#03 - Ankunft.

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Als wir schließlich am Flughafen in der Nähe von Ashford landeten, war ich schon ziemlich nervös, weshalb ich mit meinen Fingern immer wieder einen unruhigen Rhythmus auf meine Tasche klopfte.

Das Flugzeug fuhr nun über die Landebahn und wurde immer langsamer. Ryan neben mir holte sofort sein Handy aus der Tasche und rief jemanden an, aber ich achtete nicht auf seine Worte. Stattdessen sah ich aus dem Fenster und bemerkte, dass es regnete.

Na das war ja ein großartiger Empfang.

Nachdem wir unsere Jacken angezogen hatten, durften alle das Flugzeug verlassen. Die Stewardess und der Pilot wünschte jedem noch einen angenehmen Flug, während wir rausgingen. Der Mann mit dem Anzug lief direkt vor uns, drehte sich aber mit Absicht nicht zu uns um, was mich zum grinsen brachte. Ryan sah mich fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf.

Ein wenig später wurden wir von etwa fünf Wächtern in Empfang genommen. Darunter waren auch zwei, die mir nur allzu bekannt vorkamen.

»Du hast nicht eine SMS geschrieben«, meinte der erste mit einem empörten Gesichtsausdruck. »Du hast mich enttäuscht.«

Ich seufzte. »Tut mir leid, aber ich hatte zu tun.«

»Drei Monate lang?«, schnaubte er und wandte sich ab. »Natürlich hattest du das.«

Er schien echt sauer zu sein. Dadurch bekam ich nur noch mehr Schuldgefühle. Klar, wir waren nicht gerade die engsten Freunde, aber trotzdem war er jemand, mit dem ich viel zu tun hatte.

»Es tut mir wirklich leid«, sagte ich, aber er sah mich nicht einmal mehr an.

Jep, ich war ein schlechter Mensch.

Aber als ich mich der nächsten halbwegs vertrauten Person zu wandte, schien diese sogar nicht sauer zu sein.

»Hallo Zoey«, sagte er.

»Hey Alex«, entgegnete ich und zwang mir ein kleines Lächeln auf die Lippen. »Wie geht's dir?«

Alex hatte mich nicht nur schonmal vor den Venatori gerettet, er hatte mir auch beigestanden, auch wenn er mich am Anfang nicht leiden konnte, weil ich eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner Ex Freundin hatte. Er war ein guter Mensch.

»Hervorragend«, lautete seine Antwort. »Und dir?«

»Dasselbe ungefähr«, log ich ohne zu Zögern.

Mir fiel auf, dass Liz nicht unter den Wächtern war und das zog meine Laune in den Keller. Die Wahrheit war nämlich, dass ich diesen blonden süßen Wirbelwind vermisst hatte. Ich vermisste ihre Art, ihr Grinsen und ich hatte es vermisst, einfach mit ihr zu reden.

Ich hatte sie vermisste.

Alles, was ich jetzt wollte, war, mich bei ihr zu entschuldigen und ihr zu sagen, wie sehr ich sie vermisst hatte. Aber jetzt musste ich mich wohl noch gedulden.

Die Fahrt zurück zum Quartier verlief relativ ruhig. Niemand sprach mich an, wir alle schwiegen nur, bis wir in die Garage kamen und mich mir ein Wächter mitteilte – dessen Namen ich übrigens nicht kannte - , dass Abernathy mich sehen wollte. Innerlich stöhnte ich auf, aber äußerlich nickte ich nur brav. Ryan lief mit den anderen schon zum Speisesaal, während ich auf den Weg zu Abernathys Büro machte.

Als ich durch die Gänge schlenderte, betrachtete ich die Gemälde, die unter das sanfte Licht der Lampen getaucht worden. Auf ein paar waren Gesichter und Symbole zu sehen, aber ein Gemälde gefror mir das Blut in den Adern.

Automatisch blieb ich stehen und betrachtete es genauer.

Auf dem Bild waren exakt sieben Gestalten zu sehen. Fünf Mädchen und zwei Jungen, um genau zu sein. Sie alle standen an einer Klippe, eines weiter vorne als die anderen. Ihre Haare wehten nach hinten und sie sahen wie eine geschlossene Einheit aus. Um die sieben waren immer verschiedene, etwas verschwommene Farben gemalt worden. Nur bei einer waren alle Farben vorhanden. Sie stand ganz vorne vor allen anderen an der Klippe und sah gen Himmel. Weiter hinten, in der Ecke des Gemäldes, konnte man kleine Hochhäuser erkennen, die zusammengestürzt waren.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt