#08 - Der Blick.

2.3K 149 12
                                    

Den ganzen Schultag über war ich völlig in meinen Gedanken versunken.

Ich musste immer wieder an meinen neuen Mathe Lehrer denken und an das, was Isaac mir erzählt hatte. Auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich war, dass augerechnet er der Mörder von der armen Frau war, machte es mir trotzdem ziemlich Angst. Dabei sah ich ihn nur in der ersten Stunde und dann den Rest des Tages nur noch von weitem einmal auf dem Flur. Trotzdem ging mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass ein Mörder in meiner Schule herumlief.

Als endlich Schluss war, trottete ich auf den Parkplatz, wo bereits der Mercedes stand, in dem ich auch auf dem Hinweg gesessen hatte. Von weitem konnte ich noch nicht sehen, wer diesmal fuhr.

Als ich schließlich am Auto ankam, wurde das Fenster heruntergekurbelt und Zack's Gesicht kam zum Vorschein.

»Du kannst dich neben mich setzen«, sagte er freundlich.

»Okay.«

Gerade wollte ich einmal vorne um das Auto gehen, als eine Stimme meinen Namen rief. Ich drehte mich um und entdeckte Mrs Jones, die auf mich zu kam. Die Direktorin trug mal wieder ihre Absatz-Schuhe, einen Blazer und einen Rock.

»Zoey, ich habe noch etwas für Sie«, meinte sie aufrichtig. Überrascht starrte ich sie an. Gerade als ich fragen wollte, was es war, drückte sie mir mehrere Zettel in die Hand.

»Was ist das?«, fragte ich sie stirnrunzelnd.

»Das sind die Papiere für den Ausflug in zwei Wochen. Als Sie den Autounfall hatten, wurde es besprochen«, erklärte sie mir entschuldigend. »Wir haben leider vergessen, Ihnen die Papiere zu überbringen. Es wäre also gut, dass Sie das alles ausgefüllt morgen mit dem Geld wieder mitbringen. Ich weiß, es ist knapp – und das tut uns wirklich leid -, aber wenn Sie mitwollen, dann müssen wir rechtzeitig das Geld zusammenhaben. Oder wollen Sie lieber solange in die Parallelklasse?«, fügte sie fragend hinzu.

Überrascht zog ich die Brauen zusammen. Ein Schulausflug? »Ähm... ich glaube nicht, dass ich mitkomme.«

»Und dafür haben wir vollsten Verständnis«, erwiderte sie höflich. »Überlegen Sie es sich einfach bis morgen und kommen dann zu mir, in Ordnung?« Ehe ich etwas sagen konnte redete sie schon weiter. »Ich muss jetzt wieder rein, bis morgen.«

Sie lächelte noch einmal, drehte sich dann um und lief erhobenen Hauptes zurück ins Gebäude und ließ mich somit auf dem Parkplatz mit den Papieren in der Hand zurück. Fassungslos stieg ich schließlich ins Auto und schnallte mich an.

Zack sah mich währenddessen fragend an. »Wer war das und was wollte sie von dir?«

»Ach, das war nur Direktorin«, antwortete ich ihm und faltete die Papiere zweimal. »Es gibt bald einen Schulausflug, aber ich muss nicht mit, weil ich jetzt erst die Papiere dafür bekommen habe.«

Er startete den Motor und runzelte die Stirn. »Ist wahrscheinlich auch besser so. Aber wo würde es denn hingehen?«, fügte er neugierig hinzu.

Achtlos faltete ich es wieder auseinander und suchte kurz, wo der Ort stand. »Manchester«, las ich laut vor. »Klingt ja langweilig-« Prompt stockte ich, als mir etwas bewusst wurde.

Manchester.

»Was hast du?« Zack hatte natürlich bemerkt, dass ich mich einfach selbst unterbrochen hatte.

Betont langsam sah ich auf und schluckte dann. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich unbedingt nach Manchester musste, um in die Kathedrale zu kommen. Dann müsste ich ihm von dem Code erzählen der in dem Buch war und von Grace Lorring. Nur durfte niemand erfahren, dass sie noch lebte, also musste ich den Mund halten. Und mir eine Ausrede einfallen lassen.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt