#86 - Nächtlicher Snack.

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»Verdammt, Adrian«, zischte ich, als er seine Hände von hinten auf meine Schulter legte und ich vor Schreck fast laut aufgeschrien hätte.

Wir waren uns hier schon öfters begegnet. Anscheinend vermag er auch immer Nachts noch Hunger zu bekommen und lauerte hier öfters, als mir lieb war.

Seine blonden Haare waren ganz durcheinander, er trug eine graue Jogginghose und ein schlichtes schwarzes Shirt. Ein Grinsen zierte seine Mundwinkel.

»Sorry«, meinte er kauend und es klang so, als ob es ihm überhaupt nicht leid tat. »Suchst du was zu Essen?«, fügte er hinzu, als er hinuntergeschluckt hatte.

»Nein, ich wollte mir nur was zu Trinken holen.«

»Hier.« Er lief zu einer Kiste auf dem Boden, warf einen Blick drauf, griff blind hinein und warf mir eine Wasserflasche zu.

»Danke... was isst du da eigentlich?«, erkundigte ich mich, als ich etwas braunes in einer Glasschüssel in seiner Hand sah.

Adrian zuckte mit den Schultern. »Mousee au Chocolat. Ist der Nachtisch für Morgen Mittag«, sagte er und schob sich einen weiteren Löffel in den Mund. »Willst du auch?«

Kopfschüttelnd betrachtete ich die Schokolade, die in seinem Mundwinkel klebte. »Nein, aber danke.«

Wir schwiegen. Adrian aß seinen Mousee au Chocolat, während ich einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche nahm. »Wo ist Liz?«, fragte ich ihn schließlich neugierig. »Sie ist nicht in unserem Zimmer.«

»Ich weiß. Sie ist bei mir«, erklärte er mit wackelnden Augenbrauen.

Ich brachte ein Schnauben zustande. »Ich verzichte auf mehr Details. Kannst du ihr ausrichten, dass ich mit ihr reden muss? Momentan schläft sie ja mehr bei dir als bei mir.«

»Sicher.« Adrian stellte die leere Schüssel achtlos auf die Spüle. »Aber eins solltest du wissen...«

Misstrauisch starrte ich ihn an. »Und das wäre?«

»Sie schläft nicht nur bei mir.«

Bevor ich ihm einen Schlag auf den Arm verpassen konnte, wich er mir blitzschnell aus und begann zu Lachen. »Du warst zu langsam«, japste er grinsend und ging schnell Richtung Ausgang. »Bis dann!«

Mit den Worten verschwand er aus meinem Sichtfeld. Ich rollte die Augen und wandte mich ab.

In den Wochen hatte er sich kein Stück geändert. Adrian war immer noch derselbe perverse Idiot wie früher.

Aber ich konnte Liz verstehen. Er war zwar ein Idiot, aber einer, den man einfach gerne haben muss.

Ich hoffte wirklich, dass sie noch für eine lange Zeit zusammen bleiben.




Am nächsten Tag kam Liz um kurz vor sechs in unser Zimmer.

Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, lächelte sie mich an und ließ sich neben mich auf meinem Bett fallen.

»Tut mir echt leid, dass ich so spät komme, aber ich hab momentan echt viel zu tun«, sprach sie und grub ihren Kopf in mein Kissen. Als sie wieder auftauchte, bemerkte ich, wie fertig sie aussah. Dunkle Augenringe zierten ihre Augen und sie war total blass.

Ich winkte ab. »Ist schon okay. Woran arbeitest du eigentlich?«

»Du weißt, dass ich es eigentlich nicht sagen sollte, aber da du eh schon davon weißt...«, murmelte sie. »Abernathy hat mich beauftragt, den Verräter zu finden. Momentan habe ich aber keinen wirklichen Verdächtigen...«

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