#102 - Fallen & Geister.

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Toby hatte die Kreide trotzdem mitgenommen. Wir beschlossen, sie zu benutzen, auch wenn sie wahrscheinlich wieder weggemacht wird.

Nach meiner Vermutung besaß der Pharao eine Kammer, in der all seine Schätze aufbewahrt werden. Sie muss riesig sein, so groß, dass Lorring's Gegenstände dort auch hineinpassen. Wahrscheinlich gibt es hier auch mehrere Ausgänge. Das Loch, durch das wir reingekommen sind, war sicher nicht der richtige Eingang.

»Mit Jayden bin ich da lang gegangen«, sagte Toby und deutete mit einem Kopfnicken auf die linke Abzweigung. »Wir wollten uns immer Links halten, aber dann kam irgendwann eine Sackgasse.«

Ich warf einen Blick in den dunklen Gang. Dieser sah genauso aus wie die anderen, also war das hier echt ein Labyrinth. »Okay, dann gehen wir auch da entlang.«

»Dann werde ich mit Zoey vorgehen. Tamara und Amber, ihr werdet neben Payne gehen.«

Jetzt hatte die Südländerin auch einen Namen. Toby schulterte seinen Rucksack und begann loszulaufen, ich ihm dicht auf den Fersen. Mir gefiel es nicht, Payne hinter mir zu haben... wenn er etwas tun wollte, konnte er verschwinden, ohne, dass es mir auffallen würde. Und er müsste gegen die Mädchen ankommen und in seinem Zustand kam er sicher nicht weit.

Toby setzte ein Kreuz mit der roten Kreide. Da es totenstill hier unten war, hörte man es überall. Kurz darauf lief er los, wir alle folgten ihm.

Er war angespannt, das merkte ich ihm sofort an. Er machte sich wohl große Sorgen um seinen Freund, da konnte ich ihn verstehen. Die Chancen, ihn lebend zu finden, waren ziemlich gering, aber das würde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden, sonst brachte er mich vielleicht doch noch um.

Der Pharao und seine Familie waren hier in dieser Pyramide und trieben also ihr Unwesen. Sie wurden alle ermordet, wie sollte ich es denn schaffen ihnen Frieden zu bringen? Naberus - der Anführer - vertraute darauf, dass ich die Geister loswerden könnte, also musste es wohl einen Weg geben.

Wir bogen nach Links ab und Toby setzte ein weiteres Kreuz mit der Kreide. Je weiter wir von unserem Eingang weg gingen, desto mulmiger wurde mir. Ich wusste nicht, was uns genau erwartete, aber es wirkte jetzt schon ziemlich gruselig.

Die Gänge waren allesamt leer und kühl. Die Taschenlampen leuchteten die Gänge bis zu drei Metern aus, alles andere war dunkel. Auch wenn ich die Venatori hasste, war ich doch ziemlich froh darüber, nicht alleine hier drinnen sein zu müssen.

Für eine Weile liefen wir schweigend durch die Gänge. Wir markierten die Gänge, hielten uns links, bis die besagte Sackgasse kam. »Okay, dann zurück und dann in die rechte Abzweigung«, meinte Toby daraufhin und lief los.

Amber und Tamara unterhielten sich leise hinter uns. Payne, Toby und ich liefen schweigend nebeneinander her, bis ich mich an Payne wandte. »Was ist mit Ihrem Sklavengeschäft passiert?«, fragte ich ihn und versuchte mich gleichzeitig auf meine Umgebung zu konzentrieren. Solange noch alles ruhig vor uns lag, konnte ich ihn genauso gut ausquetschen.

Payne's Augen sahen wachsam umher, als hätte er Angst, jemand könnte jeden Augenblick hervorspringen und ihn abstechen. »Die Spezialeinheit hat davon Wind bekommen, als sie das gesamte Hotel auseinander bekommen haben«, sagte er angespannt. »Die Mädchen sind alle auf freiem Fuß, falls dich das interessiert. Sie suchen mich seitdem, aber ich bin für sie spurlos verschwunden.«

Na Gott sei Dank.

Als Liz und ich damals in Dubai neben den Mädchen bei der Auktion gestanden haben, war das einfach nur grauenhaft gewesen. Diese Mädchen wurden verkauft an Männer, die sie versklavten, während Payne das ganze Geld abbekam.

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