»Thorin Eichenschild!«
Es war, als würde die Zeit zerbrechen - in tausende Einzelteile, welche die Bedeutung des vorherigen Moments unkenntlich werden ließen. Das warme Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Königs und verwandelte sich in schwere Ernsthaftigkeit. Kalt wandte sich Thorin von Bilbo ab. Es war ein Déjà-vu, eine weitere Wiederholung.
»Was für eine Überraschung, den König unter dem Berge anzutreffen!«, brummte es.
Die Geschehnisse übermannten den Herrscher, nahmen ihm jegliche Fähigkeit, auch nur ein vernünftiges Wort hervorzubringen. Als die Kontrolle seinen Geist verließ, übernahm der Teil von ihm, welcher von der Drachenkrankheit befallen war, während er selbst vollends verschwand.
Augenblicklich erhob Bilbo sich und stellte sich neben Thorin. Der Hobbit erinnerte sich genau an die raue Stimme, welche der mürrischen Zwergin gehörte, dessen Anwesenheit seinen Erfahrungen nach nichts Gutes verheißen konnte. Auf keinen Fall sollte sie das Wort gegen Thorin richten.
»Lang ist es her. Wir dachten schon, du versteckst dich vor uns. Keine Begrüßung, keine Ansprache«, brummte die Zwergin.
Ein Feuer loderte im Inneren des Zwergenkönigs, befeuert von einer Gier, die unaufhörlich wuchs. Sorgenvoll betrachtete Bilbo, wie die Augen des anderen blass wurden.
»Ach, wie süß. Hast du nun einen Beschützer? Ich hatte ja keinen Schimmer, dass du dir einen Halbling beschafft hast. Was war er noch gleich, ein Meisterdieb?« Ein gehässiges Lachen folgte. Langsam rückte Bilbo näher an den Zwerg heran und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Sanft legte er die Hand auf Thorins Schulter.
»Ein Halbling in der Gemeinschaft von Thorin Eichenschild, stellt euch nur vor!« Bilbo trat noch einen Schritt näher an ihn heran, ehe er flüsterte: »Thorin!«
Augenblicklich drehte sich der König um, so weit, dass seine Augen nur wenige Zentimeter von jenen des Hobbits entfernt waren. »Bilbo!«, hauchte er. Thorin vergaß jedes Wort der Zwergin sowie das Chaos, welches sein Gemüt erschüttert hatte. »Du ... lebst.«
»Ja, Thorin, ich lebe.« Die mürrische Gestalt beobachtete, wie alle Aufmerksamkeit ihren Fokus verlor, was sie innerlich erschüttern ließ. »Ich kann nicht glauben, dass ausgerechnet du dich mit einem Volk gleichermaßen abgibst! Ich kenne dich zu gut, Thorin, ich dachte, du weißt um deinen Stolz, deine Ehre.«
Schnell verließ der König seine Position, näherte sich der anderen und baute sich vor ihr auf. Mit aller Kraft hielt er sich an Bilbos Nähe fest. Er erkannte mit einem Mal, was zu tun war.
»Dunja, dass du es wagst, das Wort gegen ihn zu erheben!« Wenngleich Dunjas Gesicht noch immer von Zorn sprach, so wurde ihre Körperhaltung doch etwas kleiner. Der Hobbit beobachtete genau, wie die Mimik der Zwergin an Stärke verlor. Sie musste vergessen haben, welche Autorität ihren König auszeichnete.
»Sein Name ist Bilbo, Bilbo Beutlin. Ja, er ist ein Hobbit und er ist ein Teil meiner Gemeinschaft.« Mit jedem Wort machte das Herz des Halblings einen freudvollen Sprung.
»Und ich könnte mir keinen besseren Meisterdieb wünschen. Er ist das mutigste, treueste, freundlichste und beste Mitglied unserer Mission. Ich bin dankbar für jede seiner Taten, ohne ihn würde ich nicht hier stehen.«
Bilbo konnte nicht anders als zu strahlen. Seine Augen waren gefüllt mit Licht, die Spiegelung des Lichtes, welches in seiner Seele leuchtete. Kam es ihm bloß so vor, oder war Dunjas Ernsthaftigkeit nur gespielt?
»Er ist mein ... Freund. Und ich erwarte von dir, dass du ihm mit ebenjenem Respekt begegnest.« Nun verschränkte die mürrische Zwergin die Arme, hielt den Kopf allerdings weiterhin gesenkt, bis ihre Haltung zu einem leichten Nicken überging.
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A Second Chance | Bagginshield
FanfictionBilbo ist gemeinsam mit Frodo nach Valinor gereist, wo er seinen Ruhestand genießt oder es zumindest versucht. Als eines Tages schließlich eine Elbin auftaucht und ihm die Chance gibt, zurück in die Vergangenheit zu reisen und sein Schicksal zu verä...