#25 - It's been way too long

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Es war Ryan. Wer auch sonst würde mitten vor meiner Schule im Regen aus einem Auto fallen?

Besorgt strich ich ihm die Haare aus der Stirn. Dabei zuckte er und seine Augenlider begannen zu flattern. Schnell nahm ich die Hand wieder weg und fragte: »Alles okay bei dir? Was ist passiert?«

Sichtlich verwirrt fasste er sich an den Kopf und sah dann seine Hand an, als hätte er sich verbrannt. Kurz darauf schweifte sein Blick zu mir und seine Augen weiteten sich überrascht. »Zoey?«, fragte er mich mit krächzender Stimme. Dabei schwang ein ziemlich und er sah leicht irritiert aus. »Wo sind wir?«

»Auf dem Parkplatz vor der Schule«, erklärte ich ihm. »Was ist passiert?«

Bei meinen Worten huschte ein kurzer Ausdruck über sein Gesicht, aber ich konnte ihn nicht deuten. Ehe ich mich versah, war er bereits verschwunden. »Wir müssen gehen«, meinte er plötzlich und versuchte aufzustehen. Dabei verzog er schmerzhaft das Gesicht und unterdrückte ein Aufstöhnen. Sein ganzer Körper zitterte.

»Hey, sei vorsichtig!«, rief ich, als er sich keuchend aufrichtete und sich kaum auf den Beinen halten konnte. Jetzt lief das Blut nur so aus seiner Wunde und vermischte sich mit dem Regen. »Bleib lieber sitzen, sonst verblutest du noch.«

Er schüttelte meine Aussage mit einer Handbewegung ab – die er gleich darauf bereute, da er sich nur noch mehr weh tat. »Nein, wir müssen jetzt sofort gehen«, erwiderte er barsch.

Okay, er meinte es wohl ernst. Erst abhauen, dann fragen stellen. »Na gut, aber lass mich dich wenigstens stützen«, murmelte ich.

Vorsichtig legte ich seinen Arm um meine Schulter. Dabei bemerkte ich, dass etwas am Kragen seines Sweatshirts herausragte. Es sah aus wie eine Kette aus Leder. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. Seit wann trug Ryan Ketten?

Bedacht, ihn nicht zu überanstrengen, traten (oder eher schwankten) wir ein paar Schritte nach vorne, ohne wirklich eine Ahnung zu haben, wohin ich ihn bringen sollte. Jedoch warf ich bereits alle meine Bedenken über Bord, als das Quietschen von Reifen ertönte und immer näher kam.

Sofort schoss mein Kopf nach oben und ich sah zu, wie drei schwarze SUV's auf den Parkplatz fuhren. Der erste blieb hinter uns stehen, während die anderen beiden um uns herum fuhren und auch anhielten. Da begriff ich erst, dass sie uns eingekesselt hatten.

Ryan verkrampfte sich automatisch, als sie ganz dicht an uns vorbei fuhren. Aber wer waren sie? Wächter oder Venatori? Ryan's Haltung nach zu Urteilen eher letzteres. Und er musste es ja wissen.

Aber wie sollten wir uns verteidigen? Ryan war verletzt und ich hatte nicht einmal eine Waffe bei mir. Wir waren geliefert.

Das alles schoss mir innerhalb von wenigen Sekunden durch den Kopf. Währenddessen ging die Tür bei dem hinteren SUV auf und mehrere Leute sprangen heraus. Zuerst erblickte ich Hayden, dann Zack. Sie beiden hielten Feuerwaffen auf uns gerichtet. Hinter ihnen sprangen noch zwei weitere Wächter aus dem Wagen, die ich aber nicht kannte.

Hayden ergriff zuerst das Wort. »Hände über den Kopf!«, rief sie uns über das Plätschern des Regens zu. Ihr Tonfall war hart und fordernd. Es klang wie ein Befehl, der ohne zu Zögern auszuführen war. »SOFORT!«

Verwirrt starrte ich sie an und hob dabei langsam die Hände an den Kopf. »Was-?!«

»JETZT!«

Ich tat, was sie verlangte. Mein Herz pochte und ich fragte mich, was hier vor sich ging. Seit wann zielten die Wächter mit Waffen auf mich?

Langsam hob auch Ryan die Hände, der zu meinem Erstaunen nicht mal ansatzweise überrascht schien. Eher sah es so aus, als würde er jetzt gerne jemanden ermorden wollen.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt