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Cole POV

Zufrieden sah ich durch das Küchenfenster zu Mila, die sich zu May auf die Couch gesetzt hatte. Es war ihr anzumerken, dass sie etwas Zeit gebraucht hat, um sich hier wieder zurecht zu finden. Inzwischen bewegte sie sich wieder selbstständig im Haus und im Garten, ohne, dass sie sich unwohl fühlte.

Es wird noch eine Weile dauern, bis sie wieder mehr vertrauen in neue Situationen und Menschen, auch wenn sie diese bereits kennt, schenken kann, aber sie war auf einem guten Weg. Trotzdem mussten wir noch sehr vorsichtig sein, was viele Dinge anging. Sie war psychisch deutlich stabiler als noch vor 3 Wochen, aber trotzdem noch weit von ihrer alten Verfassung entfernt und sehr sensible, was bestimmte Themen wie zum Beispiel Waffen anging.

Uns war allen bewusst, dass dies mit Ralf Art kollidieren wird und haben, beziehungsweise Nana hat deshalb schon im Vorfeld abgeklärt, dass er heute seine Waffen zuhause lässt. Auch wenn wir Mila langsam wieder an das Thema heranführen wollten, war es deutlich zu früh für sie, wenn jemand in ihrer Nähe schießt. Das waren zu viele Sinne, die angesprochen werden und dem sie noch nicht standhalten kann.

Es war das eine, Waffen zu sehen, aber etwas anderes, sie zu hören und eventuell auch zu riechen.

Sie sieht es, sie riecht es und sie hört es. Das würde sehr viele Erinnerungen in ihr hoch holen und sie eventuell alles erneut durchleben lassen. Auch wenn sie schon sehr viel verarbeitet hat, sind in ihrem Gehirn sehr viele Erinnerungen gespeichert, die noch nicht angesprochen wurden und welche sie überfordern würden, wenn sie zum jetzigen Zeitpunkt nach oben kommen, was die Fortschritte der letzten Tage zerstören könnte.

Ralf hat allerdings Verständnis für Milas Situation gezeigt und seine Waffen zuhause gelassen.

"Ihr geht ihr deutlich besser, oder?", fragte unsere Nana an uns gerichtet. Zusammen mit Jake, Mike und Alex standen wir in der Küche. Es war klar, dass sie sich Sorgen um Mila gemacht hatte. Es war das erste Mal, dass sie Mila seit dem Amoklauf wieder sah.

Grandma hatte sich so gut wie jeden Tag bei uns gemeldet, um zu erfahren, wie es unserer kleinen Prinzessin ging. Sie hatte sich große Sorgen gemacht, wollte aber nicht vorbeikommen, um Mila nicht zu überfordern. Umso glücklicher war sie natürlich, das Mila heute mitgekommen ist.

"Ja, es geht in die richtige Richtung", erwiderte Jake, während ich meinen Blick von Mila ab- und mich wieder dem Gespräch zuwandte. "Ich hoffe wirklich, dass sie endlich ihre Teenagerjahre genießen kann. Seit dem Tod eurer mom hat sie viel durchmachen müssen", sagte Nana nachdenklich. Es war ihr anzusehen, dass der Tod ihrer Tochter noch immer sehr schmerzte.

"Wir sind zuversichtlich, dass es klappt. Es ist zwar viel passiert in den letzten Monaten, aber sie hatte trotz allem auch viel Spaß", antwortete ich. Und war durchaus bewusst was die letzten Monate in Mila alles ausgelöst haben und das sie schon deutlich mehr aushalten musste, als viele Erwachsene, aber sie hat das alles bisher ganz gut gemeistert und wir waren überzeugt davon, dass wir das auch dieses Mal wieder hinbekommen, auch wenn der Amoklauf andere Ausmaße annahm.

"Und was machen die Jungs? Benehmen sie sich?", hakte Nana weiter nach. "Sie sind so wie immer. Frech, streiten und diskutieren viel, aber unternehmen auch viel zusammen und genießen die Ferien", erwiderte Jake schmunzelnd.

Mason und die Zwillinge waren ein Fall für sich. Sie hielten, wenn es gegen andere ging, immer zusammen und machten so gut alles zu dritt, aber waren auch ganz vorne mit dabei, wenn es darum ging, sich gegenseitig zu ärgern und stritten sich auch oft und gerne.

Liam war auch noch oft dabei, aber bereitete sich aktuell schon auf die usc vor, sodass er immer mal wieder fehlte oder etwas mit seinen Freunden machte. Trotzdem machten die vier noch sehr viel zusammen, vor allem was den Sport anging. Sie hatten Glück, dass sie sich gegenseitig hatten.

Big Brothers 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt