#39 - Komplikationen

1.9K 126 12
                                    


Ich würgte und würgte, aber es kam nichts.

Mit einer Hand stützte ich mich an der Wand ab und mit der anderen hielt ich mir die Haare aus dem Gesicht. Zusätzlich wurde mir ganz warm und schwindelig. Dazu kam noch die Panik und das Gefühl, zu ersticken.

»Hast du einen Asthma Anfall?«, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir fragen.

Nur mit Mühe konnte ich mich umdrehen. Es war Ryan, wer auch sonst?

Schnell schüttelte ich den Kopf und versuchte nicht mehr an Josh zu denken, damit mein Herz endlich aufhören konnte zu rasen. Gerade fühlte es sich nämlich an, als würde es mir gleich aus der Brust springen. Außerdem war mein Mund noch immer offen und ich würgte und keuchte, aber es kam nichts heraus. Meine Kehle war zugeschnürt.

»Hey, atme tief durch«, sagte er und hob beruhigend die Hände. Er wollte mich anfassen, aber ich stolperte ängstlich zurück. »Beruhige dich bitte.«

»Nein!«, rief ich sofort. Tränen schossen mir in die Augen, ich hatte eine verdammte scheißangst. Josh ist hier. Oh Gott.

»Er wird mich töten, Ryan! Bitte, bring mich einfach hier raus, ich kann das nicht, ich kann da nicht wieder reingehen! Bitte zwing mich nicht dazu«, fügte ich schnappartig hinzu. Mein ganzer Körper zitterte und jede Zelle weigerte sich, auch nur einen Millimeter Richtung Saal zu gehen. Ich würde da für nichts und niemanden wieder reingehen.

In dem Moment war es mir sogar egal, dass Skye und Cedric gerade ihr Ritual gehabt hatten und jetzt das Buffet war.

Ryan begriff langsam, worum es ging. »Geht es um Josh?«, fragte er achtsam. »Hast du ihn gesehen?«

Warum kapierte er nicht, dass ich jetzt nicht reden wollte?! Ich wollte einfach nur hier raus, an die frische Luft. Hier unten fühlte es sich an, als würde ich ersticken. Ich konnte es hier keine Sekunde länger aushalten.

»Ich kann nicht«, flüsterte ich so leise, als ob Josh mich hören könnte. »Ich muss hier weg.«

Ohne zu Zögern drehte ich mich um und lief einfach los.

Mein Plan lag darin, einfach loszulaufen, um alles hinter mich zu lassen. Jedoch durchkreuzte Ryan meinen Plan einfach, indem er mich blitzschnell einholte und sich vor mich stellte.

»Wohin?«, fragte er einfach nur.

»Frische Luft«, murmelte ich atemlos. »Ich kann hier unten nicht klar denken.«

Ryan zögerte nicht eine Sekunde, oh nein. Anstatt mich zu Dr. Mason zu schleppen oder mir irgendwas vorzuschreiben nahm er meine Hand und ging los. Für einen Moment war ich so überrascht, dass ich nicht reagierte. Aber dann begann ich ebenfalls loszulaufen.

Hand in Hand liefen wir nun durch die Gänge. Dabei spürte ich wieder, wie seine Hand wärmer wurde und mir beruhigende Gefühle übermittelte. Mit jedem Schritt wurde ich ruhiger, ich vergaß Josh für einen Moment und spürte nur die beruhigende Wärme, die von meiner Handfläche in meinen ganzen Körper wanderte.

Ich bemerkte erst, dass wir in der Tiefgarage waren, als Ryan mich sanft in eine andere Richtung zog. Wir gingen in die Ecke, traten ein paar Stufen hinauf und schließlich öffnete Ryan eine Tür und ließ dabei meine Hand wieder los.

Das erste, was ich hörte, war das vorbeirauschen eines Autos. Dann blinzelte ich und sah die Landstraße vor mir. Draußen dämmerte es bereits. Gleichzeitig erreichte mich auch die kühle Abendluft, die ich mehrmals lange einatmete. Ich brauchte ein paar Sekunden, in denen ich einfach nur dastand und atmete, ohne an irgendwas anderes zu denken als diese Landstraße vor mir und die Bäume etwas weiter im Hintergrund. Irgendwann verschwand die innere Hitze und das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Josh war in meinen Gedanken ganz weit weg.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt