#31 - Ein überraschendes Wiedersehen

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Montag morgen stand ich todmüde und mit pochendem Kopf auf. Oder eher gesagt schleppte ich mich aus meinem Bett. Liz schlief noch seelenruhig in ihrem, weshalb ich trotzdem versuchte leise zu sein. Schnell sprang ich unter die Dusche, putzte mir blitzschnell meine Zähne und zog mich an. Währenddessen überlegte ich zu Dr. Mason zu gehen und ihn nach Aspirin zu fragen. Durch das viele trainieren am Wochenende war ich physisch fix und fertig.

Als es klopfte erwartete ich schon fast Ryan zu sehen, damit er mich zur Schule fahren konnte. Stattdessen aber war es Adrian, der mich gut gelaunt angrinste.

»Guten Morgen, Sonnenschein«, begrüßte er mich und lehnte sich mit einem Arm am Türrahmen an. »Können wir?«

Grummelnd grüßte ich ihn zurück und gemeinsam liefen wir zur Tiefgarage. Währenddessen redete er über das Frühstück und was er alles gegessen hatte und er hörte gar nicht auf zu reden. Er war im richtigen Smalltalk-Modus, was mir auch nur Recht war, denn so musste ich nicht reden – dachte ich jedenfalls.

Als wir im Auto saßen stellte er mir dutzende Fragen zu meiner dritten Trainingsphase mit Sheperd, wie es gelaufen war, ob ich mich gut angestellt hatte und so weiter. Ich beantwortete alle Fragen geistig abwesend mit »Ja«, »Nein« oder »Mhh«. Da mich das irgendwann nervte, fiel mir auch wieder ein, dass ich ihn ja noch wegen Liz ansprechen wollte.

»Was läuft da eigentlich zwischen dir und Liz?«, fragte ich ihn, als wir im Auto saßen, und zog die Brauen gespannt hoch. »Ich kann mich vage daran erinnern, wie ihr in der Besenkammer rumgemacht habt.«

Empört schnaubte er auf und fuhr aus der Garage raus. »Das war keine Besenkammer«, lachte er kopfschüttelnd. »Aber es läuft definitiv etwas. Ich weiß nur noch nicht was genau.«

Das überraschte mich jetzt. Der sonst immer so selbstsichere Adrian wusste nicht genau, was da lief? »Hast du noch nicht mit ihr darüber geredet?«

»Hast du es schon mit Ryan?«, konterte er.

Wo er Recht hatte, hatte er Recht.

»Ich glaube, dass man da manchmal auch nicht drüber reden muss«, murmelte ich. »Manchmal fragen sich die Personen auch, wie der Kuss zustande gekommen ist...«

Er runzelte die Stirn. »Ist das nicht schon zu tiefgründig? Ich meine, sollte man nicht einfach seinen Gefühlen freien Lauf lassen und nicht nachdenken?«

»Manchmal ist es eben nicht so einfach, wenn du unsicher bist, wie ernst die andere Person es meint.«

Plötzlich gab mein Handy einen Ton von sich. Ich kramte es aus meiner Tasche und warf einen Blick hinauf. Es war eine Nachricht von meiner Mutter.

Können wir nach der Schule sprechen? Es geht um deinen Vater und mich.
- Mom

»Das ist alles?« Genervt rollte ich mit den Augen und steckte es wieder weg, ohne zu antworten. Wenn es um die Scheidung ging, dann wusste ich schon Bescheid. Klar, sie hatte es nie ausgesprochen aber offiziell waren Mom und Dad ja noch zusammen, auch wenn sie nicht mehr in einem Haus zusammen wohnten. Und dass sie sich scheiden würden war mir schon klar gewesen, seitdem ich wusste was das Wort überhaupt bedeutete.

Apropos Familie, da fiel mir prompt auch wieder ein, dass die Freundin meines Vaters ja schwanger war und Mom das noch nicht wusste, aber der ganze Rat schon. Ich hatte total vergessen, ihr das zu erzählen.

»Wer war das?«, fragte mich Adrian und fuhr auf die Straße.

»Ach, nur meine Mutter. Es geht wahrscheinlich um die Scheidung.« Ich zuckte mit den Schultern, als würde es mich nicht kümmern. Das tat es auch eigentlich nicht.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt