Ich spürte das warme Blut an meinen Händen. Der eisige Geruch stieg in meine Nase. Vor mir lag das erschossene Mädchen, in dessen Blut ich gefallen war. Ihre offenen Augen starrten mich an. Ich wollte aufstehen und weg rennen, aber ich war wie versteinert. Keinen Millimeter konnte ich mich bewegen. Ich begann hektisch zu atmen, während im Hintergrund Schüsse fielen.
Plötzlich spürte eine Hand auf meiner Wange. Ich wollte sie wegschlagen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich spürte, wie ich sanft hochgehoben wurde und Jakes Geruch ins meine Nase stieg, „es ist alles gut, Prinzessin". Ich öffnete meine schweren Augen.
Etwas überfordert sah ich mich in dem Krankenhauszimmer um, bis ich realisierte wo ich war und das alles nur ein Traum war. Noch immer spürte ich das warme Blut an meinen Händen, während Jake sich mit mir auf die Couch setzte. Erschöpft kuschelte ich mich an ihn, während er seine Arme um mich legte.
„Es war nur ein Alptraum", beruhigend begann Jake mir über meinen Oberarm zu streichen. Es war real. Es hat sich nur in meinem Kopf wiederholt, aber es war real. Das Mädchen ist Tod und ich hatte ihr Blut an den Händen. Es ist real. Sie ist Tod, während ich noch lebe. Ich hätte genauso gut an ihrer Stelle sein können, ich hatte einfach nur Glück.
Es war erst kurz nach Mitternacht. Lange hatte ich nicht geschlafen und ich werde auch bestimmt nicht mehr schlafen. Ich will das alles nicht nochmal durchleben. Ich kann das nicht. Erschöpft starrte ich an die Wand, während ich allerdings spürte, wie ich immer müder wurde. So gut es geht versuchte ich wach zu bleiben.
„Nicht gegen deine Müdigkeit ankämpfen. Du und vor allem dein Körper brauchen den Schlaf", sagte Jake. Das war mir egal. Ich wollte nicht schlafen, ich wollte einfach nur wach bleiben. Jedoch wurden meine Augenlieder immer schwerer und ich spürte, wie ich immer wieder den Kampf gegen die Müdigkeit verlor...
Müde rieb ich mir die Augen. Ich bin die ganze Zeit eingedöst, aber bin immer wieder aufgeschreckt, als ich kurz vorm richtigen einschlafen war. Ich hatte keine Alpträume mehr, dafür aber eine richtig scheiß Nacht. Aber lieber so, als das immer wieder zu durchleben.
Jake saß die ganze Nacht an meinem Bett und hat mich immer wieder beruhigt, wenn ich hochgeschreckt bin. Es hat jedes Mal ein paar Sekunden gedauert, bis ich wusste wo ich bin und was passiert ist. Keine Ahnung warum ich plötzlich so desorientiert war, aber es war kein gutes Gefühl nachts aufzuwachen und nicht zu wissen wo man ist.
Müde kuschelte ich mich unter die Bettdecke, während Jake versuchte mich zum Essen zu überreden. Ich hatte keinen Hunger und wollte auch nichts essen. Alles was ich möchte ist meine Ruhe. Das war mir einfach alles zu viel.
Erschöpft drehte ich Jake den Rücken zu und zog mir die Decke über meinen Kopf. Den ganzen Tag lag ich einfach nur unter meiner Bettdecke verkrochen in meinem Bett und bewegte mich keinen Zentimeter. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Der Amoklauf, die ganzen Informationen, meine Verletzungen, ich konnte das alles nicht mehr.
Hier unter meiner Bettdecke war alles gut, ich wollte hier nicht mehr vor. Auch wenn mein Körper irgendwann etwas weh tat von dem ganzen liegen, wollte ich nicht aufstehen. Die Dunkelheit umgab mich und es war, als würde sie ein Stück von meinen Emotionen und meinem Schmerz nehmen.
Ich konnte einfach hier liegen und musste nichts machen, außer einfach nur meinen Gedanken nachzugehen.
Noch immer konnte ich die Angst in mir spüren. Die Angst zu sterben. Ich wusste jetzt, was es bedeutet wenn andere Leute sagen, dass die Angst noch in den Knochen steckt. Es fühlte sich wirklich so an, als wäre sie tief in mir und als würde sie nicht mehr gehen wollen.
Hier unter der Bettdecke war alles dunkel und schwarz. Es war, als würde es mich noch tiefer in ein schwarzes Loch ziehen, aber mir dabei auch ein Teil meines Schmerzes nehmen. Ich wollte hier nicht mehr weg. Ich konnte es nicht. Ich wollte einfach für immer unter der dunkeln Bettdecke bleiben und in mein eigenes, schwarzes Loch versinken.
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Big Brothers 8
AdventureDer 8. Teil von Big Brothers. Beginnt am besten bei Teil 4, alles andere davor ist sehr schlecht geschrieben.