#93 - Geheime Botschaft.

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Es war nicht halb so schwer, wie ich dachte, mich in den Keller des Quartiers zu schleichen.

Da ich momentan eh im unteren Bereich wohnte, brauchte ich nur einen Tag, um herauszufinden, wie ich mich wegschleichen konnte.

Auch wenn stets ein Wächter vor meiner Tür stand, wechselten sie sich nach ein paar Stunden immer ab und es gab einen, der zwischendurch immer wieder wegnickte. Das nutzte ich natürlich gnadenlos aus.

Das kaputte Heizungsrohr zu finden war jedoch nicht so einfach. Überall führten unendlich lange Rohre entlang und Marylin hatte auch nicht gewusst, wo genau es sich befand, also irrte ich eine Weile umher, bis ich ein platsch hörte.

Verwundert sah ich auf den Boden und entdeckte eine Pfütze.

»Na geht doch«, murmelte ich und folgte ihr.

Das Wasser bildete eine Spur, die mich ein paar Meter den Gang weiterführte und dann nach Links. Zusätzlich hörte ich immer wieder Tropfen, die auf den Boden plätscherten und mich schließlich zu einem kaputten Rohr führte.

Auf dem ersten Blick fiel mir nichts besonderes daran auf, also steckte ich meine Hand in das Rohr und tastete es vorsichtig entlang. Meine Finger fuhren über das raue Material und ich streckte mich noch weiter, um ja nichts zu übersehen.

Und tatsächlich... nach einigen Sekunden fand ich etwas kleines, was ziemlich fest in das Innere des Rohrs geklebt worden ist. Es klebte da,wo man es leicht hätte übersehen können, wenn ich nicht speziell nach etwas gesucht hätte.

Mit aller Kraft grub ich meine Fingernägel in das - wie ich vermutete - Tesakrepp und pulte daran herum. Zwar brach mir ein Fingernagel ab, aber ich schaffte es schließlich es herauszuholen.

Das Ding stellte sich als ein kleiner grauer USB-Stick heraus. Verwundert wog ich ihn in meiner Hand und fragte mich, warum sie ihn ausgerechnet hier versteckt hatte und was sich darauf befand.

Zwar hatte ich mich aus meinem Zimmer rausgeschlichen, als die Wache eingeschlafen war und jetzt sollte ich dringend zurückgehen, bevor mich jemand sehen würde, aber ich musste einfach sofort wissen, was auf dem Stick war.

Ich schloss ihn mit meiner Hand ein und sah mich wachsam um. Die Heizungsräume lagen ruhig vor mir, niemand war zu sehen. Das einzige, was die Stille störte, war das Plätschern, was aus dem Rohr kam.

Atemlos lief ich wieder den Weg zurück, den ich auch hergekommen war. Besser niemand sieht mich hier unten. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wer der Verräter war, wollte ich niemanden von dem USB-Stick erzählen.

Wer weiß, was sich darauf befand.

Im laufen steckte ich ihn in meinen BH, ein vorübergehend gutes Versteck, meiner Meinung nach. Falls ich in Liz' Mörder laufen würde, könnte er ihn nicht entdecken.

Die Nervosität in mir stieg mit jeder Sekunde. Liz Tod war in meinen Kopf gebrandmarkt und ich war möglicherweise kurz davor, zu erfahren, wer ihr das angetan hatte.

Jede Zelle meines Körpers schrie danach diesen verdammten Stick in den nächstbesten Computer zu stecken, um es endlich zu erfahren.

Aber eigentlich wollte ich nicht nur wissen, wer es getan hatte. Ich wollte wissen, wieso. Wer würde das einem minderjährigem Mädchen antun? Einem Mädchen, dass sein ganzes Leben noch vor sich gehabt hatte.

Das Pochen in meiner Brust erwachte erneut zum Leben. Ich biss mir auf die Lippe, um es zu verdrängen und lief schnellen Schrittes zurück.



»Ich muss zu Max.«

Der Wächter, der vor meiner Tür Wache stand, sah mich ernst an und ließ mich nicht durch, egal, wie sehr ich es versuchte. »Das darf ich nicht zulassen«, erklärte er mir entschuldigend. »Anweisung von Adams.«

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