Kapitel 26

2.7K 139 11
                                    

Meine Nervosität steigt von Minute zur Minute. Ich kann kaum liegen oder gar sitzen bleiben und laufe wie eine Gestörte im Zimmer umher, suche verzweifelt mach einer Beschäftigung und finde nichts.

Edon hat mir noch geschrieben, ich solle mich schön machen. Sprich, etwas Vernünftiges anziehen und mein Gesicht einigermassen anschaulich schminken. Er würde mich abholen, sagte er. Es sei eine Überraschung.

Ich halte vor meinem Spiegelbild an und schaue in die Augen eines nervösen Mädchens. Meine Brust ist vor Aufregung schon ganz rot. Ich habe meine Haare geglättet und ein wenig Wimperntusche drauf getan. Die rote Bluse mit dem V-Ausschnitt passt perfekt zu meinen braunen Haaren und die weisse Hose ist wie für mich geschnitten. Zum Glück hat Mama mir nebst den Krankenhauskleidern auch noch ein paar schöne mit eingepackt.

An der Türe klopf es und Edon kommt strahlend herein. Er fällt mir in die Arme und umarmt mich eine gefühlte Ewigkeit.

Was ist nur mit meinem Bruder los? Ich kenne diese Seite von ihm gar nicht, aber sie gefällt mir.

"Mirjet, ich vermisse dich so!", er drückt mich fest an seine Brust. Es scheint mir, als wolle er mich nicht mehr loslassen. Als hätte er Angst mich zu verlieren.

„Ich dich doch auch, Edon", er schaut mich fest an und lächelt.

„Komm. Ich habe eine Überraschung für dich. Aber zuerst muss ich dir die Augen binden...", er lacht über das ganze Gesicht und holt ein Tuch aus seiner Hosentasche hervor.

Mein Bruder hat sich heute sehr in Schale geworfen. Ein paar schicke schwarze Hose, dazu passende lackschwarze Schuhe und ein weisses Polohemd. Was hat er nur vor?

„Edon, du weisst ich mag Überraschungen nicht!"

„Stimmt. Du liebst sie", er zwinkert mir zu und ich fange aus vollem Herzen an zu lachen.

Wo er Recht hat, hat er Recht. Ich liebe Überraschungen. Dieses Adrenalin, welches man verspürt, weil man nicht weiss, was passieren wird. Oh ja! Ich liebe es.

Edon verdeckt mir also die Augen und nimmt meine Hand. „Wohin geht's Bruder?", meine Sicht ist komplett schwarz. Mein Herz macht einen Satz und mein Atem stockt. Ich liebe Überraschungen, aber ich mag diese Dunkelheit nicht. Sie erinnert mich an meine Träume.

„Das siehst du dann Miri."

„Wieso hast du Blendjona nicht mitgenommen?", ich spiele mit meinen Fingern und versuche irgendwas zu sehen, aber nichts da. Komplette Dunkelheit.

„Keine Ahnung."

Täusche ich mich oder hat er gerade gelacht? Edon startet den Motor und fährt los.

„Mirjeta?" „Ja, Edon?", ich schaue zu ihm. Auch wenn ich ihn nicht sehen kann, will ich ihm das Gefühl geben, dass meine volle Aufmerksamkeit ihm gilt. So wie seine immer mir gewidmet ist.

„Ich hoffe du wirst Spass haben..."

„Klar werde ich das. Alles was du machst ist lustig!"

Edon lacht und ich lache mit. Ja, Edon hat es einfach drauf. Er weiss einfach, wie man Menschen unterhält und sich beliebt macht. Kein Wunder ist er ein Frauenschwarm. Edon redet wie ein Buch und wickelt jedes Mädchen wie einen Kaugummi um den Finger, weil er einfach weiss, was Frauen wollen.

Nach ca. zwanzig Minuten halten wir an und meine Nervosität steigt in die Höhe. Edon verlässt den Wagen und öffnet mir die Tür. Er nimmt meine Hand und ich steige mit seiner Hilfe aus dem Wagen.

Hand in Hand laufen wir einen steilen Weg rauf.

„Edon. Ich bin erschöpft. Wann sind wir endlich da?"

„Nur noch ein bisschen. Das schaffst du!", er drückt meine Hand fester und ich laufe weiter.

Als Edon halt macht, bin ich schon aus der Puste. Er tritt hinter mir und fasst mich an den Schultern.

„Bist du bereit?"

„Ja, ja ich bin bereit.", sage ich entschlossen.


Was denkt ihr hat Edon vor?




Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt