Cole POV
"Wir müssen dem nachgehen. Ich kann mir zwar auch nicht vorstellen, dass dort etwas dran ist, aber wir müssen es überprüfen", sagte Alex . Ich war gerade im Krankenhaus angekommen und wollte eigentlich zu Mila gehen, als Alex mich abgepasst hatte.
Er hatte mit weiteren Agents damit begonnen die verletzten Schüler, welche hier im Krankenhaus lagen, zu befragen, wobei Zweifel aufgekommen sind, ob es nicht noch einen 3. Schützen gibt. Mehrere Schüler haben unabhängig von einander die Schützen beschrieben und ein paar der Beschreibungen waren ziemlich identisch, trafen allerdings auf keinen der zwei bereits bekannten Schützen zu.
Laut Augenzeugenberichten ist der mögliche dritte Schütze mit einer Waffe in der Hand durch den Flur gelaufen, als er selbst von einem der Amokläufer niedergeschossen wurde. Das hörte sich für mich nicht so an, als handelt es sich hierbei um einen dritten Schützen, sondern eher um einen Schüler, der warum auch immer, eine Waffe dabei hatte.
Keiner der Augenzeugen hat gesehen, wie dieser Schüler auf andere geschossen hat und auch unsere Ermittlungsergebnisse ergaben keinen Hinweis auf einen 3. Schützen. Trotzdem mussten wir dem natürlich nachgehen.
"Wenn er angeschossen wurde, liegt er bestimmt noch im Krankenhaus, insofern er nicht verstorben ist. Ich geh zu Jake, sie haben bestimmt bei der Einlieferung Bilder von den Schülern gemacht, vielleicht ist er ja darunter. Telefoniert solange die anderen Krankenhäuser ab und überprüft, ob die Beschreibung auf einen der verletzten oder verstorbenen Schülern zutrifft", erwiderte ich, bevor ich mich auf den Weg zu Jake machte.
Es kann gut sein, dass der Junge das alles überlebt hat, sich aber aus Angst nicht dazu geäußert, beziehungsweise nichts von der Waffe erzählt hat. Aber das werden wir hoffentlich bald erfahren.
Bei Amokläufen oder anderen größeren Vorfällen macht das Krankenhaus meist kurz ein Bild von den eingelieferten Patienten. Das diente zur Identifizierung und Zuordnung der Verletzten und Toten. Vielleicht hatten wir ja Glück und gesuchte Person befindet sich hier im Krankenhaus.
Ich lief zuerst zu Jake ins Büro, wo ich ihn auch tatsächlich antraf. Eine Krankenschwester war gerade dabei ihm von unserem Verdacht zu erzählen, als ich dazwischen ging. Sie war anscheinend bei einem der Patienten, als dieser den Verdacht des 3. Amokläufers geäußert hatte.
Genau so entstehen Panik und Gerüchte. Die Menschen hörten etwas, allerdings fehlte ihnen das nötige Hintergrundwissen um die Informationen richtig zuzuordnen. Würde aktuell Gefahr von einem dritten Amokläufer ausgehen, würden wir das alles nicht so entspannt handhaben.
Mit ihrer panischen und erschreckten Art hat die Krankenschwester Mila angesteckt, welche sich davor schon bestimmt nicht allzu wohl gefühlt hatte. Sie saß mit leicht zitternden Händen auf der Couch und sah etwas überfordert zu mir. Ich lief zu ihr, zog sie langsam auf die Beine und anschließend in meine Arme. Nachdem ich ihr kurz beruhigend zusprach, hielt ich ihr freies Ohr zu, während ich Jake von der aktuellen Situation erzählte. Wie erwartete wurden Bilder gemacht, welche er mir auf dem Tablet zeigte.
Unter ihnen war tatsächlich ein Schüler, auf den die Beschreibung zutreffen könnte. Während ich mir den Schüler genauer ansah, kam auch Alex zu Jake ins Büro. "Ein weiterer Schüler der hier liegt hat das gleiche gesehen. Eine 3. Person lief mit Waffe in der Hand durch den Gang als sie niedergeschossen wurde. Einer der Schützen hat die Waffe an sich genommen und den Jungen augenscheinlich Tod zurückgelassen. Er kannte den Jungen, sein Name ist John Davids", berichtete Alex von den neusten Erkenntnissen.
Das war genau der Junge, den ich mir gerade auf Jakes Tablet ansah. "Ist er bei Bewusstsein?", fragte ich an Jake gerichtet, während ich ihm das Tablet zurück gab. Er sah kurz in seine Krankenakte, bevor er erwiderte: "schwer verletzt, aber er sollte bei Bewusstsein sein. Ich komme kurz mit, dann können wir schauen ob er wach ist und Fragen beantworten kann".
"Soll ich mit Mila wieder auf ihr Zimmer gehen?", fragte Alex, was ich bejahte. Unsere kleine Schwester klammerte sich unsicher an mich. Man musste kein FBI Agent sein, um zu erkennen, dass es ihr gerade nicht gut ging und sie Angst hatte. Ich würde es ihr nicht zumuten mit uns mitzukommen und es war die Beste Lösung, wenn Alex mit ihr auf ihr Zimmer ging.
Mila löste sich nur zögerlich von mir, bevor Alex sie zurück brachte.
"Ist es schlimm?", fragte ich an Jake gerichtet, während wir uns auf dem Weg zu dem Jungen machten. "Sie hatte Angst sobald wir das Zimmer verlassen haben. Es war schwer für sie und es liegt definitiv noch einiges vor ihr, aber es könnte auch deutlich schlimmer sein. Ich mache mir aktuell keine großen Gedanken deswegen", erwiderte mein Bruder.
Es war nichts ungewöhnliches, dass Menschen, die ein traumatisches Erlebnis wie einen Amoklauf durchlebt haben, danach Angst hatten sich im Freien zu bewegen, wie es auch bei Mila war. Das war natürliches Verhalten und völlig nachvollziehbar, ich hoffte nur, dass wir das wieder vollständig gelöst bekamen und sie wieder in ihr normales Leben zurückfinden kann.
Als wir bei dem Jungen ankamen, war er gerade mit seinem Handy beschäftigt, während seine Mutter neben seinem Bett saß und in einer Zeitschrift laß. Der junge wirkte sehr blass und schwach. Ich wusste von Jake, dass er 4 Kugeln in den Oberkörper abbekommen hatte und es ein kleines Wunder war, dass er noch lebte.
"Hey John, ich bin vom FBI und würde dir gerne ein paar Fragen stellen", sagte ich zu ihm, nachdem Jake sich kurz seinem Gesundheitszustand gewidmet hatte. John wurde noch blasser, als er ohnehin schon war und begann nervös mit seinen Fingern herum zu spielen.
"Kannst du dir vorstellen worum es geht?", fragend sah ich ihn an. Er senkte den Kopf.
"Wir sind gerade dabei die Aussagen der Schüler aufzunehmen und dabei bist du zum Thema gekommen. Du wurdest mit einer Waffe in der Hand gesehen, bevor du niedergeschossen wurdest", half ich dem Ganzen etwas auf die Sprünge. Seine Körpersprache war sehr ängstlich und zurückhaltend, was mir eigentlich jetzt schon verriet, dass er nicht zu den Amokläufen gehört.
Diese würden sich nicht verstecken, sondern wären stolz auf ihre Tat und ihre Rache. Die Körpersprache und das Verhalten wäre das genaue Gegenteil von John's.
"Es tut mir Leid. Ich weiß, wie es aussieht, aber ich habe nichts damit zu tun. Einer der Schützen hat eine seiner Waffen verloren und es nicht bemerkt. Ich dachte, dass wenn ich seine Waffe habe, dass ich ihn dann erschießen kann, bevor er mich erschießt.
Ich habe mich nur wenige Meter von der Waffe entfernt versteckt und habe sie mir gegriffen, als der Amokläufer mir den Rücken zugedreht hat. Als ich sie jedoch im der Hand hatte, hab ich kalte Füße bekommen. Ich konnte ihn nicht erschießen, es ging nicht.
Ich bin weg gerannt, aber wurde nach nur wenigen Meter in den Rücken geschossen. Danach weiß ich nichts mehr, aber bitte, Sie müssen mir glauben, Sir, ich hatte nichts damit zu tun", prasselte es plötzlich aus dem Jungen heraus.
Es war genau das, was wir vermutet hatten und was gut und schlüssig in die Situation passte. Seine Aussage war glaubwürdig es und gab keinen Grund oder Anzeichen, daran zu zweifeln. "John", sagte seine Mutter sehr überrascht: "warum hast du uns denn nichts davon erzählt".
"Ich hatte Angst. Angst, dass ihr mir nicht glaubt und mich auch für einen von den Tätern haltet. Ich dachte, dass mich vielleicht niemand mit der Waffe gesehen hat und das alles falsch darstellt, wie es ja jetzt auch ist", begann der Junge zu weinen.
Es war für alle eine schwere Situation. Natürlich wird das keine Folgen für den Jungen geben. Er wird das alles nochmal im Ruhe und ausführlich zu Protokoll geben müssen, aber das war es dann auch schon. Er wollte sich selbst retten, selbst wenn er auf den Amokläufer geschossen hätte, wäre er straffrei davon gekommen.
Ich beruhigte den Jungen und erklärte ihm, dass das keine rechtlichen Folgen haben wird, bevor ich Mike anrief und ihm ebenfalls alles erzählte. Eigentlich wäre er hierfür zuständig, allerdings war er gerade im Büro und ich sowieso hier, sodass ich das einfach schnell geklärt hatte und wir nun Gewissheit hatten, dass es keinen 3. Amokläufer gab...

DU LIEST GERADE
Big Brothers 8
مغامرةDer 8. Teil von Big Brothers. Beginnt am besten bei Teil 4, alles andere davor ist sehr schlecht geschrieben.