37

1.2K 129 4
                                    

Mila POV

"Alex, wir brauchen noch einen Tipp", sagte Dylan augenverdrehend. Grinsend sah Alex zu uns: "der Sinn des Spiels ist, dass ihr euch selber Gedanken macht und nicht alle 2 Sekunden Tipps und Hinweise wollt". Es war Dylan anzusehen, dass er viel zu ungeduldig für solche Spiele war.

Cole hatte uns heute Morgen mehrere escape room spiele mitgebracht, bei denen man versuchen musste verschiedene Rätsel zu lösen. Jedes gelöste Rätsel führt zu einem neuem, bis man schließlich an seinem Ziel ankommt. Das alles hörte sich leichter an als es war und wir stockten immer wieder.

Während mir eigentlich es total Spaß machte herum zu rätseln verlor Dylan immer wieder die Geduld und fragte Alex um Hilfe. Eigentlich saß er nur bei uns am Tisch und arbeitete nebenher an seinem Laptop, trotzdem schien es für ihn ein leichtes zu sein die einzelnen Rätsel zu lösen, ohne, dass er wirklich in das Spiel involviert war.

"Geh halt wenn du kein Bock hast", sagte Luke zu Dylan. "Was ist das auch so schwer?", erwiderte er etwas genervt. "Ist es nicht, du musst einfach mal etwas nachdenken, auch wenn das sonst nicht so deins ist", sagte nun auch Liam grinsend. Während unter meinen Brüdern eine hitzige Diskussion los ging, widmete ich mich wieder dem Rätsel und versuchte es zu lösen.

Es dauerte volle 4 Stunden, bis wir, mit Alex Hilfe, alle Rätsel gelöst hatten. Auch wenn es nicht ganz so leicht war, hatte es doch etwas Spaß gemacht und ich hatte keine Sekunde an den Amoklauf gedacht. Ich konnte wirklich mal abschalten und an etwas anderes denken.

Ich spürte, wie gut mir das tat und auch wenn es nur wenige Stunden waren, ich mich schon etwas ausgeglichener fühlte.

Während meine Brüder sich im Haus verteilten, lief ich in mein Zimmer und setzte mich nachdenklich auf mein Bett, als mein Blick auf mein Handy fiel. Ich hatte es bisher noch nicht in die Hand genommen. Vielleicht wird es Zeit, dass ich das damit beginne in mein Leben zurück zu finden. Es war schwer und fühlte sich oft so an, als würde es nie besser werden, aber vielleicht sollte ich es trotzdem versuchen.

Ich war gestern so wütend auf alles und jeden. Und auch wenn mich das nicht weiter bringt und ich das auch weiß, tat es irgendwie auch gut den ganzen Hass und die Wut raus zu lassen. Trotzdem war mir bewusst, dass das keine Dauerlösung war und ich realisierte immer mehr, dass es nicht besser wird wenn ich nichts dafür mache.

Vielleicht war es an der Zeit mein Handy in die Hand zu nehmen und mich dem, was ich darauf finden werde, zu stellen. Auch wenn es nur ein Handgriff zu meinem Handy war, brauche ich noch einige Momente, bis ich es wirklich in die Hand nehmen konnte. Das machte mir nur einmal mehr bewusst, dass nichts mehr so war wie davor.

Zögerlich strich ich über meinen Bildschirm, damit sich mein Handy mit der Face-ID entsperrte. Egal ob Insta, facebook oder whatsapp, überall war der rote Punkt der mit verriet, dass ich ungelesene Benachrichtigungen hatte. Nach langem hin und her öffnete ich WhatsApp und begann nach und nach die Nachrichten zu lesen.

Die meisten waren aus irgendwelchen Gruppen aus der Schule und stammten von dem Tag des Amoklaufes. Alle wollten wissen, was los ist, wer verletzt oder getötet wurde. Es entstanden verschiedene Theorien und Gerüchte zu allem. Alles war einfach nur durcheinander. Es war komisch das alles zu lesen, aber irgendwie machte es mir deutlich weniger aus als gedacht. Auch als ich Facebook und Insta durchgesehen hatte, veränderte sich nichts.

Ich fühlte mich noch genauso wie davor auch. Klar war es schwer Bilder von der Schule zu sehen und es holte wieder viele Erinnerungen nach oben, aber diese Erinnerungen hatte ich auch in den letzten Tagen jede einzelne Sekunde.

Es war alles so komisch und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. War es schlimm, dass mir das alles wohl doch nicht so viel ausmachte? War es gut? Wie soll ich mich verhalten? Was ist richtig und was falsch?

Big Brothers 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt