11.

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Der nächste Tag war angebrochen und völlig erschöpft rekelte ich mich in meinem Bett hin und her. Ich hätte schwören können, jeden einzelnen Muskel meines Körpers zu spüren und noch dazu, schien mein Kopf jeden Moment zu explodieren.

Was war gestern noch passiert? Und wie bin ich überhaupt in mein Bett gekommen?

Ich zog mir die Decke bis zum Kinn und begann angestrengt über den gestrigen Abend nach zu denken.

Da waren Ginny und ich, wir haben getrunken und getanzt. Aus irgendeinem Grund war ich dann in die Bibliothek gelaufen und hatte dann Besuch bekommen ... Verdammt! Malfoy!

Langsam kam meine Erinnerung an den gestrigen Abend zurück.

Hermine Jean Granger! Bist du denn jetzt schon völlig verrückt geworden?! Du hast nicht im Ernst mit Draco Malfoy geschlafen. IN DER BIBLIOTHEK?!

Panisch machte ich mir Gedanken über Malfoy's Reaktion.

Wenn rauskommt, was gestern Nacht in der Bibliothek gelaufen ist, wäre ich das Gesprächsthema für die nächsten Jahre und wahrscheinlich nicht nur bei den Schülern.

Plötzlich schlug ich mir mit der Handfläche auf die Stirn.

Was wenn Harry oder Ron es erfahren?!

Bei dem Gedanken an den Rotschopf spürte ich sofort einen tiefen Schmerz in meiner Brust und ich konnte mir wieder den Grund für meinen Bibliotheksbesuch erklären.

Wie konnte ich nur so blind sein? Ich hätte es doch merken müssen.

Beschämt zog ich mir die Decke über den Kopf und versuchte mein Schluchzten zu unterdrücken. Aber es wollte mir einfach nicht gelingen.

Eine Dusche würde mir sicherlich gut tun.

Nachdem eine gefühlte halbe Stunde das heiße Wasser über meinen Körper geflossen war, zog ich mich in meine Bibliothek zurück. Hier konnte ich wenigstens Abstand gewinnen und abschalten. Ich saß einfach da, las und lernte. Bis irgendjemand mit voller Wucht an die Tür klopfte, und mich somit aus den Gedanken riss. Genervt schleppte ich mich zur Türe und öffnete diese und blickte in die einst vertrauten aber nun doch so fremden Augen von Ron.

"Hermine, Merlin sei dank, dir gehts gut." Keuchte er erleichtert auf.

"Gut? Sieh sie dir doch mal an, sie sieht schrecklich aus!" Kam es aufgebracht aus dem Hintergrund und Ginny trat hinter ihrem Bruder hervor.

Na, vielen Dank auch.

"Hermine, wo warst du? Wir haben dich den ganzen Tag gesucht, du warst wie vom Erdboden verschluckt." Meinte Ginny aufgelöst.
"Ich war hier, die ganze Zeit eigentlich." Antwortete ich benommen und sah auf den Boden.
"Bist du dir sicher, wir haben es schon zweimal versucht heute." Kam es nun von Harry, der hinter den beiden Weasleys aufgetaucht war.
"Wir haben uns Sorgen gemacht." Meinte Ron und griff nach meiner Hand.
Als er mich berührte, fühlte ich, wie sich meine Kehle zu schnürte und ich entriss ihm sofort meine Hand.
"Fass mich nicht an!" Fauchte ich.
"Hermine, bitte lass es mich erklären." Versuchte Ron es vorsichtig.
"Da gibt es nichts zu erklären, Ronald Weasley und ich würde dir raten sofort meinen Turm zu verlassen." Knurrte ich.

Oder ich hetz dir, weiß Merlin welchen Fluch auf den Hals.

"Hermine, bitte es tut mir so leid ich ..."
"Ich will dich nicht mehr sehen!  Und jetzt mach, dass du verschwindest oder du wirst es bereuen!" Schrie ich ihm ins Gesicht und spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.
Noch bevor auch nur irgendjemand etwas antworten konnte, knallte ich die Türe zu und lehnte mich mit dem Rücken daran und lies mich zu Boden gleiten. Ich hörte nur noch Ginny und Harry, die Ron auf der anderen Seite der Türe klar machten, welchen Fehler er eigentlich gemacht hatte, wobei Ron aber immer nur mit Ausreden kam.

Wie soll ich nur die nächsten Wochen aushalten?

Weiters kam mir noch in den Sinn, dass ich eigentlich dieses Weihnachten bei den Weasleys verbringen wollte, und das würde ich auf keinen Fall machen. Ich würde hier in Hogwarts bleiben und wenn es sein muss auch alleine.

Es war nun über ein Monat her, seitdem ich mich von Ron getrennt hatte. Er hatte mehrmals versucht, mit mir zu sprechen und wenn ihn Harry oder Ginny nicht von mir ferngehalten hätten, wäre ich womöglich noch durchgedreht. Ich lies niemanden an mich ran, verkroch mich hinter meinen Büchern und der Lernerei und gab immer wieder Abende, an denen ich unter Tränen eingeschlafen war. Zu meinem Glück war auch von den Aufgaben der Schulsprecher soweit alles erledigt und so konnte ich Malfoy auch aus dem Weg gehen. Seit dem Vorfall in Bibliothek schien er mich völlig zu ignorieren, was mir aber auch ziemlich lieb war.

Es war wie immer ein ganz normaler Abend als es an meiner Tür klopfte. Gedankenversunken ging ich zur Türe und öffnete diese und sah in die dunkelgrünen Augen von Ginny.

Was will sie denn hier?

"Darf ich reinkommen Mine?"Fragte sie mit zittriger Stimme.
"Ja klar, komm rein." Ich trat einen Schritt zur Seite und lies sie in meinen Turm.
"Was gibts denn Ginny?" Fragte ich sie, nachdem ich die Türe geschlossen hatte.
"Ich wollte dich sehen." meinte sie und schluckte schwer.

Ich sah den Rotschopf mit großen Augen an und verstand nicht ganz, was das nun alles zu bedeuten hatte.

"Ach komm schon Mine, seit einem Monat lässt du so gut wie niemanden an dich ran. Du gehst gerade mal zum Unterricht und verschwindest anschließend wieder, Abendessen lässt du auch so gut wie immer ausfallen und dann verkriechst du dich hier in deinem Turm." Meinte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
"Ginny ich..."
"Mine, wir vermissen dich. Ron vermisst dich, auch wenn er totalen Mist gebaut hat."

Allerdings.

"Harry vermisst dich und vermiss dich auch. Ich will meine beste Freundin einfach wieder haben." Schluchzte der Rotschopf.
"Oh Ginny, es tut mir so leid. Ich brauchte meinen Abstand, aber ich hab nicht darüber nachgedacht, wie es euch dabei geht." Gestand ich und nahm sie in den Arm und drückte sie an mich.
"Heißt das, dass du wieder dabei bist?" Ich nickte.

Sofort begann meine beste Freundin zu strahlen und zog mich nochmals in eine Umarmung. Ginny blieb noch eine Weile bei mir und ich konnte mich sogar dazu überwinden ihr mein Herz auszuschütten. Ich erzählte ihr von dem Vorfall in der Bibliothek. Ginny hörte mir aufmerksam zu, und blieb bis zum Ende meiner Erzählung ruhig sitzen.

"Aber ich weiß bis heute nicht, wie ich in mein Zimmer gekommen bin." Beendete ich die Erzählung. Meine beste Freundin sah mich mit ihren großen grünen Augen an und wusste anscheinend nicht recht, wie sie reagieren sollte.
"Ginny sag doch bitte was." Die Rothaarige holte einmal tief Luft, bevor sie mich entgeistert anschrie.
"Bist du denn völlig verrückt geworden?! Die Sache mit Ron so zu verarbeiten ist das eine aber musste es gleich Malfoy sein?" Sie spuckte den Namen des Slytherin förmlich aus.

Widerwillig hob ich immer wieder meinen Blick vom Boden und sah ihr in die Augen. Aber schon nach diesem kleinen Aussetzer schien sie sich wieder halbwegs beruhigt zu haben. Dennoch schüttelte sie den Kopf.

"Mine, was ist denn da nur in dich gefahren?" Meinte sie nun viel ruhiger.
"Ich weiß es selbst nicht Ginny. Ich kann es mir einfach nicht erklären, ich bin nur froh, dass Malfoy die Klappe gehalten hat und niemandem etwas gesagt hat."
"Wenn du mich fragst, wundert mich das sogar, dass er die Klappe gehalten hat. Normalerweise wissen innerhalb 24 Stunden alle, wer mit ihm was hatte. Naja ist vielleicht auch besser so." Meinte sie und lächelte mich schwach an.
"Ja mag sein. Aber Ginny hör mal." Begann ich vorsichtig. Der Rotschopf sah mich mit großen Augen an und wartete gespannt auf meine Meldung.
"Auch wenn ich mich dir nun anvertraut habe, und vorhabe mich wieder zu integrieren, werde ich trotz allem über Weihnachten hier in Hogwarts bleiben. Ich bin noch nicht so weit, um mit Ron so ein Fest feiern zu können."
"Bist du dir da sicher Mine? Wo willst du denn sonst hin?" meinte Ginny enttäuscht.
"Ich bleibe hier, was denn sonst?"
"Du willst Weihnachten allein in Hogwarts verbringen?"
"Ja genau das will ich. Es ist besser so, glaub mir."
"Na schön, wie du meinst, aber ich hoffe du weißt, dass du jederzeit wieder zu uns kommen kannst, wann immer du willst."
"Ich weiß Ginny und dafür dank ich dir auch. Aber ich schaff das schon keine Sorge." Lächelte ich sie an.

Ginny blieb noch eine Weile und wir konnten glücklicherweise auch das Thema wechseln. Diese Entscheidung war mir wirklich nicht einfach gefallen, aber ich war noch nicht bereit dazu mit Ron Weihnachten zu verbringen und meine Eltern würden sowieso nicht in Frage kommen.

pure mudblood - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt