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Jake POV  

Seit Stunden arbeitete ich mich durch meine Unterlagen. Ich war sehr dankbar, dass Jackson soweit es ihm möglich war meine Aufgaben für ein paar Tage übernommen hatte, sodass ich mich um Mila kümmern konnte, trotzdem ist sehr viel liegen geblieben, was ich nun aufarbeiten musste.

Nachdem ich das wichtigste erledigt hatte und eigentlich gerade nach Hause gehen wollte, wurde ich von dem Oberarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgehalten. Es ging um einen 15 Jährigen Jungen, der bei dem Amoklauf leicht verletzt wurde, sich allerdings 2 Tage später das Leben nehmen wollte.

Er hatte Schlaftabletten geschluckt, da er mit dem erlebten nicht klar kam und es war nur Glück, dass die Mutter ihn rechtzeitig gefunden hatte. Da er trotz allem akut Lebensgefährdend war, lag er seit dem in der geschlossenen Abteilung der Kinder und Jugendpsychiatrie und stand unter dem Einfluss von Medikamenten.

Ich war kein großer Freund davon Menschen, aber vor allem Kinder und Jugendlichen, starke Psychopharmaka zu geben. Sie veränderten das Wesen und das Bewusstsein und nahmen den Menschen oft die eigene Beherrschung über den Körper und Verstand, was vor allem bei Kindern langfristig zu Schäden führen kann. Allerdings gab es manchmal keinen Weg darum herum und es war trotz der Risiken die beste Möglichkeit, wie auch in diesem Fall.

Hier gab es allerdings die Situation, dass die Eltern mit unserer Entscheidung nicht einverstanden waren und den Zustand ihres Sohnes schön redeten. Das führte dazu, dass das Jugendamt und Gericht eingeschalten wurden und eine speziell für solche Situation ausgebildete Person das vorrübergehende Versorgungsrecht für den Jungen bekommen hat.

Die Eltern tragen weiterhin das Sorgerecht, aber die hinzugezogene Mitarbeiterin des Jugendamtes trifft die medizinischen Entscheidungen die wir empfehlen, für die wir allerdings normalerweise die Zustimmung der Eltern brauchen. So können wir dem Jungen die nötige Behandlung geben die er braucht, ohne, dass seine Eltern ihm diese verweigern können.

Das war natürlich ein großer Schritt, den wir nur als letzte Möglichkeit wählten, aber manchmal war das die einzige Option.

Der richterliche Beschluss wurde gestern erteilt und die zuständige Mitarbeiterin erstellte uns eine Vollmacht, damit wir alles Notwenige durchführen um dem jungen helfen konnten. Das gab uns alleinige Entscheidungsfreiheit und wir konnten nun mit der Behandlung beginnen.

Ich besprach mit dem Oberarzt kurz den Behandlungsplan, was eigentlich nicht zu meinen Aufgaben gehörte, jedoch wollte ich mir selbst ein Bild über die Situation machen, jetzt wo wir die volle Verantwortung für einen 15 jährigen Jungen trugen.

Nachdem wir das erledigt hatten, begleitete ich den Oberarzt zu dem Gespräch mit den Eltern. Nur weil sie keine rechtliche Handhabe mehr über die medizinische Versorgung ihres Sohnes hatten, bedeutet dies nicht, dass wir sie außenvorlassen. Natürlich werden sie über alles informiert und dürfen auch weiterhin ihr Kind besuchen. Das war auch für sie ein großer Schock.

Erst der Amoklauf und dann der darauffolgende Selbstmordversuch. Es gab viele traurige Geschichten wie diese, die hier in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgefunden werden können. Leider konnten wir die Kinder nicht immer heilen und so lagen hier auch Kinder und Jugendliche mit psychischen Krankheiten, die sich nie wieder davon erholen werden und ihr restlichen Leben in entsprechenden Einrichtungen verbringen müssen.

Wir versuchten das Beste daraus zu machen und ihnen den Umständen entsprechend ein schönes Leben bereiten zu können. Ich ließ die Ärzte, die in der Psychiatrie und auch auf der normalen Kinderstation arbeiteten regelmäßig Vorschläge einreichen, was sie für Verbesserungswünsche für die Station hatten, aber auch was sich die Kinder wünschten. Sie waren die Patienten und konnten schließlich am besten beurteilen was ihnen hier fehlte, um ihnen die Zeit verschönern.

Es gab viele Kinder die hier mehr Zeit verbrachten aufgrund von Krebs oder anderen Krankheiten und ich wollte ihnen trotz allem so gut es geht ihn ihre Kindheit zurückgeben. Kinder hatten eine schöne und unbeschwerte Kindheit verdient und an Dingen, die ihnen das auch im Krankenhaus geben konnten, sollte man nicht sparen.

Das alles machte mir natürlich auch immer wieder bewusst, dass wir sehr dankbar sein müssen, dass es Mila und den Jungs gut geht. Auch wenn Mila mit den Folgen des Amoklaufes zu kämpfen hatte, es könnte deutlich schlimmer sein. Gesundheit ist etwas, dass man sich nicht erkaufen kann und man daher ich darauf achten und dankbar sein sollte, wenn man selbst und die Familie gesund war...





Mason POV  

Es war für uns alle irgendwie eine seltsame Situation. Der Amoklauf ist erst eine Woche her und wir wollten wieder auf eine Party gehen. Was ist der richtige Abstand nach einem Amoklauf an der eigenen Schule, in dem man wieder aufs Partys gehen kann ohne, dass es unsensible ist?

Ich meinte, wir waren zwar nicht dabei, aber für uns war das trotzdem auch nicht ganz so leicht. Lenny wurde erschossen, Mila wurde angeschossen. Wir kannten manche der erschossenen Schüler und haben das natürlich auch alles mitbekommen. Wir waren uns alle nicht so ganz sicher, ob es okay ist jetzt schon wieder Spaß zu haben oder ob es nicht doch noch zu früh ist?

Mike und auch Cole meinten, dass wir gehen sollen ohne uns dabei schlecht zu fühlen und das es dafür keinen Grund gab, aber das schlechte Gewissen blieb. Es waren so viele Leute gestorben und wir hatten wieder unseren Spaß. Es fühlte sich einfach nicht richtig an.

Trotzdem machten Luke, Dylan und ich uns abends auf dem Weg zu einem anderen aus dem Footballteam. Liam traf sich mit seinen Scott und Caleb zum Sport anstatt mitzukommen. Seit die Schule vorbei war bereitete er sich auf die USC vor und machte noch mehr Sport als davor, während wir uns durch das fehlende Footballtraining in den Ferien meist weniger bewegten als sonst.

Ehrlich gesagt tat es aber auch mal ganz gut nur das zu machen worauf wir Lust hatten. Wir konnten allen möglichen scheiß essen und so viel oder so wenig Sport machen wie wir wollten. Niemand der unser Fitnesslevel überwacht oder meckert, wenn wir nicht fit genug sind. Football machte mir wirklich viel Spaß und ich machte das alles sehr gerne um fit zu sein, aber es tat einfach auch mal ganz gut ein paar Wochen zu entspannen. Entspannen und viel Alkohol trinken, wie auch heute.

Als wir auf der Party ankamen, waren schon viele aus dem Team und andere Freunde von Justus da. Musik lief laut im Hintergrund, während alle im Garten verteilt saßen und redeten, PS5 oder Bierpong spielten oder sich im Pool abkühlten. Es war eine typische High-School Party wie auch die anderen auf denen wir sonst waren. Die Stimmung war gut und ausgelassen, was vielleicht auch an dem vielen Alkohol lag, den es an der Bar gab.

Wir setzten uns zu unseren Freunden die um den Pool herum saßen und der Abend begann seinen Lauf zu nehmen. Während Luke Auto fuhr und deshalb nichts trinken konnte, hielten Dylan und ich uns nicht zurück und hatten unseren Spaß. Einer unserer Freunde hatte Gras dabei, sodass es nicht nur beim Alkohol blieb.

Jake und Cole hatten uns eigentlich verboten zu kiffen und sahen das alles nicht so locker wie wir, aber für uns was das nicht so schlimm. Es war nichts dabei hin und wieder mal was zu rauchen. Ich würde nie wieder mit härteren Drogen anfangen, aber etwas Gras war nun wirklich nicht schlimm. Je länger wir hier waren, desto normaler wurde es und fühlte sich irgendwann an wie immer.

Keine Spur von dem Amoklauf, auch wenn hier normalerweise bestimmt Schüler wären, die dabei verletzt oder erschossen wurden. Auch das schlechte Gewissen wich nach der Zeit und hatten einfach nur unseren Spaß.

Unsere Brüder hatten schon Recht, das es in Ordnung ist wenn wir wieder auf Partys gehen. Nur weil wir unseren Spaß hatten bedeutet dies ja nicht, dass uns nicht Leid tut was passiert ist. Das ist schlimm, keine Frage, aber unser Leben ging weiter. Es brachte nichts, dass wir deswegen zuhause blieben.

Das Leben kann so schnell vorbei sein wie wir alle wissen, dann sollten wir lieber alles genießen und jede Möglichkeit nutzen sie wir hatten. Nach dem Amoklauf in Victorville hatte ich ziemlich damit zu kämpfen, dass ich an der Schule war und es nur Glück war, dass ich rechtzeitig gegangen bin.

Das hier war schlimm, aber es beeinflusste mich bei weitem nicht so wie letztes Mal. Klar, hatten wir Glück dass wir aufgrund des Spieles am Abend davor noch nicht in der Schule war, aber das gehörte eben auch manchmal dazu. Es bringt nichts, mich deswegen fertig zu machen, ändern konnte ich eh nichts. Lieber sollten wir wirklich alle das Leben genießen, denn wir wissen nie, wann es vorbei ist...

Big Brothers 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt