Das glimmende Licht, wie hunderte in Wasser gelaufene Farben, versetzte den morgendlichen Himmel in einen tosenden Brand. Jeder Anschein von Vergangenheit machte nun einer stillstehenden Ruhe breit, begleitet von dem leisen Gesang der Vögel. So umkreiste ein citrusfarbener Schmetterling Bilbos Nase, den Standpunkt, welcher nun er, das kleine Wesen und die Luft miteinander teilten.
Einige Jahre. Wenige Monate. Ein paar Tage.
Lange genug hatte der Halbling auf die Ankunft des einen gewartet, doch jetzt saß ihm die Schwere wie Zement in den Knochen. Es gab viel zu tun. Keine Zeit zu verlieren. Thorin war nun beschäftigt. Also erspähte Bilbo eine letzte Kost des flammenden Sonnenaufgangs, ehe seine erstaunlich flexiblen Beine den Weg in die Höhe fanden. Keine Spur von Gift, nur pure Leichtigkeit.
Inzwischen war die Erinnerung an sein altes Ich wieder abgeklungen, nichts als ein fernes Rauschen. Heute war nicht der Tag, um in Erinnerungen zu schwelgen oder sich eine unsichere Zukunft auszumalen. Nie zuvor war es so bedeutungsvoll gewesen, die Aufmerksamkeit auf den jetzigen Moment zu richten.
Und so lief der Hobbit hinauf, in das Unbekannte. Ohne steinernes Gepäck. Nicht auf der Suche nach Antworten. Sondern nach Augenblicken. Ehe er den ersten Stein erklommen hatte, stierte ihm ein bekanntes, braunes Augenpaar entgegen.
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Die Fenster waren mit breitem Stoff bedeckt. Die Luft war dick und mit Rum gewürzt. Seine Augen kreisten einige Male, tasteten nach einer Stütze. Seine Hände zitterten, griffen langsam nach dem Vorhang. Mit dem hereinbrechenden, aggressiven Orangeton brach auch eine Blockade in seinem Inneren ein. Ein Traum, so real, so ... wundervoll.
Ein heftiges Kopfschütteln, beide Hände an der Stirn. In Thorins langen schwarzen Haaren, geschmückt mit wenigen grauen Strähnen, welche im Sonnenlicht aufleuchteten, hatten sich einige Knoten gebildet.
Erneut brach das gleißende Licht in seine Wahrnehmung ein und brachte eine gesamte Mauer zum Fall. Der Traum ... »Nichts als ein Traum«, redete er sich ein. Es entsprach einer undenkbaren Unmöglichkeit, dass all diese Dinge tatsächlich geschehen waren. Dass er, ja er, wirklich am Leben war. Noch viel weniger real war die Vorstellung der warmen Hand, welche die seine hielt, der sanften Stimme und der leuchtenden Augen, welche direkt in Thorins geschaut hatten, als Bilbo jene Worte der Unvergesslichkeit gesprochen hatte.
Und obgleich dies tatsächlich nichts weiter als eine hyperreale Vorstellung sein musste, schmolzen die Erinnerungen jegliches Eis – die Kälte in Thorins Venen bis aufs letzte Stück.
Ehe seine Hände erneut festen Halt auf der staubigen, weinroten Decke gefunden hatten, vernahm er das Tappen von Schuhen und schließlich ...
»Thorin!«
Auch die Mimik seines alten Freundes sprach von bleierner Müdigkeit. Die braunen Augen waren zuerst nur halb geöffnet, als Balins Mund wie von alleine mit Worten übersprudelte. »Es ist Bilbo!«, begannen sie in Eiltempo mitzuteilen. »Er verlässt uns! Er verlässt uns noch heute Morgen!«
Ein Schauer durchfuhr den Rücken des Königs. Es war wirklich geschehen. »Was ...«
»Ich habe seine Tasche gesehen. Er scheint noch immer am packen zu sein. Eine lange Reise nehme ich an.«
Ein Zucken durchfuhr die Magengrube Balins Gegenübers. Bilbo wollte sie wirklich verlassen? Ihn verlassen? Augenblicklich ging Thorin alle Punkte durch, alle Geschehnisse und überprüfte sein eigenes Verhalten. Nachdem Fili und Kili aufgetaucht waren, hatte er ihn einfach zurückgelassen, wortlos und ohne einzugehen auf das, was Thorin nun selbst ununterbrochen beschäftigte. Kreise drehte. Als wäre es das Einzige, was auf der Welt von Bedeutung war.
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A Second Chance | Bagginshield
FanficBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...