#49 - Samira Zainan

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Als wir ankamen, staunte ich nicht schlecht. Das größte Gebäude der Welt stand direkt vor mir. Und ich konnte es einfach nicht begreifen. Auch wenn ich die unglaubliche Hitze auf meinem Körper spürte, fühlte ich mich immer noch, als würde ich um die Ecke unser Quartier finden.

»Das Armani Hotel belegt die ersten achtunddreißig Etagen davon«, sagte Ryan neben mir. »Wenn wir Glück haben sind wir auf einer der oberen Etagen.«

Ich schluckte. Eigentlich besaß ich keine Höhenangst aber bei dem riesigen Gebäude fragte ich mich selbst, ob ich nicht doch Höhenangst hatte.

Zack bezahlte den Fahrer und wir stiegen aus dem Auto und holten unser Gepäck aus dem Kofferraum.

Vor uns befand sich ein riesiger Eingang aus Glas. Davor war eine riesige Straße, auf der laufend Autos fuhren und etwa ein Dutzend Leute liefen davor herum. Manche verschleiert, manche in normaler Kleidung.

»Okay, ich bin offiziell beeindruckt«, verkündete Adrian. Er kniff die Augen zusammen und sah nach oben. »Ich kann nichtmal die Spitze sehen, die Sonne blendet total.«

Zack schulterte seinen Rucksack. »Lasst uns reingehen, da gibt es bestimmt auch Toiletten, auf denen Zoey sich den Armreif überziehen kann.«

Ich nickte. Hier auf offener Straße eine andere Gestalt anzunehmen hielt ich auch für keine gute Idee, also nahmen wir unsere Sachen und betraten das riesige Gebäude.

Ein paar Treppen blickten uns entgegen. Wir schleppten uns hoch und sahen uns um. »Da vorne!«, rief Liz als erstes.

Sie zeigte auf ein Schild, auf dem wohl Toiletten auf arabisch stand, gleich daneben stand es auch auf Englisch.

»Okay«, meinte Hayden. »Diesmal begleite ich Zoey. Ihr alle bleibt hier. Adrian, du achtest auf alles, was eine Gefahr darstellen kann.«

Er salutierte und bekam prompt von Liz einen Schlag gegen den Hinterkopf. »Au!«, meinte er eher entsetzt als aus Schmerz und fasste sich an die Stelle. »Was ist dein Problem?«

»Salutier nicht in einem fremdem Land, wer weiß was das bedeutet«, zischte sie. »Vielleicht hast du ihnen gerade den Krieg erklärt.«

Adrian verdrehte die Augen. »Der einzige Krieg, mit dem ich zu kämpfen habe, ist der mit dir«, schnaubte er.

Hayden und ich liefen los. Wir hörten noch ein bisschen Geschnatter von den beiden Streithähnen hinter uns, aber sie wurden leiser, je näher wir den Toiletten kamen.

Hayden ging zuerst rein, ich folgte ihr kurz darauf.

Sie checkte die Kabinen und hielt einen Finger hoch. Anscheinend befand sich nur eine Person in der Frauen-Toilette. Wir wuschen uns die Hände und ließen uns extra viel Zeit, bis eine Frau aus der Kabine kam und nun ans Waschbecken ging. Sie warf uns einen seltsamen Blick zu, weil wir unsere Hände schon seit etwa fünf Minuten wuschen, aber sie sagte nichts und verließ die Toiletten.

Sobald sie weg war, stellte sich Hayden vor die Tür, reichte mir eine Tüte und sagte »Okay, beeil dich!«

Wo hatte sie die denn jetzt her? Verwirrt nahm ich die Tüte entgegen und verschwand in einer Kabine. Die Türgriffe waren in einem goldton, genau wie die Klodeckel. Ich setzte mich auf den Deckel und holte sah in die Tüte. Darin befand sich Kleidung: eine lange beige Stoffhose, ein weißes langärmliches Oberteil und braune Sandalen.

Schnell zog ich mich um und stieß dabei mit meinem Kopf gegen die Kabine. Ich fluchte kurz leise. Als ich fertig war, warf ich meine eigene Kleidung in die Tüte und zupfte mir die Sachen zurecht. Dann nahm ich den Armreifen und schob ihn mir übers Handgelenk. Dieses Mal spürte ich ein leichtes Ziehen in meiner Magengegend, als würde jemand versuchen meinen Bauch zu verkleinern.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt