Kapitel 12

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„Mirjet! Mirjet!", Ich höre die gebrochenen Stimme einer mir bekannten Stimme. „Mirjet, wach auf!", jemand tupft mir mit etwas nassem an die Stirn und schlägt mir sanft auf die Wangen.

Ich fühle mich niedergedrückt. Ohne jegliche Kraft. Alles um mich ist schwarz. Ich sehe absolut nichts. Ich will hier raus. Ich will aus dieser Leere raus. Bin ich etwa schon tot?

Aus einer weiten Ferne höre ich die Stimme meiner Mutter. „Mirjet! Qika Mamit (Mein Mädchen)", Was sagt sie? Spricht sie mit meiner Leiche?

Tap. Tap. Tap. Die Schritte. Das Monster. Ich fange aus vollem Halse an los zu brüllen. Es ist bald hier. Ich höre es.

Wo ist mein hässliches Ich? Wo bleibt sie jetzt, wenn ich sie brauche?

„Mama ich will nicht sterben. Hilf mir!", kreische ich heulend in die schwarze Leere rein.

Wo ist meine Mutter? Warum sehe ich sie nicht?

„Adem, komm schnell!", heult meine Mutter. „Unsere Tochter stirbt..", schluchzt sie aus vollem Halse.

Nein. Nein. Wieso sagt sie das? Ich verlasse meine Familie nicht. Niemals!

Die Schritte werden immer lauter. Sie kommen gerade aus in meine Richtung. Mein Herz erhöht sich um gefühlte tausend Pulsschläge die Minute und ich halte inne. Ich höre auf zu weinen und mache mich bereit. Bereit fürs sterben. Es ist mein Schicksal. Gott will es so.

Meine Emotionen sind nicht in Worte zu beschreiben. Angst. Trauer. Ich habe das Gefühl Angesicht zu Angesicht mit dem Tod zu stehen. Ich überfliege nochmals kurz alle meine Erinnerungen. Von Kleinkind an bis zum hier und jetzt. Ich denke an das Gesicht meiner Eltern, an die Gesichter meiner Geschwister. Denke an die Liebe, welche sie mir geschenkt haben. Ich denke an Juljana, an das Fussball spielen und zu aller Letzt denke ich für eine Millisekunde an Arton.

„Auf Wiedersehen", flüstere ich bevor die Schritte hinter mir halt machen.

„Mirjeta. Papa's Mädchen, mach die Augen auf!"

Papa. Das ist Papa. Ich fühle wie Tränen der Erleichterung meine Schläfen hinunterfliessen.

„Mach die Augen auf!", flüstert er nochmals.

Ich blinzle langsam. Das helle Licht in meinem Zimmer scheint mir mitten ins Gesicht.

Nach mehreren Versuchen, die Augen aufzumachen, blicke ich als aller verschwommen in das Gesicht meines Vaters. Seine Augen sind rot und leer. Sie haben den mir bekannten, warmen Glanz verloren. Um seine blauen Augen haben sich dunkle schwarze Augenringe gebildet, welche vermuten lassen, dass er seit einigen Tagen kaum ein Auge zubekommen hat.

Ich blinzle zu meiner Mutter hinüber, welche schluchzend auf dem Boden sitzt und das Gesicht in die Hände gegraben hat: „Danke, danke, danke Gott."

Ich schaue benommen auf die Uhr auf meinem Nachttischchen. Es ist vier Uhr Mitternachts. Wie lange habe ich geschlafen? 5 Stunden? Habe ich ernsthaft 5 Stunden durchgeträumt?

Warum sind plötzlich meine Eltern im Zimmer. Es scheint, als sei mein Gedächtnis wie weggeblasen. Als wolle man, dass ich mich an überhaupt Nichts mehr erinnern kann. Von der Sekunde an, an welchem ich meine Augen aufgemacht habe, sind alle meine Erinnerungen an meinem Traum wie weggefegt.

„Bald kommt der Krankenwagen...", flüstert mein Vater, der sich neben mir auf dem Bett gesetzt hat.

„Bald wirst du wieder gesund...", fügt er hinzu und schaut abwesend aus dem Fenster raus in die Dunkelheit.

Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt