Der sonnige Tag verformte sich am Himmel zu einer grauen, dunklen Masse, die über die Lande zog. Der blonde Elb ließ seinen Blick schweifen und konnte nur hoffen, dass der Regen seine Jagd nicht stören würde. Mit all der Zielfähigkeit, die er jahrelang trainiert hatte, nahm er den Bogen und richtete ihn auf die Stelle zwischen den Bäumen. Seine braunen Augen fixierten die hässliche Kreatur genau. Bereit zum Abschuss, riss ihn ein plötzlicher Aufschrei aus seiner perfekten Zielkunst.
Tauriel griff hastig nach einem Pfeil und spannte ihn. Verwundert und gleichzeitig erschrocken, beobachtete Legolas, wie eine riesige Gestalt auf sie zukam. Die taffe Elbin lief voraus und brauchte nur einen Moment, ehe der Pfeil den garstigen Ork zu Boden rang. Erstaunt über ihre eigene Reaktionsfähigkeit betrachtete sie das Bild des Monsters, welches höchstwahrscheinlich Vorbote weiterer seiner Art war.
»Verwunderlich«, bemerkte Legolas. »Es sind mehr als sonst.« Tauriel beunruhigten diese Worte ebenso.
Ein Blick auf den Horizont bestätigte ihre Vermutung. Eine ganze Armee von grauen, grässlichen Orks füllte den grauen Schleier. Immer größer wurden die grauen Punkte.
»Wir sollten augenblicklich verschwinden«, sprach die Rothaarige hastig, ehe sie ein Versteck im Wald suchten. Ein einziger Moment trennte sie noch von dem Schrecklichen, ließ ihnen Schutz hinter einem dicken Baumstamm finden.
Außer Atem lauschten sie dem Trappeln der Wargen. Legolas drehte sich nach ihnen um und erkannte durch die Blätter die Richtung, die sie einschlugen.
»Sie reiten gen Osten, genau auf den Erebor zu.« Tauriel machte einen Satz. Der Erebor, das war die Heimat der Zwerge.
»Glaubst du, er steht wieder im Besitz der Zwerge?«, fragte Tauriel besorgt. Einige Augenblicke später wurden die Schritte, dessen Krach vergleichbar mit jenem eines Erdbebens war, leiser.
»Ich weiß es nicht. Doch wenn dem so ist, will ich nicht wissen, was Ihnen - besonders den Einwohnern von Esgaroth - blüht.« Mit zittrigen Knien erhoben sich die beiden und spähten durch die dunklen, dichten Blätter hindurch, ehe sie die scheinbare Sicherheit als solche anerkannten.
»Wenn dem so ist, sollten wir sie nicht warnen? Die Zwerge können unmöglich von der Ankunft der Orks wissen. Sie werden sie überrumpeln und ich möchte mir nicht ausmalen, was dann mit ihnen geschieht«, bemerkte Tauriel in der grünen Rüstung sorgenvoll. Legolas dachte nach. Die Zwerge waren ihm äußerst unsympathisch gewesen. Den Menschen stand er ebenso misstrauisch gegenüber.
»Es wäre das Beste, wenn wir uns aus solchen Angelegenheiten heraushalten. Wir sollten meines Vaters Rat achten.« Als wäre nie etwas geschehen, nahm der blondhaarige seinen Posten wieder ein. Durch die Unruhe waren die meisten Früchte, die er anvisiert hatte, bereits aus den Büschen gefallen.
»Verflucht«, murmelte er, steckte den Pfeil zurück und warf einen Blick auf den rauschenden Fluss.
»Ich weiß nicht, ob das richtig ist. Selbst wenn du und dein Vater Ärger gegen die Zwerge hegen, die Menschen können nichts dafür«, wandte sie ein. Die Wiesen dufteten nach herrlichem Frühlingsduft, der von den gelben Blumen am unteren Ende des Ufers ausging.
Legolas blieb seiner Entscheidung treu: »Mein Vater hat mich vor jeglichen Interaktionen mit ihnen gewarnt. Wenn die Orks herausfinden, wer den Menschen die Informationen zukommen lassen hat, werden auch wir bald einen Krieg führen müssen.« Sie bewegten sich auf das Ufer zu, mit dem sie viele Erinnerungen verbanden.
»Wenn wir uns mit ihnen verbünden, stehen unsere Chancen, sie zu besiegen, zumindest um einiges besser«, argumentierte Tauriel mit verschränkten Armen. Der Elb belächelte dies, bemerkte jedoch schnell, dass die Geste nicht gut bei Tauriel ankam.
DU LIEST GERADE
A Second Chance | Bagginshield
FanfictionBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...