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Mila POV

„Du kannst davor nicht weg laufen, dass wird dich alles einholen", sagte Alex leise, während ich mich noch immer an ihn kuschelte. „Ich habe Angst", erwiderte ich zögerlich. Ich hatte Angst, dass ich mit all dem nicht klar kam. Es sind andere Schüler gestorben, ich wäre fast gestorben. Wie soll ich damit umgehen? Was, wenn ich das nicht kann?

„Das können wir verstehen, aber es wird nicht besser, wenn du das verdrängst, sondern es passiert eher das Gegenteil. Du kannst nicht davor weg rennen, nicht auf Dauer", erwiderte Jake, welcher sich neben Cole gesetzt hatte. Ich wusste, dass meine Brüder Recht hatten, aber ich wusste nicht, ob ich bereit war das auch anzunehmen.

„Willst du erzählen, was am Freitag passiert ist?", fragend sah Cole mich an. Ich wollte den Kopf schütteln, aber irgendwas hinderte mich daran. Auch wenn ich es nicht wollte, vielleicht sollte ich darüber reden. Es hat mir bisher immer geholfen mit meinen Brüdern zu reden. Ich war davon überzeugt, dass es auch dieses Mal so sein wird, aber ich hatte Angst. Wie werde ich reagieren, wenn ich mir das alles selber eingestehe? Was, wenn ich nicht damit umgehen kann.

„Du bist nicht alleine, wir werden dir helfen, versprochen", schien Jake meine Bedenken zu bemerken. Die erste Träne floss mir über die Wange, bevor ich überhaupt etwas gesagt hatte. Ich hatte Angst vor mir selber und das ich daran kaputt gehe, aber ich wusste, dass ich es nicht arg viel länger verdrängen konnte. „Wir hatten Unterricht, als der Feueralarm los ging...", begann ich von dem Amoklauf zu erzählen, obwohl meine Brüder das meiste bestimmt eh schon wussten.

Es war schwer davon zu erzählen und dadurch die ganzen Bilder wieder vor Augen zu haben. Das tote Mädchen über welches ich gestolpert war und das andere, dessen Blut ich an den Händen hatte. Der eisige Geruch des Blutes und das, der Schusswaffen.

Die Angst, als ich durch die Flure gerannt bin, mich in letzter Sekunde aus dem ersten Klassenzimmer retten konnte, das warme Blut, das meinen Arm runter floss  oder die Schmerzen, als mir in den Bauch geschossen wurde. Ich durchlebte alles nochmal.

Tränen liefen über meine Wange, während Alex sanft über meinen Rücken strich. Ich fühlte mich so leer, war aber gleichzeitig so voll. Es tat richtig weh daran zu denken, was passiert ist. Die anderen Schüler, die gestorben sind, ihre Familien und Freunde. Es war so viel Schmerz und Leid.

Warum macht jemand sowas? Warum zerstört er unsere Leben? Ich konnte es nicht verstehen. Es war kein körperlicher Schmerz, es war anders. Ich sah noch immer die toten Schüler auf dem Boden liegen, die von den Polizisten auf die Seite gezogen wurden, damit wir nicht darüber fallen. Die blutverschmierten Fußabdrücke in den Gängen, die überforderten Augen mancher Polizisten. Warum musste das alles passieren?

„Warum haben die das gemacht?", fragte ich maßlos überfordert mit verheulter Stimme. Mit Tränen in den Augen sah ich das erst Mal auf. „Es waren 2 Amokläufer. Einer hat letztes Jahr die Schule gewechselt, der andere war in Masons Stufe. In ihrer Schulzeit hatten sie Probleme mit anderen Schülern und den Lehrern. Sie wurden gemobbt, ungerecht Behandelt und ausgeschlossen.

Das alles hat sie so sehr verletzt, dass ihr Hass auf alles und die Welt sehr groß wurde. Sie haben sich in etwas rein gesteigert und wurden immer wütender, bis sie ihren Racheplan geschmiedet haben. Sie hatten eine scheiß High-School Zeit und wollten sich dafür rächen.

Das ist für uns keine Rechtfertigung, aber das war es für sie. Sie wollten sich an euch allen rächen, für die scheiß Zeit die sie hatten. Es wird keine bessere Antwort auf das ‚Warum?' geben. Keine Antwort wird das rechtfertigen können, was sie getan haben und keine Antwort, wird dir genügen um das alles besser zu verstehen", antwortete Cole, während er meine Hand nahm und sanft über meinen Handrücken strich.

Big Brothers 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt