19.

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Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich den blonden Slytherin an.

Hat er das gerade wirklich gesagt? Draco Malfoy kümmert es, wie es mir geht? Ihm ist nicht egal, wie es mir geht?!


Tausende Sachen schossen mir durch den Kopf, während ich Malfoy immer noch mit weit aufgerissenen Augen ansah.

"War das gerade dein Ernst?" Fragte ich ihn vorsichtig.
"Natürlich nicht Granger." Maulte er zurück und verdrehte die Augen.
"Warum sollte ich mir denn Sorgen um ein Schlammblut machen?" 

Da war es wieder. Dieses hässliche Wort. Er hat es gesagt, wieder mal. Aber warum fühl ich mich jetzt so schlecht? Er hat mich schon oft so genannt.

Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen schossen.

Ich muss hier weg.

Im nächsten Moment war ich auch schon aufgesprungen und eilte aus dem Schulsprecherturm. Ich wusste auch schon wohin ich wollte. Der Raum der Wünsche, da würde mich so schnell niemand finden und ich könnte für mich alleine sein.

Schließlich war ich beim Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten angekommen und ging gegenüber vor der großen Wand dreimal auf und ab. Sofort zeigte sich der Raum der Wünsche und ich betrat ihn.
Ich erinnerte mich an die Trainingsstunden zusammen mit Harry für Dumbledore's Armee, hier hatte ich meinen ersten Patronus heraufbeschwört. Doch dieses Mal war der Raum der Wünsche nur ein kleines Zimmer, in der Mitte ein großer Ledersessel, ein Ledersofa und ein kleiner Holztisch. Auch ein Bücherregal war hier und ein Kamin der angenehme Wärme verbreitete. Durch meine schnellen Schritte schmerzte meine Verletzung wieder und keuchend ließ ich mich auf dem Ledersessel nieder. 
Ich setzte mich in den Sessel und blickte ins Feuer. Ich beobachtete den Tanz der Flammen, wie sie miteinander zu spielen schienen. Immer wieder schoss mir dieses grässliche Wort durch den Kopf.

Schlammblut.
Warum legte er auch so viel wert auf meine Abstammung? Es kann doch gar nicht so schlimm sein kein Reinblüter zu sein. Oder? 
Aber was hab ich mir den anderes erwartet? Ich bin doch einfach nur dumm. Da kommt von Draco Malfoy eine nette Meldung und ich denk auch noch, dass er mich mögen könnte. Wie konnte ich nur denken, dass er sich ändern, geschweige denn für mich interessieren würde? Wie konnte ich nur so dumm sein? Dachte ich wirklich, er wäre anders? Draco Malfoy hätte sich geändert und seinen Hass gegenüber Halbblütern und nicht Reinblütigen Zauberern abgelegt? Wach auf Hermine. So dumm kannst du nun wirklich nicht sein. 

Gedankenversunken strich ich mir eine Träne aus dem Gesicht.
"Darf ich?" Kam es plötzlich neben mir.
Erschrocken blickte ich auf und sah Draco direkt ins Gesicht.
"Was tust du hier? Und wie hast du mich gefunden?" Fauchte ich ihn an.
"Ich muss noch etwas erledigen und dich zu finden war keine große Sache." Meinte er und setzte sich gegenüber von mir auf das Sofa.
"Was willst du? Du hast doch vorhin alles gesagt und wenn du mir jetzt nochmal vorwerfen willst, dass mein Blut unrein ist und man sowas wie mich nicht braucht, ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich habs verstanden, danke!" fauchte ich ihn nochmals an.
"Nein Granger, das war auch nicht der Grund, warum ich hergekommen bin."
"Und was dann? Ach weißt du was? Vergiss es einfach, lass mich einfach in Ruhe und verschwinde. Oder noch besser - ich verschwinde."
Wütend sprang ich auf und ging Richtung Ausgang. Aber soweit kam ich nicht, kurz bevor ich an der Türe angekommen war, wurde ich zurückgezogen und gegen die Wand gedrückt.
"Jetzt hör mir doch mal zu Granger!" Knurrte er mich an.
Lockerte seinen Griff aber sofort, als er meinen schmerzerfüllten Blick bemerkte.
"Lass mich sofort los Malfoy!" Zischte ich.
"Zuerst musst du mir zuhören!"
Ich entspannt meinen Körper ein wenig und er öffnete seinen Griff um meine Oberarme und stützte seine Hände links und rechts von mir ab. Sah mich aber nicht an, sein Blick war auf den Boden gerichtet und ich merkte, wie schwer ihm das gerade alles fiel.
"Ich hab gelogen. Es ist mir nicht egal, wie es dir geht und das mit deinem Blutstatuts war auch nicht gewollt, reine Gewohnheit, aber das musst du nicht verstehen."
"Warum? Warum Draco?" Fragte ich.
Überrascht darüber, dass ich seinen Vornamen gesagt hatte, blickt mich der blonde Slytherin an. 

"Das ist etwas, das man nicht so einfach erklären kann."
"Versuch es!"
Draco seufzte einmal, bevor er tief Luft holte.
"Wenn du dein ganzes Leben lang von deinem Vater immer wieder hörst wie wertlos und schmutzig nicht alle Schlam... Nicht-Reinblüter sind, glaubst du es irgendwann auch selbst. Ich wurde Jahre lang gelehrt, was für Abschaum diese Menschen nicht sind und nur Reinblüter es wert sind zu zaubern. Es ist wie eine Gehirnwäsche Granger, gegen die ich Tag für Tag ankämpfe."
Mein Herz stockte. Ich wusste, dass Draco mir gerade etwas sehr Vertrauliches erzählt hatte. Ich hätte mir nie gedacht, dass er so eine emotionale Seite an sich hatte. Aber noch bevor ich etwas darauf sagen konnte, hörte ich ein leises Knistern über uns. Ich konnte das Geräusch jedoch nicht identifizieren und wagte deshalb einen Blick nach oben. 

Über uns war ein Mistelzweig gewachsen.
"Ein Mistelzweig." Dachte ich laut aber verstummte sofort wieder.
"Du bist eine schlaue Hexe." Lächelte der blonde Slytherin.

Er lächelt? Er lächelt!

Ich wartete auf eine weitere Reaktion von ihm, aber es kam keine.

Vergiss es Hermine, das würde sowieso nie passieren. Hör auf ,dir Gedanken über ihn zu machen.

"Ja gut, dann wäre ja alles geklärt." Seufzte ich und setzte mich in Bewegung.
Malfoy hingegen drückte mich nochmals an die Wand und kam mir gefährlich nahe.
"Bist du dir sicher, dass alles geklärt ist?"
"Was gibt es denn noch zu klären?" Fragte ich leicht sauer.
"Nicht gleich so frech. Ist da jemand vielleicht genervt?"

Ja ich bin genervt. Genervt von meiner eigenen Dummheit. 

"Ja und wenn schon. Was gibt es jetzt noch zu klären?"
"Das zum Beispiel." Raunte er.

Im nächsten Moment umfasste er mein Gesicht mit seinen Händen, beugte sich zu mir und legte seine Lippen entschlossen auf meine. 
Reflexartig schlang ich meine Arme um seinen Hals, im nächsten Moment spürte ich, als seine Zunge an meiner Lippe um Einlass bat. Ich vertiefte unseren Kuss und ließ unsere Zungen miteinander verschmelzen. Mein Körper fühlte sich an, als würden unzählige Stromschläge durch ihn hindurchfließen und meine Beine fühlten sich unglaublich wackelig an. Meine Körpertemperatur ging unregelmäßig auf und ab. 
Ich spürte wie er seine Hände von meinem Gesicht nach unten bis zu meiner Hüfte wandern ließ, bevor er mich noch näher an sich drückte. Währenddessen griffen meine Hände wie von selbst zu seinem Gesicht und anschließend zu seinen Haaren, wo sie sich dann auch vergruben. Dieses Gefühl, das Draco in mir auslöste, es war unbeschreiblich. Noch nie zuvor hatte es ein Mann mit einem einzigen Kuss geschafft solche Gefühle in mir hervorzurufen. Es fühlte sich auch ganz anders an, als es sich jemals bei Ron oder irgendjemandem sonst angefühlt hatte. Es fühlte sich besser an. Viel besser.

Schließlich ließen wir beide von einander ab und sahen uns tief in die Augen. Und wieder mal verlor ich mich in seinen Augen. Seinen wunderschönen Augen, die gerade wie flüssiges Silber zu glänzen schienen.

pure mudblood - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt