Kapitel 4

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Tick, Tack, Tick, Tack. Dieses Ticken treibt mich noch in den Wahnsinn. Es ist 22:00 Uhr und ich langweile mich zu Tode! Ich schaue mich in meinem Zimmer um und analysiere es von Ecke zu Ecke. Zum tausendsten Mal. Die Wände sind mit einer hellgrünen Farbe bestrichen. Wunderschöne Landschaftsbilder lassen einen kurz träumen. Eine kleine Palme steht neben der Balkontür und verleiht dem Raum einen gewissen „Urlaubs-Touch". Würde ich nicht wissen wo ich bin, wäre ich bestimmt nie auf den Gedanken gekommen, dass das hier ein Krankenhauszimmer ist. Ich habe es für mich ganz alleine, obwohl noch mindestens eine weitere Person drin Platz hätte. Ich könnte mich daran gewöhnen hier zu bleiben, aber nein. Soweit darf ich gar nicht erst denken. Es gibt ja schliesslich auch keinen Grund dazu.

Auf der linken Seite meines Bettes befindet sich der Balkon mit einer Aussicht auf die ganze Stadt, welche jetzt unter dem hellen Mondschein atemberaubend aussieht. Gleich Gegenüber von meinem Bett hängt ein grosser Fernseher. Ich greife nach der kleinen Fernbedingung auf der Kommode und stöbere durch die Kanäle.

Stehen bleibe ich bei ProSieben, wo gerade der Film „The fault in our Stars" läuft. Ich bin mitten im Film gelandet und höre zu wie Hazel, die Hauptdarstellerin, zu ihrer Mutter spricht.

„Ich bin... ich bin... Ich bin eine Zeitbombe, Mom. Ich bin eine Bombe, und irgendwann gehe ich hoch, und ich würde die Zahl der Opfer durch Kollateralschäden gern minimieren, okay?"

Tränen schiessen mir augenblicklich in die Augen. Wie kann Hazel das nur von sich behaupten? Sie ist doch keine Zeitbombe! Ist man eine Zeitbombe wenn man schwer erkrankt ist? Fühlt man sich wie eine Zeitbombe, welche jede Minute zu sprengen droht und das so geliebt Umfeld verletzt, gar zerstört? Ich kann mir das nicht vorstellen.

Ich schaue den Film mit einem mulmigen Gefühl weiter, währenddessen eine Krankenschwester alle gefühlten 10 Minuten reinkommt und mich nach meinem Wohlbefinden fragt. Ständig dieselbe Frage und ständig dieselbe Antwort „Gut, danke und Ihnen?"

Mit den Worten „Das Leben ist schön, Hazel Grace", endet der Film und somit auch langsam meine Tränen.

Ich schalte den Fernseher aus und setzte mich im Bett auf. Ich empfinde ein komisch leeres Gefühl im Magen. Ich habe heute fast nichts gegessen und der Film hat nicht wirklich dazu beigetragen, dass es mir nun besser geht. Ich verweile einen Moment und starre Löcher in die Luft. Was passiert hier bloss?

Ich stehe mühsam auf, ziehe den Apparat mit mir mit, an welchem ich angehängt bin und laufe mit kleinen Schritten zur Türe, als plötzlich ein Junge strahlend wie ein Honigkuchenpferd meine Zimmertür aufreisst, mich zu Tode erschreckt und ich in seine blauen Augen blicke, die mich für einen kurzen Augenblick die Zeit vergessen lassen. 

Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt