Kapitel 40

2.6K 161 40
                                    

„Arton?" er dreht sich um „Jemand von uns muss gehen Miri, ich will nicht dass du gehst!" mein Atem stockt. „Wie meinst du das?" „Ich liebe dich Mirjeta".

Mama umfasst mein Gesicht mir ihren warmen, weichen Händen. Ihr strahlendes Lächeln, lässt mich fast erblinden. Wann habe ich sie zuletzt so glücklich gesehen? Wie lange ist es her, seit sie mich so erfreut, voller Liebe angeschaut hat? Ihre tiefen, schwarze Augenringe die sie hatte sind weg. Ich blinzle langsam meine Augen feucht und schaue im Zimmer umher.

Edon und Blendjona stehen links und rechts neben meinem Bett und grinsen mich an. Mein Vater, er hat Tränen in den Augen. Eine solche Last fällt von meinen Schultern. Ich lebe! Vor Freude steigen mir die Tränen in die Augen.

„Qika jeme (mein Mädchen)", sagt Mama mit samtweicher Stimme. „Du hast die Chemo gut überstanden! Um genau zu sein, hast du sie sehr gut bestanden", ihre Augen füllen sich mit Freudentränen. Sie umarmt mich und weint sich aus. Die restlichen Familienmitglieder kommen auch und zusammen kuscheln wir. Eine Umarmung, die es in dieser Form schon lange nicht mehr gab.

Als alle mich loslassen stockt mir der Atem. Meine Haare! Ich fasse mir an meinen stellenweisen kahlen Kopf und sofort wird mir wieder schlecht. Geschockt schaue ich meine Eltern an die meine Betroffenheit merken. Mein Vater ergreift das Wort: „Mirjeta, deine Haare sind nebensächlich. Die oberste Priorität ist, dass du alles gut überstanden hast!"

„Aber wie? Ich habe doch gerade erst mit der ersten angefangen, was habe ich gemacht?", ich kann mich an nichts mehr erinnern. Wann habe ich die letzte Chemo genommen? Und wie ging es mir?"

Meine Eltern lächeln mich beide an. „Du hast geschlafen. Die meiste Zeit nur geschlafen. Du hattest einen sehr unruhigen Schlaf, aber du hast gelebt, du hast geatmet, dein Herz hat geschlagen und das war die Hauptsache...", meine Eltern weinen, aber dieses Mal vor Freude!

Edon setzt sich zu mir ins Bett und gibt mir einen Kuss. „Meine kleine Schwester. Wie froh ich bin, dass du bei uns bist!", er drückt meinen Kopf fest an seine Brust. Ich höre sein Herz, wie es schnell schlägt. Seine Erleichterung, dass ich noch lebe sieht man ihm an. Allen hier im Raum. Blendjona drückt fest meine Hand. Ja, meine kleine Schwester ist auch glücklich, dass ich noch hier bin, noch atme, noch lebe.

„Unser grosses Mädchen, wir müssen langsam los, die Besuchszeit ist vorbei. Wir kommen morgen wieder. Ist das in Ordnung für dich?", fragt Papa. Ich nicke. Ja, sie können gehen, wenn sie mir versprechen wieder zu kommen.

Als meine Familie das Zimmer verlässt bin ich alleine. Ich atme tief ein und schaue auf den Balkon hinaus. Die Sonne strahlt und die Vögel zwitschern. Der Frühling kommt. Ich stehe langsam von meinem Bett auf und strecke mich. Meine Haut ist so bleich, dass man an meinen Armen die Venen hervorstechen sieht. Ich kann es kaum abwarten mich wieder zu sonnen.

Es war alles ein Traum. Alles ein dummer, schrecklicher Traum. Tränen der Erleichterung steigen mir in die Augen. Ich habe also doch eine Chance. Eine Chance zu Leben, meine Wünsche zu erfüllen, meine eigene Familie zu gründen. Ich habe die Chance mich weiterbilden zu lassen, zu reisen, zu lachen, neue Freundschaften zu schliessen und mit der grossen Liebe meines Lebens eines Tages durchzubrennen, nicht weil meine Eltern die Liebe nicht akzeptieren würden, sondern weil ich schon immer einfach mal durchbrennen wollte, auch wenn es nur eine Woche ist...

Sofort wandern meine Gedanken zu Arton. Ich denke an die letzte Begegnung im Krankenhaus. Was macht er jetzt? Und wie geht es ihm? Denkt er an mich? Werden wir jemals wieder schreiben, oder gar rausgehen? Habe ich nicht heute von ihm geträumt? Ich kann mich nicht mehr erinnern.

Aylin platzt ins Zimmer und stürmt lächelnd auf mich zu. „Meine Süsse, deine Werte sind so unfassbar gut! Das ist schon fast ein kleines Weltwunder." Sie lacht und klatscht wie ein kleines Mädchen in die Hände.

Aylin schaut in ihrem weissen Kittel richtig gut aus. Einerseits sieht sie ernst zu nehmend aus und anderseits könnte man sie einfach auffressen.

„Ich weiss. Meine Eltern haben es mir gesagt...", antworte ich fröhlich.

„Komm wollen wir ein bisschen raus? Ich habe Herr Hader bereits gefragt, er ist einverstanden!"

Ich nicke. Ja, ja das würde mir gut tun!

Draussen angekommen atme ich dir frische Luft ein. Welch ein befreiendes Gefühl. Als würde man die Freiheit, die Gesundheit einatmen. Sofort überfliegt mich eine Gänsehaut. Ich fühle mich wie neu geboren! Ich weiss, es ist noch nicht vorbei, aber der Grösste Teil ist es. Ich muss nur noch ein wenig durchhalten. Ein wenig Vertrauen haben und Glauben! Ich muss glauben, an mich und an meine Stärke!

Wir setzten uns auf unser Bänkchen und schauen in die Weite. Der See leuchtet in allen möglichen Blau-Tönen. Das Hupen der Schiffe hört man bis hierhin.

Täusche ich mich, oder höre ich Arton's Stimme? Mein Blick wandert langsam über die Landschaft und bleibt bei Herrn Hader hängen, der mit Arton ein hetzendes Gespräch führt.

Mein Herz lässt einen Schlag aus um in der dreifachen Geschwindigkeit zu pumpen.

Scheisse...

_____________


Hallo meine Süssen


Ich wollte mich bei euch für die 40k bedanken! Auf weitere 40k :D

Falls ihr noch Verbesserungsvorschläge habt, nur her damit. (Ich weiss, ich weiss das mit dem Posten ist eine Sache, aber habt bitte Verständnis dafür, dass ich erst um 6Uhr Zuhause bin und dann noch Hausaufgaben machen muss etc. da bleibt die Geschichte öfters mal "hängen")

Nichts desto trotz freue ich mich jedes mal über eure Kommentare! Fühlt euch alle gedrückt. <3

Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt