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Luke POV

Mein Blick fiel zu Mila. Sie sah an sich runter und fasste mit ihren Händen an ihren Bauch. Sofort waren sie Blutüberlaufen.

Sie wollte ihren Kopf wieder heben, als plötzliche ihre Beine unter ihr nachgeben. Ich konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie auf den Boden aufgeschlagen wäre.

Es fielen weitere Schüsse, aber das war mir egal. Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf Mila, die inzwischen auf dem Rücken auf dem Boden lag. Ich zog ihr Shirt nach oben und sah die Schusswunde in ihrem Bauch. Das Blut floss rechts und links ihren Bauch herunter.

Überfordert sah ich zu ihr, als sich plötzlich zwei Notfallsanitäter zu uns auf den Boden knieten. Sie nahmen mehrere weiße Kompressen und drückten sie auf Milas Bauch. Es war ihr anzusehen, dass sie Schmerzen hatte.

Immer wieder schloss Mila ihre Augen, aber auch als sie offen waren, war ihr anzusehen, dass etwas nicht stimmt. Mila reagierte nicht, wenn man ihren Namen sagte oder mit ihr sprach. Selbst als einer der Notfallsanitäter ihr einen Zugang legte und sie anschließend in den Rettungswagen gebracht wurde, reagierte sie nicht wirklich.

Immer wieder verlor sie das Bewusstsein. Die ganze Situation machte mich wahnsinnig. Ich hielt die ganze Zeit Milas Hand. Mein Shirt war inzwischen voll mit ihrem Blut, aber auch das war mir egal. Alles was gerade zählt war meine kleine Schwester.

Die Notfallsanitäter redeten auf mich ein und sagten, dass die Ärzte im Krankenhaus das wieder hinbekommen, aber ich ignorierte sie.

Was wenn Mila stirbt? Ich hätte mich vor sie stellen müssen. Warum habe ich nicht schnell genug reagiert? Das hätte nicht passieren dürfen. Sie ist meine kleine Schwester, ich hätte auf die aufpassen müssen. Ich bin schuld daran, wenn sie stirbt. Ich müsste dort liegen und nicht sie. Mila darf nicht sterben. Sie ist meine kleine Schwester, das darf nicht passieren.

Überfordert sah ich zu ihr, während sie immer mehr wegdriftete und nicht mehr wirklich viel von ihrer Umgebung mitbekam. Es schien wie eine Ewigkeit, bis wir endlich im Krankenhaus ankamen.

Ich blieb bei Mila, welche inzwischen wieder etwas wacher wurde und sich an meine Hand klammerte. Es war alles so viel. Sie wurde aus dem Rettungswagen ausgeladen und in das Krankenhaus geschoben, wo Jake plötzlich vor mir stand und mich ein paar Schritte beiseite nahm und ich somit von Mila ablassen musste.

Ich sah ihr hinterher, wie sie in einen Raum geschoben wurde und aus meinem Blickfeld verschwand. Jake, der trotz der ganzen Situation ruhig wie immer war, redete kurz mit mir, bevor ich von Jackson in ein einen separaten Raum gebracht wurde.

Das alles ging zu schnell und ich konnte noch nicht wirklich realisieren, was gerade alles passiert war. „Ich muss los, geh auf irgendeine der Krankenschwestern zu und frage nach mir, wenn etwas ist", mit diesen Worten verschwand Jackson wieder aus dem Raum.

Als er die Türe schloss, wurde es plötzlich total ruhig. Hier war nichts von dem hektischen Geschehen in der Notaufnahme spürbar. Es war das komplette Gegenteil. Überfordert setzte ich mich auf eine der freien Liegen in dem leeren Behandlungszimmer. Mein Blick fiel auf mein blutverschmiertes Shirt. Es war Milas Blut. Das Blut meiner kleinen Schwester.

Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen, die ich schnell versuchte weg zu blinzeln. Das ging alles so schnell. Sie wurde vor gefühlten 3 Sekunden angeschossen und jetzt saß ich plötzlich hier.

Meine Gedanken überschlugen sich. Ich war so überfordert mit allem. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand und starrte auf meine Blutverschmierten Hände. Ich versuchte die letzten Minuten Revue passieren zu lassen und das alles zu realisieren.

Was ist nur passiert? Ich wollte Mila doch nur abholen und mit nach Hause nehmen. Klar wusste ich, dass es ein Amoklauf war, aber die Schule war so groß und es waren so viele Schüler, ich hatte nicht gedacht, dass sie wirklich verletzt oder getötet werden kann. Das war trotz der Situation irgendwie total surreal für mich.

Ich war tief in meinen Gedanken versunken, als ich plötzlich von einem Geräusch aufschreckte. Es war Jake, der gerade die Türe geschlossen hatte. Schnell stand ich auf: „was ist mit Mila?".

„Sie wird operiert. Sie hat innere Blutungen, aber ich bin zuversichtlich, dass sie zu OP überstehen wird", antwortete Jake. Ich spürte sofort, wie sich Erleichterung in mir Breit machte. Ich hatte Mühe meine Tränen zurückzuhalten, während Jake mich zu einem Waschbecken brachte, wo ich meinte Blutverschmierten Hände wusch.

Als mich mein Bruder danach in den Arm nahm, konnte ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken. Ich hatte so Angst um Mila und das sie stirbt. Ich glaube ich hatte noch nie solche Angst in meinem Leben.

Nachdem ich mich wieder etwas gefangen hatte, brachte mich Jake in sein Büro, wo er mir ein Shirt von ihm gab und wir anschließend in den OP Trakt in ein leeres Zimmer liefen. Wir redeten über das was passiert war, als auch Cole und Jackson zu uns dazu stießen. Trotz Jakes Gelassenheit war ich die ganze Zeit angespannt und musste an Mila denken. Auch als Jackson mit mir einige Stockwerke nach oben fuhr und wir ein Zimmer für Mila aussuchten, waren meine Gedanken nur bei ihr.

Jake meinte, dass es gut war, dass ich mich nicht vor Mila gestellt hatte, trotzdem machte ich mir Vorwürfe deswegen. Ich hätte das alles verhindern können. Ich war ihr großer Bruder, ich hätte auf sie aufpassen müssen.

Es war nicht leicht zu akzeptieren, dass ich nun nichts mehr ändern konnte. Es ist passiert und ich konnte nur hoffen, dass Mila das alles wirklich unbeschadet überleben wird...

Big Brothers 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt