50.

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In meinem Kopf hämmerte es und ich hatte das Gefühl, dass sich alles um mich herum drehen würde. Mir war schwindlig und übel. Mir war kalt und heiß zugleich. Um mich herum war es totenstill und ich fühlte mich einsam und verlassen. Ich wollte schreien aber aus meiner Kehle kam kein einziger Ton.
Plötzlich durchbrach etwas die Stille. Ich konnte etwas hören, etwas Dumpfes, das immer lauter wurde. Zuerst konnte ich nicht identifizieren, was ich da hörte, bis es immer klarer wurde und ich vertraute Stimmen erkennen konnte.
"Harry! Sieh mal! Sie wacht auf!"

Ich blinzelte aber das helle Licht machte es mir schwer mich zu orientieren. Ich brauchte einige Momente bis ich mich zurechtgefunden hatte. Ich befand mich im Krankenflügel und neben meinem Bett saßen Ron und Harry, die mich beide mit großen Augen anblickten.
"Hey Hermine! Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?" Begann Ron.
"Ging mir schon mal besser." Krächzte ich.
Im nächsten Moment reichte mir Harry ein Glas.
"Hier. Madam Pomfrey meinte du solltest, das hier trinken, wenn du aufwachst."
Erst jetzt merkte ich, wie durstig ich eigentlich war und nahm einen großen Schluck von meinem Getränk. Das ich aber sogleich wieder bereute. Das Zeug war widerlich und ich spuckte es sofort wieder aus.
"Was hast du denn erwartet? Kürbissaft?" Grinste Harry. Madam Pomfrey hatte diesen Satz schon einmal bei ihm gebracht, nachdem Gilderoy Lockhart versucht hatte seinen gebrochenen Arm zu heilen, jedoch all seine Knochen verschwinden ließ.
Ich warf Harry einen genervten Blick zu und stellte mein Glas auf das kleine Kästchen neben meinem Bett. Im nächsten Moment wurde ich von den Bildern des gestrigen Abends wieder eingeholt und Panik breitete sich in mir aus. Das Einzige an das ich gerade denken konnte, die einzige Frage, die für mich in diesem Moment Bedeutung hatte war: Wo zur Hölle war Draco?!
Harry bemerkte meine plötzliche Panik sofort und legte seine Hand behutsam auf meine. Als sich unsere Blicke trafen, deutete er mit einer leichten Kopfbewegung in Richtung Tür. Sofort schnellte mein Blick zum Ausgang. Die schwere Tür des Krankenflügels war geöffnet und ich konnte McGonagall erkennen, die sich mit jemand unterhielt. Zuerst konnte ich nicht ganz erkennen, mit wem sie da sprach doch einen kurzen Moment später atmete ich erleichtert aus. Die Person, mit der sich die Schulleiterin unterhielt war Draco.

Das Gespräch zwischen den beiden schien keineswegs hitzig zu sein, es wirkte viel eher intensiv und tiefgründig.
Ich wandte meinen Blick wieder zu Harry und Ron, die mich beide immer noch stumm anblickten.
"Worüber reden die beiden?" Begann ich.
Harry und Ron blickten sich flüchtig an, bevor sie mir beide mit einem Schulterzucken antworteten.
"Keine Ahnung." 
"Jetzt tut doch nicht so. Ihr wisst doch ganz genau, was die beiden da draußen besprechen."
Keiner der beiden sagten auch nur ein Wort. Ich hasste es, wenn die beiden nicht mit sprachen. Aber ich würde meine Antwort dann später aus Draco herausquetschen.
"Na schön. Dann erzählt mir zumindest, was passiert ist. Ich kann mich nur noch dran erinnern, wie ich im Innenhof zusammengebrochen bin aber was war danach?"
Aber auch hier bekam ich keine ordentliche Antwort, stattdessen versuchten, die beiden nach einer passenden Ausrede zu suchen.
Aber noch bevor ich die beiden zur Rede stellen konnte, riss mich eine vertraute Stimme aus dem Konzept.

"Hermine."
Draco war nun an mein Bett getreten und lächelte mich schwach an.
"Wir lassen euch mal allein." Meinte Harry und verließ in Windeseile mit Ron zusammen den Krankenflügel.
Nur mal besser aus dem Staub machen, damit die ja nichts ausplaudern können, wieder mal typisch für die Beiden.
Ich blickte meinen Freunden finster hinterher. Ich war ziemlich sauer, dass sie sich so mir gegenüber verhielten. Meine schlechte Laune verschwand aber sofort, als Draco seine Hand auf meine legte und sich zu mir auf mein Bett setzte.
Meine Haut brannte, da wo Draco mich berührte, im positivsten Sinne. Es war so schön, ihn wieder bei mir zu haben, gesund und lebendig.

"Wie geht es dir?" Begann er.
"Gut." Lächelte ihn an.
"Hast du Schmerzen?"
Ich schüttelte den Kopf, doch leider wusste Draco genauso gut wie ich, dass das gelogen war. Der Slytherin blickte mich mit ernster Miene an.
"Ich weiß, wer uns an deinen Vater verraten hat." Begann ich vorsichtig um das Thema zu wechseln.
"Ich auch." Antwortete er trocken.
"Ich fass das nicht. Warum? Warum hat Pansy das gemacht?"
"Das weiß ich nicht. Zumindest noch nicht aber ich hätte sowas nie zugetraut." Schnaubte Draco.
Und dann kam es mir geschossen.
"Ist doch logisch. Pansy liebt dich und wollte mich damit aus dem Weg schaffen."
Doch Draco schüttelte den Kopf.
"Da steckt viel mehr dahinter. Allein wegen Eifersucht würde nicht mal Pansy so weit gehen. Ich kenne Sie gut genug, um das zu wissen." 

Natürlich kennst du sie gut genug.

Ich wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Eifersucht war, aber Pansy Parkinson würde mir immer ein Dorn im Auge sein, jetzt noch mehr als jemals zuvor.

"Ich hab mir Sorgen um dich gemacht." Brach ich die Stille.
"Du hast dir Sorgen um mich gemacht?" Lachte er.
"Du lagst im Sterben, es sah wirklich nicht gut aus und ich ... Ich dachte ich würde dich verlieren, Hermine. Aber wie schön, dass du dir Sorgen um meine Gesundheit gemacht hast." Lächelte er.
Eine angenehme Wärme durchströmte meine Körper und ließen mich meine Schmerzen für einen Moment vergessen. Dieser Mann hatte einfach immer noch eine unglaubliche Wirkung auf mich, die mir teilweise jetzt noch ein wenig Angst machte.
Ich schenkte meinem Eisprinzen ein Lächeln, welches von ihm auch gleich erwidert wurde.
"Was ist denn überhaupt passiert? Was war mit deinem Vater und den Todessern?"
Sofort verfinsterte sich Draco's Miene. Und ich erschrak ein wenig, als er plötzlich richtig niedergeschlagen und verletzt wirkte.
"Du solltest deine Medizin nehmen."
Draco griff nach dem Glas auf meinem Nachttisch und reichte es mir.
Und sofort war meine gute Laune wieder dahin.
"Ich will das jetzt aber nicht nehmen, sondern ich möchte wissen, was passiert ist." Zickte ich den Slytherin an, doch dieser schwieg.
"Wieso kann mir niemand sagen, was hier passiert ist?!"
"Du wirst schon noch alles erfahren."
"Wann?! Wann Draco?!"
"Das kann ich dir nicht sagen aber du musst erst Mal wieder gesund werden."
"Und was hast du mit McGonagall vorhin besprochen? Oder kannst du mir das auch nicht sagen?"
Draco blickte mich an und suchte nach einer passenden Antwort.
Ich entriss Draco meine Hand und funkelte ihn finster an.
"Wenn du nicht mit mir reden kannst, kannst du auch gleich gehen."
Draco blickte mich verwundert an.
"Du schmeißt mich raus?"
"Erst glaubst du mir nicht und dann kannst du mir nicht mal erzählen, was MIT MIR passiert ist. Darauf kann ich gern verzichten."
Danach drehte ich mich um und wandte dem Slytherin den Rücken zu. Er stand noch einen Moment da, bevor er wütend vor sich hin murmelnd aus dem Krankenflügel stapfte.

pure mudblood - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt