Unter Beobachtung meiner Familie esse ich meine Pite auf. Wie ich es vermisst habe. Das Essen im Spital, hat mich meiner Meinung nach nur noch mehr gekränkt.
Nachdem ich fertig gespeist habe, helfe ich beim Abräumen und gehe in mein Zimmer, um mich umzuziehen.
„Wohin gehst du?", fragt mich Mama besorgt.
„Ich gehe nur ein bisschen die Strassen entlang spazieren."
„Soll ich mitkommen?"
„Nein, ich will alleine sein."
Sie schaut erstmals ein wenig kritisch, stimmt dann aber ein „Nimm dein Handy mit Schätzchen. Wenn was ist..."
„rufe ich sofort an." Beende ich ihren Satz.
Mama gibt mir einen Kuss auf die Schläfe. „Ich liebe dich mein Mädchen"
„Ich dich auch Mami."
Ich stehe vor dem Ausgang, checke kurz mein Spiegelbild und gehe raus. Ein kühler Wind bläst mir um die Ohren. Der Herbst ist mit all seiner Schöne im Anmarsch.
Ich laufe durch die mit Laub bedeckten Strassen entlang und lasse die letzten zwei Tage nochmals Revue passieren. Das Fussballspiel, die Träume und deren Bedeutung, welche ich nicht verstehe und mein Krebs. „Pse une (wieso ich)?", flüstere ich vor mich hin.
Bis jetzt verlief alles immer gut. Ich habe die Schule erfolgreich abgeschlossen, habe meine Eltern immer respektiert und nie gelogen. Na gut, vielleicht ab und zu, aber wer schon nicht? War kein schlechtes Mädchen. Ich habe mehr auf das Wohlbefinden anderer Menschen geachtet, als auf mein eigenes. Wieso hat es mich getroffen?
Ich halte in unserem abgelegenen kleinen Wald vor dem schmalen Fluss an und schaue traurig in den düsteren Himmel empor, welches teilweise hinter den dunklen Baumzweigen versteckt ist. „Wieso ich Gott? Was habe ich Schlechtes getan?", flüstere ich. Ausser das Plätschern des Flusses und das Wehen der Bäume höre ich nichts. Meine Knie zittern und ich kann mich kaum auf den Beine halten. Die Kälte umhüllt mich und ich fange an zu frösteln. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich kreische meine ganze Verzweiflung aus der Seele und sacke in mich zusammen. Ich will das nicht. Mein Kopf fühlt sich an, als wenn jemand mit einem Schlagstock dagegen schlägt und mein Magen zieht sich bei jedem Schluchzer so fest zusammen, dass ich das Gefühl habe, ich könnte jederzeit kotzen. Wie in Dämmerzustand nehme ich weinend die bunten Laubblätter in meine Hand und streiche über ihre flachen, weichen Seiten, die wunderschön sind.
„Hey...", eine mir bekannte, raue Jungenstimme lässt mich aufschrecken.
Ich blicke hinter mich und sehe in die Meeresblauen Augen des Unbekannten Jungen aus dem Spital. Mein Herz lässt einen Schlag aus.
Er macht langsame, unsichere Schritte auf mich zu und schaut mich besorgt an. Der Junge kniet sich auf dieselbe Augenhöhe und schaut mich an.
Wie in Trance beobachten wir uns gegenseitig. Mustern das Gesicht des anderen, versuchen den Gesichtsausdruck voneinander zu deuten.
„Ich kenne dich doch...", stellt er leise fest, während er mich gründlich beäugt. „Du warst doch auch im Spital...?"
Ich nicke zögerlich und wische meine Tränen weg. Er erinnert sich an mich.
Der Unbekannte streckt mir seine Hand hin, die ich schüchtern, aber dankend ergreife und zieht mich hoch. Er bringt mich zu einem nahelegenden Bänkchen das nur darauf wartet, dass sich jemand drauf setzt und deutet mir, Platz zu nehmen.
Es vergehen gefühlte Stunden, bis er sich räuspert und die Stille erlischt; „Als ich klein war, da habe ich immer Toilettenpapier mit Nutella beschmiert, meine Schwester aufs WC gerufen und es vor ihr abgeleckt..."
Ich schaue ihn zuerst entgeistert an, kann mich dann aber nicht mehr vor Lachen einkriegen.
Er erzählt weiter „Du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen soll. Einige Minuten später hat sie sich übergeben müssen", er lacht und schüttelt den Kopf.
„Wieso erzählst du mir das? Ich weiss nicht mal wie du heisst...geschweige denn, wer du bist."
„Ich heisse Arton und ich erzähle dir das, weil es so viele Gründe, um glücklich zu sein. Wobei du vorher so ausgesehen hast, als ob du bald sterben müsstest..."
„Als ob du bald sterben müsstest...", wiederhole ich seinen Satz leise und merke wir die Vögel plötzlich zu zwitschern, und der Fluss zu plätschern aufhört.
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Fati im ( Mein Schicksal )
Romance„Bitte geh nicht! Bitte! Verlass mich nicht!" Flehe ich ihn schluchzend an. „Du hast mir nichts gesagt, nichts! Du wusstest, was ich für dich empfinde und dass ich durch die Hölle gehe für dich und du hast mir monatelang deine Krankheit verschwiegen...