Big Brothers 8

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Jake POV

Ich klebte ein neues Pflaster auf Milas heilende Bauchwunde, bevor ich alle Utensilien in den Müll warf und mich wieder meiner kleinen Schwester widmete.

Sie hatte Glück. Durch das Würgen hätten leicht Milas Nähte reisen oder sich ihre inneren Verletzungen verschlimmern können. Aber es trat weder Blut aus der Wunde, noch waren die Nähte gerissen.

Seit ihrer OP waren nun bereits über 28 Stunden vergangen, wodurch sie sich bereits etwas erholen konnte. Hätte sie sich heute Morgen übergeben müssen, wäre das Ganze nicht so gut ausgegangen.

Durch die Schmerzen und das die ganzen Medikamente war es keine große Überraschung, dass Mila schlecht wurde. Sie hätte es nur früher sagen sollen, damit ich ihr etwas gegen die Übelkeit hätte geben können. Bei ihrem aktuellen Zustand war es schwer von außen zu erkennen, ob sie an Übelkeit litt, da sie immer blass und erschöpft aussah, jedoch war es essenziell wichtig, dass sie mir sagte, wenn etwas nicht stimmt.

Auch wenn es normalerweise nicht schlimm war, wenn sich jemand übergeben musste, konnte es mit ihren Verletzungen schnell fatal werden.

Ich strich Mila kurz über ihre Wange, bevor ich auf die Uhr sah und sagte: „du hast gleich noch eine CT Untersuchung um zu überprüfen, ob deine innere Verletzungen verheilen wie sie sollten. Das wird zwischen 20 und 30 Minuten dauern und ist wie immer schmerzfrei".

Mila war immer sehr ängstlich und unsicher was Behandlungen und Untersuchungen anging, besonders in dieser Ausnahme Situation. Ich versuchte immer so gut es ging ihr die Angst zu nehmen und ihr zu erklären was passieren wird, damit sie sich etwas beruhigen konnte.

Auch wenn es suboptimal war, dass sie sich übergeben musste und sie trotz allem etwas Nervös wirkte, als ich sie zum CT brachte, lenkte sie es auch etwas von dem Amoklauf ab. Es ist verständlich, dass sich gerade alles in ihrem Kopf darum drehte, aber es war nicht gut, wenn sie sich zu sehr damit beschäftigte.

Das war alles sehr viel zum Verarbeiten und sie wird nach und nach realisieren, was passiert ist. Es bleibt abzuwarten, wie gut sie damit klarkommen wird oder auch nicht.

Ein Amoklauf ist ein sehr einschneidendes Erlebnis, noch dazu die Verletzungen die sie davon getragen hat. Das wird alle Schüler die an der Schule waren noch sehr lange verfolgen.

Insgesamt hatten wir 12 verletzte Schüler reinbekommen, wovon allerdings 3 bereits verstorben sind und so wie es aussieht, noch weitere Folgen könnten.

Dadurch, dass die Amokschützen die Schüler auf die Flure gelockt hatten, gab es für sie kaum eine Möglichkeit sich zu verstecken und sehr viele von ihnen wurden schwer verletzt oder getötet. Die Amokläufer hatten vollen Erfolg mit ihrem Plan.

Nachdenklich sah ich zu Mila, die still und nahezu regungslos auf der Liege im CT lag. Sie hatte wirklich Glück. Nur 2 cm weiter oben und sie wäre wahrscheinlich Tod. Aber nicht nur sie, auch Luke hatte sehr viel Glück, dass er nicht ebenfalls verletzt wurde. Es wird auch für ihn eine Herausforderung mit dem erlebtem Umzugehen.

Natürlich war es unfair ihnen gegenüber. Sie wollten nur in die Schule gehen, den letzten Tag hinter sich bringen und sich auf die Ferien freuen, doch die Entscheidung zweier Jungs hat das Leben von sehr vielen Schülern ins Wanken gebracht und es wird für jeden einzelnen eine Herausforderung, damit umzugehen.

Wir als Krankenhaus boten immer psychologische Hilfe an und hoffen auch, dass die Eltern und Kinder das annehmen werden. Psychologische Probleme werden zum Teil noch immer nicht anerkannt in der Gesellschaft. Das ist allerdings ein sehr wichtiges Thema und durfte nicht unterschätzt werden.

Niemand der Schüler wird ohne professionelle Hilfe über das erlebte hinweg kommen. Es gab immer Eltern, die sehr offen gegenüber Psychologen waren, aber auch Eltern die das alles klein redeten. Deren Kinder müssen das oft mit sich selbst ausmachen, was sie nicht selten in die Drogensucht oder Depression treibt.

„Hey Jake", holte mich Jacksons Stimme aus meinen Gedanken. Ich wand meinen Blick von meiner kleinen Schwester ab und sah zu meinem besten Freund: „hey. Wie sieht's aus bei euch?". Jackson hatte in den letzten Stunden mehr oder weniger meinen Job übernommen und kümmerte sich um alles, wofür ich sonst zuständig war. Ich war ihm sehr dankbar dafür, denn so konnte ich mich voll und ganz mit Mila beschäftigen.

„Es ist schwer und nimmt natürlich alle sehr mit. Bis auf zwei Schüler sind inzwischen alle stabil und bei Bewusstsein. Bei den anderen zweien sieht es schlecht aus, ihre Verletzungen sind einfach zu schwer.

Bei dem Amokläufer kam es zu Komplikationen heute Nacht. Er liegt auf der Intensivstation und ist derzeit nicht bei Bewusstsein. Wir sind aber zuversichtlich, dass er in den nächsten Stunden aufwachen wird. Wie geht es Mila?".

Wir hatten nicht nur Schüler, sondern auch den verletzten Amokläufer reinbekommen. Trotz seiner Taten behandelten wir ihn wie jeden anderen Menschen und gaben unser Bestes, damit er sich bald wieder von seinen Verletzungen erholen wird.

Allerdings befand er sich weit von den anderen Schülern abgeschnitten, damit es zu keinen Zwischenfällen kam. Davon abgesehen wird er von mehreren Polizisten Rund um die Uhr überwacht. Zum Schutz der anderen, aber auch vor allem zu seinem Schutz. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand das Gesetz selbst in die Hand nimmt.

„Es wird besser. Ihre inneren Verletzungen verheilen Glücklicherweise wie erwartet. Psychisch gesehen müssen wir abwarten, bis sie beginnt das alles zu realisieren. Im Moment geht es ihr okay, aber das wird sich in den nächsten Stunden ändern" erwiderte ich, mit Blick auf die CT Aufnahmen die vor wenigen Sekunden eingetroffen sind.

Milas Verletzungen sahen sehr gut aus, dafür wie kritisch es gestern kurzzeitig um sie stand.

„Hast du mit Cole irgendwas bezüglich der Befragung der Schüler besprochen? Das FBI ist hier und würde gerne mit den Schülern sprechen, die bei Bewusstsein sind", fragte Jackson nach. „Nein, wir haben uns nicht darüber unterhalten. Wenn die Schüler bereit sind und medizinisch nichts dagegen spricht, kann das FBI gerne mit ihnen reden", antwortete ich.

Es war klar, dass sie die Aussagen der Schüler brauchen. Das FBI versuchte den Ablauf und die Gründe des Amoklaufes zu rekonstruieren, dabei waren die Aussagen der Schüler essenziell wichtig. Auch wenn einer der Schützen Tod war, wird sich der andere dafür verantworten müssen und die Familien der erschossenen Schüler warten ebenfalls auf Antworten...