Ich schaue gebannt auf seine vollen Lippen.
„Naja...Sie meinte, dass es auch von der Körpergrösse her stimmen würde...", schmunzelt Arton und wird ganz verlegen.
Ich schaue ihn verwirrt an. „Wie meinst du das?"
„Naja...Du passt zu mir, auch von der Grösse her.", er lacht und sein Kopf nimmt langsam aber sicher definitiv die Farbe einer Tomate an. Heisst das jetzt etwa, er findet mich hübsch, oder nur gross? Erleichterung macht sich in mir breit und ich atme ganz tief ein, ehe ich die Hand aufhebe und ihn leicht auf den Arm schlage.
„Du Biest. Hast mir voll Angst gemacht!", sage ich mit erdrückender Stimme.
Für einen Moment dachte ich, seine Familie hätte mitbekommen, dass bei mir Krebs diagnostiziert wurde und hätte es ihm gesagt. Ich fange bereits an, vom Schlimmsten auszugehen.
„Wieso?", fragt Arton lachend und reibt sich seinen Arm.
Ich zucke mit den Schultern. Sagen will ich es nicht. Ich kenne ihn kaum und will nicht, dass er Mitleid mit mir hat.
„Willst du mir deine Nummer geben? Ich sollte langsam los. Ein Freund erwartet mich. Ich würde dich gerne nochmals sehen und mehr mit dir reden. Vielleicht aber an einem gemütlicheren Ort", er fährt sich mit seiner Hand durch seine dichten Haare und holt sein Handy langsam und etwas unsicher hervor. „Natürlich nur wenn du möchtest?"
„Also gut, aber nur weil du es bist!", sage ich lächelnd und tippe meine Nummer in sein Mobiltelefon ein.
Wir stehen gemeinsam auf und schauen uns stehend in die Augen. Mein Puls schiesst in die Höhe. Irgendwie wissen wir beide nicht, wie wir uns verabschieden sollen. Ich schaue ihn peinlich berührt an „Ehm...also dann?"
Er kommt einen Schritt auf mich zu und gibt mir einen leichten Kuss auf die Wange. Sein frisch riechendes Parfüm umschmeichelt meine Nase. Er riecht so gut!
„Bis bald, Mirjeta!", er winkt mir noch kurz zu und geht auf den mit Laub bedeckten Steinweg raus aus dem kleinen Wäldchen. Ich schaue Arton lange hinterher, bis es nicht mehr zu sehen ist.
Ich fasse mich mit einem komischen Gefühl im Bauch an die Wange. Sie ist ganz warm und kribbelt.
Sein drei-Tage Bart hat meine Wange berührt. Ich krieg mich nicht mehr ein. Ich wurde soeben von dem heissesten Jungen der Welt geküsst. Das muss ich Juljana erzählen. Ab nach Hause!
Wie ein Honigkuchenpferd lache ich den ganzen Weg bis nach Hause. Die Menschen müssen denken ich hätte eins an der Waffel, so wie ich mit der Herbst-Sonne um die Wette strahle.
Zuhause angekommen begrüsse ich meine Familie und da fängt es auch wieder an.
Die Sorgen, das Mitgefühl und die erdrückende Atmosphäre, die in der Wohnung liegt.
„Mirjet, wie geht es dir?", fragt mein Vater mich, als ich die Wohnung betrete. Mama kommt mit offenen Armen auf mich zu und umarmt mich. „Ganz okay. Die frische Luft hat mir gut getan." Dass ich mit einem Jungen draussen war erwähne ich erst mal nicht. „Willst du was essen?", fragt Mama und wiegt mich dabei in ihren Armen. Ich schüttle den Kopf. Das Essen ist mir gerade vergangen.
„Tante Besnike kommt mit ihrer Familie zu Besuch", gibt Papa mir Bescheid.
War klar, dass jetzt wo ich krank bin und man nicht weiss, ob ich das überleben werde, mich jeder sehen möchte. „Kann ich bitte alleine sein?"
Meine Eltern nicken und Edon und Blendjona, welche sich in der Küche befinden, schauen mich mitfühlend an.
Vor Wut auf mich und diese Krankheit schiessen mir Tränen in die Augen und ich haste in mein Zimmer, um allen aus dem Weg zu gehen.
Im Zimmer angekommen lege ich mich aufs Bett und schreie in das weiche Kopfkissen. All die Verzweiflung, all die Wut und alle meine Gedanken schreie ich aus mir heraus, in der Hoffnung, dass ich dann nur noch die Leere in mir spüre.
„Wieso kann nicht wieder alles so sein wie vor vier Wochen?!", schreie ich in mein Kissen.
Mein Körper zittert unkontrolliert und mein Unterbewusstsein flüstert teuflisch, dass mein Leben bald zu Ende ist.
„Wieso???" Die Antwort auf diese Frage werde ich wahrscheinlich nie bekommen.
Ich ziehe die Beine am Körper an und wische meine Tränen weg. In der Wohnung ist es ruhig. Es redet niemand und auch der Fernseher ist nicht an. Ich höre nur die Autos, die vorbeifahren und ab und zu das Bellen eines Hundes. Von meinem Bett aus sehe ich aus dem Fenster raus. Es ist mittlerweile Dunkel geworden.
Mein Handy vibriert auf dem Nachtisch und ich setze mich langsam auf, um zu schauen wer mir geschrieben hat. Ich habe vom vielen heulen Kopfweh und meine Augen erschweren mir die Sich auf das Handy.
„Arton: Hallo Mirjeta J", lese ich und fange sofort an zu lächeln.
Augenblicklich vergesse ich meinen Kummer und schenke meine Aufmerksamkeit und meine Gedanken voll und ganz einen mir völlig fremden, aber so unfassbar lieben und schönen Jungen.
„Sag mal, was machst du so in deiner Freizeit?", schreibt Arton.
Ich gehe nach kurzem zögern, ob ich gleich schreiben oder lieber ein bisschen warten soll online und antworte ihm: „Ich spiele in einem Fussballverein." Spiele ich überhaupt noch Fussball? Oder gehört das jetzt der Vergangenheit an?
„Wirklich? Ich auch!!! Wir können ja mal gemeinsam spielen"
„Ich weiss nicht...Ich würde sowieso gewinnen", antworte ich ihm. Mein Herz fängt an sich zusammen zu ziehen. Ich würde liebend gerne mit ihm Fussball spielen. Wie soll ich ihm klarmachen, dass ich das nun momentan nicht darf? Dass ich wahrscheinlich vor seinen Augen in Ohnmacht fallen würde, wenn ich alleine nur zu schnell laufe?
„Ach was. Ich würde dich gewinnen lassen ;-)"
„Ja, sehen wir dann. Ich muss schlafen Arton. Hören wir uns morgen?"
„Ja klar. Bis morgen. Schlaf gut und träum süss."
Ich packe lächelnd mein Handy weg und lege mich in mein warmes Bett hin. Lausche in die Stille hinein und falle dabei langsam in einen tiefen Schlaf.
----„Mirjeta...", ich blinzle verschlafen. Wer ruft mich? „Mirjeta, wach auf!", ich reisse meine Augen auf und sehe mitten ins Gesicht meines hässlichen ICH's. Nein, bitte. Nicht schon wieder dieser Albtraum. Ich schaue mich um. Es ist alles weiss. Ich stehe im Nichts mit meinem eigenen Ich. „Los, nimm meine Hand wir haben keine Zeit!", schreit mich mein hässliches Ich an. „Wieso?" frage ich sie ,,Wieso haben wir keine Zeit?", mein Herz fängt an zu rasen. „Es holt uns!", schreit sie verzweifelt mit Tränen in den Augen und ich höre die langsamen dumpfen Schritte hinter uns...
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Hallo meine Lieben. Ich hätte niemals gedacht, dass die Geschichte so gut bei euch ankommt. Danke für eure Unterstützung. Wenn ich sehe und merke, dass ihr unbedingt weiter lesen wollt motiviert mich das sehr, weiter zu schreiben, auch wenn ich fast keine Zeit habe. Fühlt euch gedrückt und vielen herzlichen Dank! ❤️
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Fati im ( Mein Schicksal )
Romance„Bitte geh nicht! Bitte! Verlass mich nicht!" Flehe ich ihn schluchzend an. „Du hast mir nichts gesagt, nichts! Du wusstest, was ich für dich empfinde und dass ich durch die Hölle gehe für dich und du hast mir monatelang deine Krankheit verschwiegen...