Geschichten und Erkenntnisse

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Es waren bereits zwei Tage. Zwei Tage, die Bilbo wie eine ganze Woche vorgekommen waren. Nachts war kaum an Schlaf zu denken. Nie wieder hatte der Halbling Thorin so sehen wollen. Keines Blickes würdigte der König den Halbling.

So kam es, dass er sich lediglich der Aufgabe widmete, gemeinsam mit dem Zauberer einen Plan zur Beseitigung des Drachens auszuarbeiten. Der einzige, der den Drachen erlegen konnte, war Bard gewesen, der mit seinem damaligen Schuss ein Wunder vollbracht hatte. Ein solches würde es erneut benötigen.

Sie saßen in einem quadratischen, von Fackeln umringten Raum mit mehreren runden, mit Mustern verzierten, steinernen Tischen.

»Also gut, Gandalf, ich habe deinen Vorschlag überdacht. Du sagst also, er soll hierherkommen?«, fragte Bilbo unsicher.

»Nun ja, der Mensch ist ein gekonnter Bogenschütze. Es ist die einfachste Möglichkeit, den Drachen zu erlegen, bevor er das Dorf in Flammen legen kann.« Dem Hobbit wurde mulmig zumute, beinahe übel. Seine Gefühle hatten ihn in den letzten Tagen überwältigt, und alles, woran er denken konnte, war, dass er verloren hatte. Den Kampf gegen diese vermaledeite Krankheit verloren hatte. Thorin verloren hatte.

»Nun gut, wenn du meinst«, zweifelte Bilbo. »Ich schätze, ich werde mit Bard reden müssen.«

»So sieht es aus. Er hat dir schon einmal vertraut. Damals, in der Stadt Thal.«

»Das mag stimmen, aber wieso sollte er mir bei dieser Angelegenheit vertrauen? Eher würde er uns zurechtweisen, für den furchtbaren Fehler, den wir begangen haben.« Gandalf drehte sich um.

Klackende Schritte näherten sich dem schummrigen, staubigen Raum. Der König, dessen Haare verknotet waren, senkte den Blick.

Harsch fragte er: »Worüber redet ihr?« Der kalte Blick des Blauäugigen nahm den Raum ein, schien diesen zu gefrieren.

»Wie nett, dass du vorbeischaust«, lächelte Gandalf. »Wir hatten gerade ein großartiges Gespräch darüber ...«

»... wie wir den Arkenstein aus den Hallen befreien können, ohne den Drachen zu wecken und jemanden zu Schaden kommen zu lassen«, vollendete der Hobbit die Aussage rasch. Thorin trat näher. Sein Blick ruhte ununterbrochen auf dem grauen Gesicht des Zeitreisenden.

»Ich würde gerne mit dir sprechen. Allein«, sprach der König beinahe sanftmütig. Für einen Moment erkannte Bilbo den einen wieder, welchen er sein Leben lang in Thorin gesehen hatte.

»Natürlich.« Gandalf verstand sofort, verließ den Raum und legte dabei den Zeigefinger auf die Lippen, um zu symbolisieren, dass Bilbo über ihr Vorhaben schweigen musste.

An der Stelle des Graubärtigen nahm nun Thorin auf dem geschnittenen Baumstumpf Platz, dessen Blick unwillkürlich auf den Boden sank.

»Das, was ich dir jetzt sage, muss unter uns bleiben«, sprach er tief. »Du darfst es niemandem erzählen, haben wir uns verstanden?« Dem Hobbit wurde schwindelig.

»Versprochen.« Sein Gegenüber drehte sich um, um sicherzugehen, dass niemand ihnen lauschte.

»Ich werde hintergangen«, wisperte Thorin.

»Hintergangen? Wie meinst du das?« Bilbo hob die Braue und biss sich auf die Unterlippe. Die Haare des Zwerges begannen schon jetzt einige graue Strähnen zu bekommen. Sie schimmerten silbern in dem faden Sonnenlicht, das durch ein kleines, ovales Fenster den Raum erhellte.

»Jemand hat ihn mir gestohlen.«

»Wie? Ich meine, was gestohlen?«

»Den Arkenstein. Ich spüre genau, dass sie mir etwas verheimlichen.« Bilbo wurde noch übler.

A Second Chance | Bagginshield Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt