Eine Träne kullert über meine Wange. Er hat es geahnt, hat er das? Aylin macht die Türe auf und ich wische mir schnell mit dem Handrücken über das Gesicht.
„Mirjeta, kommst du?"
Ich lege das Handy weg und stehe mit einem mulmigen Gefühl auf. Aylin greift mit unter die Arme und gemeinsam laufen wir in kleinen Schritten zum Behandlungssaal. Die erste Chemo hat erfolgreich angeschlagen. Noch habe ich keine Haare verloren. Bei der zweiten ist es aber schon vorprogrammiert. Bei dem Gedanken keine Haare mehr zu haben geht es mir automatisch noch beschissener.
„Mirjeta, es wird alles okey, du packst das!", sie streicht mir über meine fröstelnden Arme und schaut mich mit einem Lächeln ermutigend an.
Ich nicke und schaue zu Boden. Als wir den Behandlungssaal betreten, rieche ich es. Diese Schmerzen, das Erbrochene von den Patienten, diese Atmosphäre, die schlichthin der Hölle gleicht.
Am liebsten würde ich kehrt machen und wieder zurück in mein Zimmer gehen, doch es geht nicht. Ich muss da durch. Ansonsten wäre der Tod so sicher wie das Strahlen der Sonne.
Ich setze mich auf den Liegestuhl und warte bis Herr Hader die Spritze mit der Chemo bereit hat. Aylin deutet mir hin, mich hinzulegen und ich tu es. Meine Augen schliessen sich wie von selber und meine Gedanken wandern zu Arton's Nachricht.
Er hat geschrieben, als er mich gesehen hätte, habe er das Gefühl gehabt, ein Engel hätte mich ihm geschickt. Wie meinte er das? Der Arme, hatte das Gefühl ich würde ihn ignorieren, dabei hat er mir die letzen drei Wochen so krass gefehlt. Seine Präsenz alleine, hätte mir jetzt Kraft gegeben. Ich spüre wie eine Träne meine Schläfe runter rinnt.
„Hey, Süsse...Es wird alles okay!", Aylins samtweiche Stimme. Sie hatte doch keine Ahnung. Nichts stimmt. Absolut nichts stimmt. Ich will das nicht. Ich will mir nicht Gift in meinen Körper spritzen.
Ich spüre wie sie meine kalte Hand, in ihre, warme nimmt. Sie steht mir bei, das weiss ich, aber sie versteht mich nicht.
Herr Hader tupft mit Alkohol über die Stelle, wo er mir die Spritze rein sticht. Er fesselt noch ein Art Band um meinen Arm, sodass ich das Gefühl habe, er wäre taub. Mir wird schlecht.
„Halt Stopp!", ich schluchze auf. „Ich, ich hab so grosse Angst, ich, ich kann...", ich werde von kräftigen Schluchzern unterbrochen. Die Patienten im Saal drehen sich zu mir um und schauen mich mit einem leeren Blick an. Sie ahnen, wie ich mich fühle.
„Ich...Können wir das nicht machen, wie beim ersten Mal?", meine Tränen verschleiern meinen Blick und meine Augen brennen höllisch. „Als ich noch im Halbschlaf war...", meine Stimme bebt und ich schaue Aylin an, die selber den Tränen nahe ist. Herr Hader schüttelt den Kopf.
„Nein Mirjeta, das tut kaum weh. Glauben Sie mir!", Herr Hader schaut mich fest an. Seine blauen Augen glänzen durch die Brille und er legt die Spritze bei Seite, um meine Hand fest zu halten.
„Sie schaffen das, auch ohne Narkose! Willst du echt mehr Gift in deinen Körper rein gespritzt bekommen, als du eh schon tust?"
Ich stimme Herrn Hader zu, lege mich wieder hin und erdrücke fast Aylin's Hand. Herr Hader setzt die Spritze ein und ich spüre das Gift durch meinen Körper fliessen.
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Fati im ( Mein Schicksal )
Romance„Bitte geh nicht! Bitte! Verlass mich nicht!" Flehe ich ihn schluchzend an. „Du hast mir nichts gesagt, nichts! Du wusstest, was ich für dich empfinde und dass ich durch die Hölle gehe für dich und du hast mir monatelang deine Krankheit verschwiegen...