gefüllt. Es war eine riesige Armee, die genau auf den Erebor zusteuerte. Der kleine Hobbit, mittendrin.

Verloren schlängelte er sich durch die Ansammlung und kam bis zu einer Erhöhung, von welcher er den Berg mit der alten Festung gut im Blick hatte. »Nein«, dachte Bilbo, »dieses Mal wird es nicht so weit kommen.«

Er ließ den Ring über seinen Finger gleiten, lief so schnell er konnte den Berg hinauf und wich den Schwertern gekonnt aus. »Ein Punkt in der Geschichte«, dachte er. »Ich muss rechtzeitig eintreffen.«

Es war ein weiter, steiler Weg, ehe er jede Hürde genommen hatte. Völlig außer Atem kam Bilbo zum Stehen, setzte den Ring ab und rief: »Wartet!«

Die drei Zwerge drehten sich zu ihm. Thorin rief: »Bilbo!« Der Hobbit war kaum imstande, auch nur ein Wort hervorzubringen.

»Ihr seid ... Ich ...«, keuchte er. Da traf ihn ein harter Schlag von hinten. Die Folge war eine unaufhaltsame Schwärze. Als Bilbo erwachte, waren die drei anderen bereits verschwunden.

Verzweifelt kämpfte er sich vor, beobachtete, dass kein einziger der Orks mehr auf der Seite des Berges Platz fand. »Die andere Seite nur, sie fehlt mir noch.«

Mit allerletzter Kraft brachte Bilbo seine Beine dazu zu laufen, bis er hinter die Mauer schauen konnte. Ihm wurde übel, er unterdrückte das Gefühl und öffnete die Augen.

»Nein!«, rief er entsetzt. Der Zwergenkönig fiel zu Boden. Panisch rannte Bilbo auf ihn zu. Der erhöhte Sauerstoffgehalt seines Blutes machte ihn ganz benommen. Thorins Gesicht war von tiefen Kratzern gezeichnet.

»Thorin! Nein, das kann nicht, du darfst nicht ...« Seine Gefühle überwältigten ihn.

»Bilbo! Es freut mich, dass du hier bist.« Thorin atmete schwer. Sein Körper war voller Blut.

»Ich bitte dich, halte durch!«, stammelte Bilbo, während sein Blick den Himmel nach Adlern absuchte.

Thorins Stimme taumelte: »Meister Beutlin. Bitte, sieh mich an.« Dem Hobbit wurde bange. Frustriert biss er die Zähne zusammen; sah in die eisblauen Augen des Zwerges.

»Ich weiß um das, was du getan hast und ich bin sehr dankbar für deinen guten Willen. Doch wir können nicht über unser Schicksal entscheiden.« Thorins Blick wurde von Sekunde zu Sekunde leerer. Zitternd griff Bilbo nach seiner Hand.

»Das sehe ich anders«, wisperte der Hobbit, »ganz anders.«

»Der Arkenstein hat zuvor nichts als Leid über uns gebracht. Glaubst du wirklich, er würde seine Magie für etwas Gutes einsetzen?« Bilbo konnte nicht glauben, was er da hörte.

»Ja, daran glaube ich! Ich glaube an dich, Thorin. Daran, dass du leben wirst.« Der Zwerg lächelte ein wenig.

»Ich wünschte, er hätte uns das Leid erspart«, sprach der Zwerg heiser und drückte die Hand des Hobbits. Dieser erschrak, als er die Kälte in ihr spürte.

»Kein Leid, nein! Er hat dich mir zurückgebracht. Dich. Du wirst leben, Thorin!« Der schwache König drückte die Hand des Hobbits noch fester.

»Nur einer von uns«, sprach Thorin schwach, »kann bleiben. Wir sind verdammt.« Vor den Augen des Hobbits begann sich die wundervolle Gestalt des anderen ins Nichts aufzulösen. Mit ihr der Boden, die Festung und der Abgrund. Ein Gefühl ewiger Leere umschloss ihn.

»Wieso nur? Wieso nur?«, stammelte Bilbo, ehe ihn die Dunkelheit verschlang.

~~~

Bilbos Hände zitterten, als er erwachte. Seine Stirn war voller Schweißtropfen. Bilbo fühlte sein Herz gegen die Brust hämmern, die Kälte, die den Raum einnahm und erkannte das Licht, das von den Fackeln in den Gängen stammte.

A Second Chance | Bagginshield Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt