Kapitel 34

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Arton's Sicht

Gebannt schaue ich auf mein Handy. „Mirjeta, warum schreibst du nicht mehr?" Zwei Hacken, aber keine blauen. Zuletzt online vor genau drei Wochen. Sie meldet sich schon seit drei verdammten Wochen nicht. Was habe ich falsch gemacht? Meine Verzweiflung nimmt von Tag zu Tag zu. Ich kenne ihre Freundinnen nicht, ansonsten hätte ich alle kontaktiert und gefragt. Schon seit Tagen kriege ich keinen klaren Gedanken gefasst, seit Tagen fühle ich in mir eine Leere, die nicht mit Worten zu beschreiben ist.

„Diese verdammte Kuh spielt mit mir. Das hätte ich schon lange ahnen sollen. Nie hatte sie Zeit für mich. Ständig irgendwelche Ausreden bereit." Ich boxe in die Wand. Alle Frauen sind so. Die meldet sich bestimmt nicht, weil sie einen Neuen hat und ich? Ich mache mir seit Wochen Vorwürfe. Meine Verzweiflung hat sich schlagartig in Wut umgewandelt. Die soll gehen, wo der Pfeffer wächst.

„Arton, komm bitte schnell", ruft mich Mama aus dem Wohnzimmer.

Genervt gehe ich zu ihr hin. Sie strahlt mich mit ihren grün-blauen Augen wie ein Honigkuchenpferd. Mama hat vor kurzem ihre Haare zu einem Bob geschnitten. Sie schaut nun aus wie dreissig, obwohl sie Mitte vierzig ist.

„Was ist?", frage ich. „Papa hat angerufen, er möchte gerne mit dir Mittag essen...", sie rafft sich von unserem riesigen Sofa auf, das inmitten unseres lichtdurchflutetstes Wohnzimmers steht. Mama und Papa haben ganze Arbeit geleistet, als sie das Haus gekauft haben. Es war der Lebenstraum meiner Eltern und sie haben es sich erfüllt, worauf ich sehr stolz bin.

„Kommt Tina auch mit?"

„Nein, sie ist mit ihren Freundinnen unterwegs. Er will ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Du weisst doch, er ist so wenig Zuhause."

Ich willige ein und gehe zurück in mein Zimmer, um mich bereit zu machen.

Ist klar, dass Tina nicht kommt. Tina ist die jüngere meiner zwei Schwestern. Sie hat einen Freund, aber sie will meinen Eltern noch nichts sagen, bis es wirklich „Definitiv", ist. Sie bei der Männerauswahl nicht schwer. Ehrlichgesagt stritten sich alle um sie. Es ging sogar mal so weit, dass ihre Verehrer mich versuchten um den Finger zu wickeln, um bei ihr einen guten Eindruck zu hinterlassen. Jetzt ist sie dann bald einundzwanzig und es wird Zeit, denn richtigen zu finden und das wissen auch meine Eltern.

Ich entscheide mich für ein schwarzes Shirt, schwarze, zerrissene Hose und meine schwarzen Superstars. Momentan bin ich nur für die schwarze Farbe zu haben. Ich frisiere meine inzwischen langen Haare nach hinten und fahre schnell mit einer Bürste über meinen drei-Tage Bart. Mein Handy klingelt und ich nehme ab.

„Bruder?"

„Ja, Blerim was los?", Blerim ist einer meiner bester Freund. Wir haben beide eine krasse Vorliebe für BMW's und sind schon seit ich denken kann befreundet.

„Was ist los mit dir Mann! Die Ferien haben eingeschlagen und du meldest dich gar nicht mehr. Alter, wir machen uns langsam Sorgen um dich!", Blerim fängt an zu Lachen und ich höre die anderen Jungs im Auto die ihm laut zustimmen.

„Nein, Bruder. Habe einfach viel um die Ohren zurzeit...", lüge ich. Wie sagt man Freunden, das man regelrecht an Liebeskummer zerbricht?

„Wir wollten heute ins Rinora4. Kommst du mit?"

Ich überlege kurz. Das ist keine schlechte Idee, ich war schon lange nicht mehr im Ausgang. Vielleicht lerne ich dann auch wieder mal eine Frau kennen, wer weiss. Eine, die mich nicht drei Wochen lang ignoriert.

„Bin dabei Bruder", entscheid ich mich "Habt ihr schon eine Lounge reserviert?"

„Ja, Bruder. Du kennst uns doch. Ohne Lounge läuft nichts!", die anderen Jungs jubeln und ich lege nach einem kurzem Talk auf. Das wird ein unvergesslicher Abend.

Voller Vorfreude steige ich in mein BMW M4 ein. Wie habe ich mich gefreut, als meine Eltern ihn mir für meinen achtzehnten gekauft haben. Meine Freunde und ich sind vor Freude durchgedreht. Jedoch musste ich im Gegenzug meinen Eltern versprechen, Jura zu studieren oder Medizin, damit ich ein geregeltes Leben führen kann und später auf niemanden angewiesen bin. Das wird kein Problem sein. Die Schule liegt mit. Ich lerne gern. Das habe ich von meinen Eltern, denke ich.

Ich rase schon fast zum Krankenhaus und steige glücklich aus dem Auto aus. Zwei Frauen, die mir entgegen laufen, strahlen mich an und fangen an zu kichern. Ich laufe geradeaus weiter. Ich hab keine Nerven für solche Weiber und verstehe Männer nicht, die ihre Zeit mit ihnen vergeuden.

Am Empfang frage ich nach meinem Vater.

„Ja, er kommt in fünf Minuten.", die junge Empfangsdame guckt mich verlegen an. Verunsichert schaue ich auf mich hinunter. Stimmt was nicht mit mir? Ich zupfe an meinem T-Shirt rum.

Eine mir bekannte Stimme ertönt in meinen Ohren. Mit schnell pochendem Herzen dreh ich mich um. Mirjeta? Sie schaut mir direkt in die Augen. Mein Herz hält für eine Sekunde an, um darauf in vierfacher Geschwindigkeit zu rasen. Fassungslos laufe ich wie in Trance zu ihr hin. Sie klammert sich an die Krankenschwester. Mein Inneres bebt, verdammt ich wusste nicht das sie hier ist. Ich wusste nicht, dass es ihr nicht gut geht.

„Was ist los mit dir?", mein Herz zieht sich zusammen. Was ist los mit meinem Mädchen?

„Nichts, was soll denn schon los sein?", gibt sie kalt von sich. Ihre Augen füllen sich mit Tränen und ihre trockenen Lippen beben. Ich erkenne sie kaum wieder.

„Mirjeta, kennst du diesen jungen Mann?", mischt sich dir Krankenschwester ein. Ich gebe ihr einen giftigen Blick. Sie soll sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen. Sie soll gehen und mich mit ihr in Ruhe lassen. Ich will mit ihr alleine sein. Ich will sie beschützen.

Mirjeta nickt und ehe ich etwas sagen kann zieht die Krankenschwester sie mit sich und sie gehen weiter. Sie geht und lässt mich einfach alleine hier stehen. Ich schaue ihr hinterher. Wie sie sich zittrig an der Krankenschwester hält und mit kleinen Schritten läuft.

Mein ganzer Körper bebt, meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich wollte sie doch beschützen, ich wollte, dass es ihr gut geht und jetzt habe ich sie... im Stich gelassen


Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt