Die Gemeinschaft von Thorin Eichenschild trieb flussabwärts. Die reißende Strömung riss die Fässer hin und her. Kein einziges Kleidungsstück blieb trocken. Als das Ufer breiter wurde, lag dahinter der Lange See. Davor war ein geräumiger, hölzerner Kahn.
Der Mensch Bard war kurz vor seinem Aufbruch. Er rückte das Segel zurecht und schien alles andere als begeistert, als dreizehn Zwerge und ein Hobbit in Fässern zu ihm trieben. Mit schnellen Schritten entfernte er sich von ihnen.
Die Gemeinschaft machte direkt am Ufer Halt. »Hier! Wir müssen hier aussteigen!«, rief Bilbo und sah zu Thorin. Der Mensch blieb wie angewurzelt stehen, ließ seinen Blick kurz weilen und drehte sich um. Er hatte nicht vor, den Geschehnissen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Bilbo feierte seinen Triumph darüber, dass Kili unverwundet am Ufer angelangt war. Das ließ ihn mutig werden. Also stieg er aus dem Fass und steuerte schnurstracks auf den großen Mann zu, der seinem Blick gekonnt auswich.
»Sie haben da einen wirklich schönen Kahn«, sprach Bilbo mit offenem Blick. »Denken Sie, es würde Ihnen etwas ausmachen, uns ein Stückchen mitzunehmen?«
Der Mann legte die Stirn in Falten. Kurz angebunden entgegnete er: »Das sieht mir ja nach einer ganzen Meute aus.« Er räusperte sich. »Außerdem; wieso sollte ich das tun? Dort, wo ich herkomme, haben wir genug Probleme.« Er nahm das dünne Tau in die Hand. Da kam Thorin Bilbo zur Hilfe:
»Wissen Sie, wir sind Handelsmänner. Vermögende Handelsmänner. Und dort, wo wir hingehen, gibt es Gold, eine Menge Gold. Wir könnten sie reichlich bezahlen. Nie wieder müssten sie Not leiden.«
Zögerlich stoppte Bard in der Bewegung. »Ist das so? Wo wollt ihr denn hin?« Bilbo spürte, wie das Blut durch seine Adern schoss.
»Wir kehren zurück in unsere Heimat!«, rief Dwalin begeistert. Der große Mann allerdings ließ sich nichts davon anmerken, falls er tatsächlich etwas Ähnliches wie Freude empfand.
»In eure Heimat, sagt ihr?« Da fiel es Bard wie Schuppen von den Augen. »Ihr wollt in diesen Berg, nicht wahr? Wo ein riesiger Drache schläft und nur darauf wartet, geweckt zu werden, um unsere gesamte Stadt in Flammen zu legen.« Der Hobbit hatte nichts anderes erwartet. Und na ja, Unrecht hatte Bard tatsächlich nicht.
Da stammelte der Hobbit: »Nein, nein, wenn Sie glauben, dass das unsere Absicht ist, irren Sie sich gewaltig. Wir sind gekonnte Krieger mit einem gut ausgefeilten Plan. Wir werden es gar nicht so weit kommen lassen.« Bilbo wurde erst hinterher klar, was er dem Mann da gerade versprochen hatte.
»Krieger? Ihr seht mir mehr aus wie Krämer. Ihr wisst nicht, was das für unsere Stadt bedeutet. Zudem glaube ich nicht, dass ihr die Macht dazu habt, einen riesigen Drachen zu töten. Und wenn dieser erwacht, erwacht mit ihm die Gier und die Sehnsucht nach Blut und Grausamkeit. Nicht nur ihr werdet unter ihm leiden, sondern unser gesamtes Volk, unsere Kinder und Mitbürger. Ihr habt kein Recht, diesen Berg zu betreten.«
Der Zorn in den Augen des Königs war unübersehbar. Er war gerade dabei, den Mund zu öffnen, um etwas zu erwidern, das dem Unternehmen mit Sicherheit nicht hilfreich sein würde. Bilbo legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter, was Thorin tatsächlich zu beruhigen schien.
»Haben Sie eine Familie, eine Frau und Kinder?«, kam Balin an die Reihe. »Eine ganz entzückende Frau, wie ich annehme.«
Ein weiterer Kommentar, den der Meisterdieb gerne rückgängig gemacht hätte, doch es war bereits zu spät.
»Das war sie.« Der Mann senkte seinen Blick und schwieg. Der kleine Hobbit konnte seinen Schmerz zu gut nachempfinden.
»Das tut mir leid, ich wollte ganz gewiss nicht ...« Balin senkte den Kopf.
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A Second Chance | Bagginshield
FanficBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...