Kapitel 24

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„Stimmt, das habe ich völlig vergessen zu erwähnen. Was denkst du denn?"

Ich halte inne ehe ich weiterschreibe „Fängt es mit H an?"

Ich lege mich auf das Bett hin und schaue mich im Zimmer um. Es ist so ruhig. Fast schon zu ruhig. Wie in einem Horrorfilm. Dieser Gedanke macht mir Angst und ich schalte den Fernseher laut an. Wieso kann ich keine Zimmergenossin haben? Es scheint irgendwie die Ruhe vor dem Sturm zu sein.

„Bingo. Weiter?"

„Hmm Ha...?"

„Wow. Respekt. Weiter?"

Ich lache und lege mein Handy weg. Ich habe die Antwort schon. Er ist es. Er ist der Sohn von Herrn Hader und Herr Hader ist Albaner. Was für ein Zufall, oder eher Schicksal? Aber wenn das der Vater ist, wer waren dann die anderen Eltern, welche ich im Aufenthaltsraum gesehen habe? Die Eltern des Vaters vom Kind. Klaro!

Ich stehe auf um auf die Toilette zu gehen, als mir auf einen Schlag heiss wird und sich meine Brust heftig zusammen zieht. Nein nicht schon wieder! Bitte nicht. Ich fasse mir an die Brust und versuche mir den Schmerz weg zu massieren. Mit der anderen Hand halte ich mich an der Wand und schaue auf meine Füsse. Der Boden dreht sich vor meinen Augen und ich habe das Gefühl mich jederzeit übergeben zu müssen. Langsam ein- und wieder ausatmen.

Die Luft wird immer knapper. „Hilfe... Ich brauche Hilfe!! Hallo?", schreie ich, doch Niemand scheint mich zu hören. Ich fange an loszuheulen. Es ist wie eine Folter. Du weisst wie es weitergeht, doch du kannst nichts dagegen tun und das ist das Schlimme. Du musst dich dem Leid hingeben und hoffen dass es aufhört. Dass die Höllenqual endlich ein Ende findet.

Ich schwanke zum Bett, um den Alarmknopf zu drücken doch stolpere über meine eigenen Beine, ehe ich es abdrücken kann.

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Eine Brise kitzelt meinen Nacken und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Das Zwitschern mehrerer Vögel weckt mich behutsam auf. Langsam stehe ich auf, schweife meinen Blick über den Platz. Ich bin am Zürichsee bei der Chinawiese, ganz alleine auf einer Picknickdecke.

„Hallo? Ist jemand hier?", rufe ich. Doch keine einzige Seele weit und breit. Nur die Natur und ich.

Mein Blick wandert über den Platz und hält bei einem in schwarz angekleideten Typen an. Ich sehe sein Gesicht nicht. Er steht wie eine Statue da. Den Rücken zu mir gewand

Langsam stehe ich mit meinem weissen Schleierkleid auf und schreite Barfuss die Wiese entlang zum Unbekannten.

„Komm mir nicht näher!" Arton's Stimme.

Ich halte ein paar Schritte hinter ihm inne und schlucke. Ich bekomme plötzlich eine Heidenangst. Seine Stimme hört sich nicht wie sonst an. Nicht mehr herzlich und süss, sondern hart und kalt. Das schöne Wetter ändert sich ruckartig und graue Wolken ziehen auf. Es fängt an zu donnern und zu blitzen.

Durch einen kalten Luftstoss verliere ich das Gleichgewicht und falle rückwärts auf die weiche Wiese. Das Gewitter wird immer schlimmer. Mich überkommt ein komisches Gefühl.

„Arton, lass uns nach Hause gehen, bitte...Ich... Ich hab Angst!", meine Stimme zittert. Ich will hier weg. Ich will wieder nach Hause. Ich schaue meine zitternden Arme an und erschrecke bei diesem Anblick. Sie sind weiss wie Schnee und man sieht meine blauen Venen. Ich fange an zu wimmern und schaue Arton's Rücken an.

Er dreht sich zu mir um. Sein Blick ist kalt, jedoch fliessen auch bei ihm die Tränen. „Arton...", ich versuche aufzustehen, jedoch scheine ich die Kontrolle über meinen Körper verloren zu haben, denn ich schaffe es nicht. Meine Hände strecken nach seinen, doch er macht keine Anstalt mir auf zu helfen. Ganz im Gegenteil er kniet sich vor mich hin und schaut mich finster an. „Ich habe dir geglaubt", fängt er mit einer rauen Stimme an. „Ich habe mich in dich verliebt und du? Du bist mit einer Lüge in die Beziehung eingegangen. Ich dachte du wärst anders. Hab gedacht, du bist jemand zum Heiraten. Eine die man den Eltern vorstellen kann... Muss ich dazu erwähnen, dass dich mein Vater schon kannte?", er schweigt kurz „Und du hast mir nichts gesagt?", er schaut zu Boden. Seine Haare hängend ihm tropfend ins Gesicht.

Ein kalter, sanfter Regen plätschert auf uns herab und das Donnern lässt mir alle Nackenhaare aufrichten. Der See formt plötzlich hohe Wellen und ich habe das Gefühl inmitten einem schlechten Horrorfilm zu sein. Die Lampen um die Wiese gehen an und wieder aus. Sie flimmern, versuchen sich am Leben zu erhalten, doch bei jedem Versuch scheitern sie. Sie scheitern die Welt zu beleuchten. Sie machen sich kaputt, für andere. So wie wir Menschen es tun. Schwarze Raben fliegen über unsere Köpfe und krächzen. Als wollen sie uns warnen. „Arton...Bitte versteh...", ich suche nach den passenden Worten. „Sei leise!", er steht auf und zeigt mit dem Finger auf mich herunter, er verzieht das Gesicht und lässt seinen Tränen freien Lauf: „Ich habe dir gesagt, dass ich den Regen in Kauf nehme für dich!", schreit er und weitet seine Arme im Regen. Er schaut mich traurig an. Seine Kleider sind durchnässt. Ich fange an loszuheulen. „Du verstehst das nicht...Ich wollte dich nicht..."„Du hast mich bereits verloren...", beendet er meinen Satz flüsternd mit einer kalten Stimme. „Nein Arton bitte..." „Was Arton? Sag was?", er fasst sich mit beiden Händen an den Kopf und schaut mich verzweifelt an. „Ich. Ich hatte Angst. Bitte versteh mich, ich wollte du...", ich fange an los zu schluchzen. Es bringt nichts mehr. Ich habe alles Schlimmer gemacht. Die Trauer, die Wut über mich selbst zerfrisst mich von Innen auf. Ich fühle mich so hilflos, egal was ich sage oder mache es ist falsch. Alles hier ist falsch, ich bin falsch. „Arton...Bitte bleib!", ich wimmere. Wenn er jetzt geht, habe ich nichts mehr. „Per ty jeten e kisha dhon (Für dich hätte ich mein Leben gegeben)", er dreht sich um und läuft von mir weg. „Arton bitte. Bitte lass mich nicht alleine. Ich brauche dich!", schreie ich ihm weinend hinterher doch er hört mich nicht. Ich schlage auf den nassen Boden, schreie in den Himmel empor in der Hoffnung, dass Gott mich hören würde, aber das tut er nicht. „Gott, was habe ich getan? Habe ich es verdient?"

Ich weine mir die Seele aus dem Leib. „Gib ihn mir wieder Gott. Bitte gib ihn mir!", die Wellen des Sees werden immer grösser, der Donner immer lauter und der Regen vermehrt sich.

Ich bin ganz alleine. Gefangen in meiner eigenen Welt.






Danke an alle, die mir heute zum Geburtstag gratuliert haben. Fühlt euch alle gedrückt.❤️ Als Geschenk für euch habe ich ein weiteres Kapitel geschrieben. Und jetzt entschuldigt mich, ich bereite mich gerade seelisch darauf vor siebzehn Kerzen auszublasen 😚
Ach noch ne Frage: Wie alt habt ihr mich geschätzt? 😄 Eure Arbenita 🌹

Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt