Kapitel 27

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Edon nimmt mir langsam die Augenbinden runter.

„Überraschung!", schreien gleich mehrere Personen wie aus einem Mund.

Mein Blick schweift über den Platz. Wir befinden uns auf dem Universität Platz in Zürich. Dort, wo man einen ganzen Ausblick auf die Stadt hat. Ich blicke in die Gesichter meiner Fussballmannschaft, in die von Cousinen und in das Gesicht von Juljana.

Sie haben mehrere Tische mit Essen und Getränken aufgestellt und viele Ballone mit der Aufschrift „Du schaffst das!". Mich überkommt ein Schauder.

Sie stürmen allesamt auf mich zu und umarmen mich eins nach dem anderen. Die erste ist Lisa, unser Captain. Sie überreicht mir einen Ball mit allen Unterschriften drauf und umarmt mich kurz und fest.

„Wie vermissen dich alle Miri!", Lisa hat Tränen in den Augen und ich zittere vor Aufregung. Irgendwie ist es kühl hier oben. „Marc konnte leider nicht kommen, seine Mama hat heute Geburtstag. Aber er hat dir was gekauft...", Lisa überreicht mir einen Sack und alles was ich machen kann ist als Dankeschön zu nicken. Ich bin so überrumpelt von meinen Gefühlen, dass ich gar nicht mehr weiss, wie ich mich verhalten soll.

Als nächstes kommt Juljana. Sie hält meine zitternden Hände und schaut Edon hat. „Das war die tolle Idee deines Bruders. Er wollte dir eine Freude bereiten. Ich glaube das ist ihm sehr gut gelungen", sie lächelt und umarmt mich ganz fest, ehe sie loslässt und mich dann den anderen Mädchen aus dem Fussball übergibt.

Die grosse Ana, die kleine Anja, Jonida, Marisa, Leo, Nita, Vanessa. Wirklich alle aus der Fussballmannschaft sind da. Meine zehn Cousinen aus Basel, Bern und Luzern drücken mich allesamt stürmisch und knutschen mich ab. So wie sie es immer tun, wenn sie mich eine lange Zeit nicht mehr gesehen haben. Ich lasse alles wie eine Statue über mich ergehen und schaue zu.

Die Anderen bedienen sich am Buffet und setzen sich dann am Tisch wo sie auf mich warten.

Wie in Trance nehme ich alles wahr. Die letzte Person ist Blendjona. Sie hat einen riesigen Ballon in der Hand. „Mirjeta, unsere Kämpferin", steht darauf. Sie kommt schüchtern zu mir rüber. Es scheint mir so, als wäre es ihr fast unangenehm. Aber sollte es nicht mir unangenehm sein? Gefällt mir das überhaupt? Meine Gefühle sind zurzeit ein einziges Chaos.

„Das hat Edon alles alleine organisiert. Ich habe ihm nur geholfen...", sie umarmt mich. Ich schaue verzweifelt zu Edon rüber, der zufrieden mit seiner Arbeit aussieht. Er hat tolle Arbeit geleistet. Wirklich! Diese Idee hätte ich nie und nimmer gehabt. Aber ich hab keine Kraft und fühle mich so schwach. So schwach, dass ich am liebste schlafen möchte. „Komm Schwesterherz!", Edon nimmt mich an die Hand. Er scheint meinen auffordernden Blick, mich wieder ins Spital zu fahren, nicht verstanden zu haben.

Mein Bruder nimmt das Mikrofon in die Hand und stellt sich vor die Tische. Seinen Arm schlingt er um meine Taille und schaut mich stolz an, ehe er anfängt zu reden. „Mirjeta. Wir haben uns alle hier für dich versammelt." Seine Augen sind schon glasig und das Mikrofon zittert in seiner Hand. Es kostet in ganz viel Mut vor allen hier zu reden. Niemand ausser mir kennt seine sensible Seite. Vielen denken sogar, er hätte keine. Was mich aber nicht wirklich verwundert.

„Es ist uns allen eine Ehre, dich kennenlernen zu dürfen."

Ich schaue in die Runden. Ein paar meiner Mädchen holen sogar einen Taschentuch hervor, um schnell die Tränen wegzuwischen, die sich angestaut haben.

„Du bist ein wundervolles Mädchen Mirjeta. Hast für alle ein Ohr offen. Du empfängst jeden mit offenen Armen. Egal, was diese Person dir angetan hat. Man kann immer auf dich zählen!"

Edon wischt mit dem Handrücken schnell eine Träne weg und meine Cousinen und Freundinnen tun es ihm nach. Mein Bruder fährt fort: „Wir wollen dir nur alle sagen Mirjet..."

Mein Kopf fängt schlagartig an zu brummen und mein Körper zittert unkontrolliert los. Ich bemühe mich auf meine zitternden Beine aufrecht zu behalten und klammere mich beiden Händen an Edons Jacke.

„Dass du stark bist..."

Meine Brust zieht plötzlich so unerwartet fest zusammen, dass ich aus ganzer Seele losschreie und in mich hinein sacke. Edon und die Anderen schreien geschockt auf und meine Mädchen rennen panisch zu mir rüber. Vor meinen Augen ist alles Schwarz. Die Schmerzen rauben mir die letzte Kraft und der letzte Satz hallt immer und immer wieder in meinen Kopf.

Dass du stark bist...

Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt