Kapitel 6

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Eine angenehme Briese umstreichelt meinen Körper. Langsam öffne ich meine Augen und blicke in den strahlend blauen Himmel empor. Ich befinde mich im Freien und liege auf einer Picknickdecke, eingehüllt in einem rosaroten, samtweichen Kleid. Vorsichtig setze ich mich auf und schaue ringsum. Ich bin ganz alleine auf einer weiten, grünen Wiese.

Ich höre der Natur zu. Wie die Vögel zwitschern, wie der Wind die Bäume schmeichelnd verweht, wie die Bienen umher wirren und wie ein nahe liegender Fluss plätschert. Alles im Einklang miteinander.

Ich bin alleine, aber es fühlt sich nicht einsam an. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich Zuhause. „Bin ich im Himmel?", schiesst es mir durch den Kopf. So fühlt es sich also an?

Ich nehme Schritte hinter mir wahr und drehe mich um, als mich plötzlich die blanke Panik erfasst. Ich springe schreiend auf und halte mir die Hände an meine glühend heissen Wangen. Tränen der Furcht bilden sich in meinen Augen.

Eine in schwarz angezogene junge Dame blickt mir einem leeren Blick ins Gesicht. Sie ist kahl und bleich. Wie ein Hauch von Nichts steht sie da. Ich bekomme Magenschmerzen und mir ist zum Kotzen zu mute. Mein Herzschlag verdoppelt sich.

Je länger ich sie anschaue, desto mehr Ähnlichkeiten mit mir entdecke ich an ihr.

Das bin doch ich! Meine Angst verwandelt sich schlagartig in Trauer. Wieso sehe ich so aus? Ich schreite langsam und mit zitternden Knien zurück. Ich will hier nicht mehr sein. Die Zeit scheint still zu stehen, nichts bewegt sich.

Es herrscht eine Todesstille.

Mein hässliches ich macht ein paar Schritte auf mich zu und streckt mir schüchtern die Hand hin, so als wolle sie mich auffordern diese zu nehmen. Ich habe Angst, was hat sie vor?

"Mirjeta...", ihre oder bessergesagt meine Stimme, hört sich zerbrechlich an.

Ich blicke in ihre Augen, welche so leblos und kalt ausschauen. Was ist bloss mit mir passiert und wohin will sie mich führen...?

Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt