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Mit meinem Handy in der Hand saß ich auf der Couch und scrollte durch Insta. Ich kehrte immer mehr zur Normalität zurück. Heute Morgen war Jake mit mir am Strand. Es war das erste Mal, dass wir außerhalb von Beverly Hills spazieren waren. Es hat mich schon Überwindung gekostet unter so viele Menschen zu gehen, aber es wurde immer einfacher und fühlte sich besser an.

Ein bisschen Angst und Unsicherheit blieb, aber Jake meinte, dass das wahrscheinlich auch nicht so schnell weggehen wird, was für mich aber auch okay war. Vielleicht muss ich einfach lernen damit zu leben.

Ich war diese Woche auch schon zwei Mal mit Jake im Krankenhaus als er arbeiten musste und meine anderen Brüdern ebenfalls nicht zuhause waren, aber selbst das hat überraschend gut funktioniert. Ich konnte wieder das Haus verlassen, ohne, dass mir alles zu viel wurde. Ich konnte mit der Situation umgehen.

Meine Brüder hatten Recht und es wurde besser. Es ist nicht wie davor, aber deutlich besser. Es war verrückt, dass der Amoklauf inzwischen auch schon über 4 Wochen her war.

Die Zeit danach war irgendwie so surreal. Manchmal fühlten sich Minuten an wie Stunden, aber manchmal auch wie Sekunden. Es ist so viel passiert und gleichzeitig so wenig. Auf jeden Fall hat sich sehr viel um mich herum geändert. Ich hatte mich verändert.

Es war viel, was ich neu lernen, Vertrauen, was ich neu geben und Geduld, die ich haben musste. Es hat sich sehr viel verbessert, aber ich wusste auch, dass es noch nicht gut ist. Ich hatte viele und lange gute Phasen, aber auch immer noch traurig und beklemmende. Es war oft ein Wechselbad der Gefühle, aber das Gute überwiegte immer mehr das Schlechte und ich konnte inzwischen definitiv die Veränderung erkennen.

Es war schon fast 8 pm, als Cole zu mir ins Wohnzimmer kam. Nur er und ich waren zuhause, der Rest war arbeiten oder bei Freunden. "Ich muss leider kurz zu mir ins Büro. Ziehst du dir bitte deine Schuhe an", sagte mein großer Bruder zu mir. "Kann ich hier bleiben?", fragte ich leise. Ich war die letzten Tage bereits 3 Mal für einige Minuten alleine zuhause und hatte kein Problem damit, also sprach eigentlich nichts dagegen, auch dieses Mal hier zu bleiben.

"Nein, du darfst mit kommen. Ich hoffe, dass es schnell geht, aber es kann auch sein, dass es etwas dauern wird. Außerdem wird es bald draußen dunkel. Es ist schön, dass du dir das zutraust, aber wir müssen es nicht gleich übertreiben", erwiderte Cole, während er mir sanft meine Haare aus meinem Gesicht strich. "Okay", antwortete ich leise, bevor ich aufstand, in meine Schuhe schlüpfte und mit Cole zu seinem Auto lief.

"Prinzessin", begann Cole, während er los fuhr, "denkst du, dass du bereit dazu bist mit nach oben zu kommen? Es ist zwar schon später, aber es werden definitiv einige Agents vor Ort sein und diese werden ihre Waffen tragen". Coles Worte hallten in meinem Kopf nach. Irgendwie ist mir nicht wirklich bewusst gewesen, was auf mich zukommt. Ich hatte das alles total verdrängt.

Seit dem Amoklauf hatte ich keine Waffe mehr gesehen. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht einmal wirklich an all das gedacht. Waffen. Sie waren immer so präsent, aber in den letzten Wochen habe ich das alles so gut es geht einfach nur verdrängt. Ich weiß nicht, ob ich bereit war mich dem zu stellen. Alles in meinem Körper schrie nein, aber ich wusste, dass ich mich dem stellen musste, wenn ich mein Leben zurück möchte, auch wenn es mir Angst machte.

"Ich denke schon", sagte ich leise, während ich aus dem Fenster sah. War ich das? War ich bereit? Ich wurde angeschossen, ich bin weggerannt während auf mich geschossen wurde, ich hatte Angst zu sterben. War ich bereit mich dem allem zu stellen? Ich weiß es nicht.

Nervös sah ich aus dem Fenster, während ich in meinen Gedanken versank. Es dauerte nicht lange, bis Cole vor dem FBI Gebäude hielt und wir ausstiegen. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Ich hatte Angst. Ich war hier schon ein paar Mal mit meinen Brüdern, aber es fühlte sich trotzdem komisch an. Hier war wahrscheinlich der sicherste Platz in ganz Los Angeles, umgeben von so vielen Polizisten und Agents, aber trotzdem fühlte ich mich unwohl. Es war einfach alles anders.

Big Brothers 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt