#50 - Schwindel

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Okay, ganz ruhig bleiben.

»Aber?«, harkte ich nach, als er zögerte.

"Ihr Vater wohnte mal einen Monat in unserem Hotel. Er war ein sehr guter Gast, also könnten wir eine Ausnahme machen."

»Hat er?«, fragte ich überrascht und ohne nachzudenken.

Mein Vater? Er war hier auch schonmal gewesen? Nicht so gut, sie könnten auf die Idee kommen ihn anzurufen oder so und alles könnte auffliegen.

»Äh, ich meine, das weiß ich«, erwiderte ich schnell und faltete die Hände ineinander. Zeit zu improvisieren. »Deswegen bin ich hier. Mein Vater hat mir Ihr Hotel weiterempfohlen. Bevor ich nämlich Sinan heirate und mich vollständig meiner Arbeit widme, wollte ich meine englischen Freunde ein wenig in meine Kultur einführen, da sie meine Trauzeugen sein werden. Es wäre überaus schade, wenn das nicht gehen würde. Sie wissen ja, wie sehr ich es genieße, Menschen in meine Kultur einzuweisen

Der Mann sah mich zögernd an. Er zweifelte. Da mir sonst nichts mehr einfiel, was ich sagen könnte, seufzte ich leise. »Meinem Vater würde es nicht gefallen, wenn ich ihm erzählen müsste, dass wir wieder abreisen müssten«, fügte ich hinzu und suchte schon nach meinem Handy. »Ich muss ihn mal anrufen...«

Und da hatte ich ihn. Er gab mir den Pass ohne ein weiteres Wort zurück. Anscheinend hatte mein Vater eine höhere Position.

»Alles in Ordnung«, sagte er und ich steckte den Ausweis wieder in meine Tasche.

Ich nickte. »Danke

»Ich gebe Ihnen die Zimmerkarte für Zimmer 505 auf der einunddreißigsten Etage. Wir bitten Sie Ihr Zimmer sauber zu halten. Die Karte müssen Sie nur unter den Scanner neben Ihre Tür halten und sie öffnet sich...«

Er erklärte mir noch ein paar Regeln und ich hörte aufmerksam zu, bis er fertig war und mir und meinen Bekannten noch einen angenehmen Aufenthalt wünschte. Ich bedankte mich erneut und ließ mir die Zimmernummer und die Etage schnell aufschreiben.

Dann ging ich zu Adrian und Liz, die mir stumm zugeschaut haben. Ich sprach wieder Englisch, als ich zu ihnen trat. »Alles in Ordnung, ich habs gebucht. Wir können schon hochfahren, sobald ich es richtig verstanden habe«, erklärte ich ihnen in einem normalen Tonfall. Trotzdem war ich noch immer angespannt. »Lasst uns dort dann besprechen, was wir heute Abend zuerst tun, um euch in meine Kultur einzuführen...« Noch immer sah mich der Mann an. Sein Blick bohrte sich in meinen Hinterkopf.

Ich deutete nach Rechts, wo sich die Fahrstühle laut dem Rezeptionisten befinden müssten. Es gab zwei.

Adrian und Liz sagten kein Wort. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos und ein wenig verwirrt. Trotzdem taten wie das, was ich ihnen sagte

Unglücklicherweise befand sich in dem Fahrstuhl, mir dem wie fuhren, eine Kamera. Nur bemerkte ich diese zu spät. Mein Gesicht hatte sie längst aufgenommen. Mist aber auch. Und eine Karte brauchte man auch, um hochzufahren, was bedeutete, dass ich gleich wieder runterfahren musste, um die anderen zu holen. Das passte mir aber nicht. Ich wollte uns möglichst wenig zusammen auf den Kameras haben, aber das war nun unmöglich. Wenn wir heute Abend scheiterten, hatten sie unsere Gesichter als Beweis und konnten sie der Polizei übergeben.

Und das hieß, dass wie geliefert waren.

Zu dritt fuhren in unsere Etage. Liz, Adrian und ich stiegen aus.

Wir fanden uns auf einem modernen Gang wieder. Die Wände waren aus schlichtem Holz. Der Boden bestand aus rotem Teppich und ganz am Ende des Ganges waren die Wände aus Fenster - so als ob man durch Luft schauen würde. Alleine vom sehen graute es mir dahin zu gehen.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt