#65 - Planung

1.5K 90 20
                                    

Entschlossen schulterte ich meine Tasche und lief schnurstracks auf ihn zu. Er hatte sich die Kapuze übergezogen und hielt den Kopf gesenkt.

Als er sah, dass sich jemand ihm in den Weg stellte, hob er den Blick und kniff die Augen zusammen.

»Was willst du?«

Er klang müde und völlig neben der spur, was so gar nicht nach ihm aussah. Normalerweise war er immer aktiv, klinkte sich in jede Konversation ein, aber nun schien er mir wie ein völlig anderen Mensch, was sicher nicht an der Uhrzeit lag.

»Alles okay?«, fragte ich ihn vorsichtig.

Isaac gab ein kleines Schnauben von sich. »Sehe ich so aus?«, entgegnete er zickig. »Wenn es nichts wichtiges ist, dann lass mich lieber in Ruhe.«

Er wollte an mir vorbeigehen, aber ich streckte einen Arm aus, sodass er keine andere Wahl hatte als mir entweder den Arm zu brechen oder mir zuzuhören.

»Isaac«, meinte ich mit gedämpfter Stimme. »Du siehst echt beschissen aus. Ich weiß wir sind keine Freunde oder so etwas, aber ich will, dass du weißt, dass du mit mir reden kannst, okay? Ich weiß wie es ist, wenn man etwas in sich hineinfrisst. Es wird dich irgendwann kaputt machen und glaub mir, das willst du nicht.«

Er schwieg, beobachtete die Schüler hinter mir.

»Geht es um deine Mutter?«, hakte ich nach.

Bei meinen Worten verfinsterte sich sein Blick. Dann schien es aus ihm herauszuplatzen, als hätte sich diese Wut schon seit längerem angestaut und er hätte nur darauf gewartet es loszuwerden.

»Durch Skye hat meine Mutter ihren verdammten Job verloren«, zischte er bemüht nicht zu laut zu sprechen. »Jeder im Krankenhaus zweifelt an ihrer Aussage. Sie war Skye's zuständige Schwester und selbst die Polizei ist der Meinung, dass meine Mutter einen schlechten Job gemacht hat... sie wurde gekündigt und wir verlieren bad unser Apartment«, fügte er noch bitter hinzu.

Oh mann. Das war echt hart.

Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was für eine Scheiße er gerade durchmachte. Klar, ich hab auch schon einiges erlebt, aber das war nochmal eine Sache für sich. Ich für meinen Teil hatte immer ein zu Hause gehabt und wenigstens etwas Geld.

»Es tut mir so leid, Isaac. Dass du und deine Mutter in diese Situation geraten seit, ist wirklich beschissen.«

Er fuhr sich durch seine dunklen Haare und seufzte. »Ohja, das kannst du laut sagen.«

Ich biss mir auf die Lippen. Eigentlich wollte ich seine jetzige Situation nicht ausnutzen, aber dadurch würde er mir bei einer wirklich wichtigen Sache helfen und seiner Mutter den Job wiederzubeschaffen.

Ha, zwei Fliegen mit einer Klatsche.

»Isaac, ich habe eine Idee, die zwar verrückt klingt, aber sie wird dir und deiner Mutter hundertprozentig helfen, wenn sie funktioniert. Dadurch werdet ihr eure Wohnung nicht verlieren.«

Misstrauisch zog er die Brauen hoch. »Achja? Klingt unwahrscheinlich.«

Ich hatte Mühe nicht die Augen zu verdrehen, aber ich schaffte es. Er war momentan einfach am Tiefpunkt und da musste ich mehr Mitgefühl haben.

»Wir müssen nur einen Mord aufklären.«

Verwirrung spiegelte seine Augen. »Einen Mord? Und wie soll das uns helfen?«

»Deine Mutter war nicht nur die Zeugin von Skye's Verschwinden sondern auch von einer Auseinandersetzung in einem Krankenhaus vor ein paar Jahren. Dort hat sich nämlich ein Streit abgespielt zwischen einem Mädchen, welches jetzt tot ist, und ihrem Mörder. Das einzige, was wir beweisen müssen, ist, wer der Mörder dieses Mädchens ist. Wenn deine Mum das mit aufklärt, wird sie sofort wieder eingestellt werden, glaub mir.«

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt