#01 - Veränderungen.

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Das Schwert meines Gegenübers schwang haarscharf an mir vor.

Keuchend machte ich einen Ausfallschritt und hob dabei mein eigenes Schwert wieder höher. In der nächsten Sekunde erklang das Geräusch, wenn zwei metallische Gegenstände miteinander kollidierten. Mein Schwert lag in meiner schwitzigen Hand und ich musste mich anstrengen, es nicht durch meine Finger flutschen zu lassen.

Damit hätte ich verloren.

Im nächsten Moment wich mein Gegenüber zurück und ließ mich damit wissen, dass jetzt mein nächster Gegner dran war. Blitzschnell wirbelte ich herum und begann bereits den ersten Schlag abzuwehren. Kurz darauf holte er wieder aus, aber diesmal trat ich einen Schritt zurseite und griff dann selbst an. Jedoch wurden meine Schläge mit Leichtigkeit abgewehrt.

Die Erschöpfung zerrte an mir und mein Herz hämmerte mir wild in der Brust, aber ich wollte noch nicht aufgeben. Mit einem Kampfschrei drehte ich mich nun wieder zu meinem ersten Gegner um, der tatsächlich ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht hatte. Das hielt mich aber nicht davon ab, vorzureten und ihn anzugreifen.

Da ich nun schon für ein paar Minuten nicht mehr konnte, spürte ich, dass mir die Kraft ausging. Trotzdem machte ich weiter, aber meine Schläge wurden mit jeder Sekunde schwächer. Schließlich passte ich für eine Millisekunde nicht auf und kurz darauf wurden mir zwei Schwerter vor die Brust gehalten.

»Okay«, brachte ich japsend hervor. »Ihr habt dieses Mal gewonnen.«

»Dieses Mal?«, wiederholte die Stimme meines ersten Gegners - Ryan's Stimme. Er schien nicht mal außer Atem zu wirken und das regte mich irgendwie auf. Himmel, wie konnte er so lange durchhalten?

»Schön, ein paar Mal«, entgegnete ich kurz angebunden und strich mir über meine verschwitzte Stirn. »Aber ich habe länger duchgehalten, oder nicht? Mir kam es jedenfalls länger vor«, fügte ich hinzu.

»Es war länger«, bestätigte mir mein zweiter Gegner - Cedric.

Cedric war Skye's Wächter. Er war nicht nur verdammt muskolös und irgendwie gut aussehend mit seinen blonden Haaren, den grünen Augen und den Tattoos, nein. Er war sehr gut im Umgang mit dem Schwert, mit der Faust und mit Schusswaffen. Also quasi der perfekte Wächter für Skye, genauso wie Ryan der perfekte Wächter für mich war.

Zu blöd nur, dass Skye immer noch nicht wieder da war.

»Sag ich doch«, meinte ich daraufhin und schnappte mir meine Wasserflasche. Aber selbst das kühle Wasser konnte meinen Durst nicht stillen. Aber es war nicht nur der Durst, ich wollte etwas tun. Nicht still herumsitzen und nichts tun. Und da war mir das Training gerade recht gekommen.

Die letzten drei Monate war ich in Irland bei den Wächtern geblieben. Die Sommerferien hatten begonnen und ich war seitdem nicht wieder in Ashford geschweige denn England gewesen. Stattdessen war ich mit Ryan ins Quarier hier in Irland gefahren und bin dort geblieben. Die Gegend war nicht nur schön und es war nicht nur eine nette Abwechslung; Skye war hier noch irgendwo, aber ich hatte sie nicht aufspüren können.

Es war fast, als hätte sie nie existiert.

Nachdem ich mich in Ryan's Armen ausgeweint hatte, hatte eines fest gestanden; ich konnte noch nicht so schnell wieder zurück. Ich könnte nicht den Gedanken ertragen, in der Nähe meiner Mutter zu sein oder meine ganzen Sommerferien in Ashford zu verbringen. Ich wollte es einfach nicht, also war ich hier geblieben und hatte mich voll und ganz auf mein Training konzentriert. Trotz allem, was ich machte, ich konnte die Worte von Josh - der mich und alle anderen Wächter verraten hatte - nicht aus dem Kopf bekommen. Es war, als hätte sie jemand in meinen Kopf von innen eingebrannt, damit ich sie ja nicht vergaß.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt