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Rain starrte schon seit einer ganzen Weile schweigend an die Wand neben ihrem Bett. Der nächste Tag war leider schneller gekommen, als Rain es sich erhofft hatte. Die Schmerzmedikamente wirkten gut, denn Rain fühlte sich nicht mehr ganz so beschissen wie an den Tag zuvor. Dennoch fühlte sie sich schlapp und ausgelaugt. Dies könnte allerdings auch an dem Saphir Armreif liegen, der sich noch immer um ihr Handgelenk befand. Klar, sie könnte jederzeit jemanden bitten ihr den Armreif abzunehmen, aber irgendwie wollte sie dies nicht. Blackbeard hatte ihr den Armreif schließlich nicht umsonst umgelegt, denn er unterdrückte ihre Kräfte. Und von denen wollte Rain absolut nichts mehr wissen, nachdem was sie auf Marinefort angerichtet hatte. Die Erinnerung an das, was sie getan hatte, kamen bruchstückhaft zurück. Jedes mal, wenn sie sich an ein weiteres Detail erinnerte, standen ihr kurz darauf die Tränen in den Augen. Draußen auf den Gängen des Schiffes herrschte wildes treiben. Die Blauhaarige konnte immer wieder Schritte hören, die an der Tür vorbei huschten. Dort waren Stimmen, die wild durcheinander redeten. Und hin und wieder konnte Rain jemanden lachen hören. Offenbar herrschte hier eine gute Stimmung auf dem Schiff der Revolutionsarmee, denn alle machten einen relativ lockeren Eindruck. Ein wenig überraschen tat Rain dies schon, denn sie hatte immer geglaubt, dass die Kerle von der Revolutionsarmee langweilige und ernste Typen mit einem langen Stock im Arsch waren, die nur davon faselten die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Allerdings war der erste Revolutionär den sie jemals bewusst kennenlernen durfte Ivankov und der war nun wahrhaftig ein seltsamer Vogel. Die Tür zum Krankenzimmer ging auf und jemand betrat den Raum. Rain machte sich nicht einmal jetzt die Mühe, ihren anstarr Wettbewerb mit der Wand zu unterbrechen.

„Guten Morgen", erklang die freundliche Stimme von Robin.

„Morgen", krächzte Rain als Antwort, ohne die Schwarzhaarige dabei anzusehen.

„Wie geht es dir heute?", fragte sie, als sie an Rains Bett ankam und ihr Gesicht zwischen die Blauhaarige und ihrer geliebten Wand schob.

„Hervorragend", antwortete Rain, mit einem vor Sarkasmus triefenden Tonfall. Robin lächelte sie freundlich an, obwohl sie die schlechte Laune der Blauhaarigen deutlich merkte.

„Baltigo ist schon in Sichtweite. Wir werden in kürze dort ankommen. Ich soll dich holen", meinte Robin und schob plötzlich einen Rollstuhl an Rains Bett. Erst jetzt konnte die Blauhaarige sich dazu überwinden, ihren Kopf zur Seite zu drehen und Robin anzusehen. Für einen kurzen Augenblick fragte sie sich, wo die Schwarzhaarige plötzlich diesen Rollstuhl herhatte, aber dann kam Rain der Gedanke, dass sie sich nie wirklich in diesem Zimmer umgesehen hatte und der Rollstuhl vermutlich schon immer hier gestanden hatte. Mürrisch blickte sie diese Sitzmöglichkeit auf Rädern an, dann schnaubte sie abwertend.

„Dort setze ich mich nicht rein. Bin doch keine alte Frau", knurrte die 19 Jährige.

„Der Arzt meinte, du musst dich so viel wie möglich schonen und das du dich vorerst hier rein setzen sollst, bis es dir besser geht und du wieder laufen kannst", antwortete Robin freundlich und lächelte Rain dabei an, als gäbe es nichts schöneres als sich in diesen Rollstuhl zu setzen.

„Mir doch egal was der Arzt sagt", knurrte Rain und richtete sich auf. Sofort wurde ihr schwindelig, denn ihr Kreislauf konnte diese schnelle Bewegung noch nicht ganz so gut verkraften. Kommentarlos schwang sie ihre Beine über die Bettkante und stand auf, nur um wenige Sekunden später wieder auf die Matratze zu fallen und wie ein Käfer auf dem Rücken liegen zu bleiben. Leise fluchend richtete sie sich wieder auf. Scheinbar war ihr Wille doch stärker als ihr Körper.

„Vorschlag. Ich nehme die dort und du vergisst, was du eben gesehen hast", murmelte Rain zu Robin und deutete auf ein paar Krücken, dass in der Ecke stand.

„Einverstanden", antwortete Robin und holte Rain die Krücken. Die Blauhaarige brauchte tatsächlich noch 3 weitere versuche, bis sie es schaffte aufzustehen und sich auf den Krücken abzustützen. Humpelnd machte sie die ersten Schritte richtung Tür, dabei versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen, das ihr jede Bewegung schmerzen bereitete. Robin folgte ihr und war dabei jederzeit bereit Rain aufzufangen, sollte ihr doch die Kraft ausgehen. Doch Rain wäre nicht Rain, wenn sie nicht ihren Sturkopf durchsetzen und das alleine packen würde. So kämpfte sich die junge Frau bis auf das Deck hinaus und stützte sich erschöpft an der Reling ab. Es tat ihr gut, endlich wieder den sanften Fahrtwind in ihrem Gesicht zu spüren und die salzige Meeresluft zu riechen. Die angenehme feuchte Brise des Salzwassers auf ihrem Gesicht hatte etwas belebendes an sich. Rain nahm mehrere tiefe Atemzüge der frischen Luft und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut.

The Deathly Hallows [One Piece FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt