#81 - Run.

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Ich stand regungslos in Conners Arbeitszimmer und gab keinen Mucks von mir.

Daher hörte ich jeden Schritt, den er unten entlang ging. Sein lautes Pfeifen betonte, wo er genau gerade war und dafür war ich momentan mehr als dankbar.

Himmel, ich hoffte wirklich, dass Ryan und ich unsere Spuren verwischt hatten.

Mein Herz war mir in die Hose gerutscht und ich begann langsam aber sicher in Panik zu verfallen. Conners war eher zu Hause als gedacht, Isaac hatte mir nicht Bescheid gesagt. Ich war einfach zu geschockt, um sauer auf ihn zu sein.

»In zehn Sekunden kannst du den Stick rausziehen«, teilte Max mir mit. »Dann-«

»Zoey, du musst jetzt ruhig und konzentriert bleiben«, fiel Ryan ihm ins Wort. »Jede Bewegung kann dich verraten.«

Ryan hatte Recht.

Ich durfte jetzt keinen Fehler machen. Nicht wie damals in Magrets Haus, als ich mich in ihrem Schrank versteckt und dieser geknackt hatte. Das durfte ich mir jetzt nicht mehr erlauben.

In Gedanken zählte ich zehn Sekunden runter, während ich gleichzeitig lauschte, wo Conners sich gerade aufhielt.

»Wir helfen dir unauffällig aus dem Haus zu kommen.«

Na, das hoffe ich auch.

Wenn mich meine Ohren nicht trügen, dann lief Conners noch im Flur herum und hing gerade seine Jacke auf.

»Fünf Sekunden«, murmelte Max. »Vier, drei...«

Das Knarren der Treppen tönte in meinen Ohren so laut wie noch nie.

Vorhin, als ich mit Ryan hier hoch gekommen war, klangen sie schon laut. Aber jetzt... jetzt, wo er hier war, war es unerträglich.

Jeder Schritt versetzte mir Angst. Er kam die Treppen hoch, daran zweifelte ich keine Sekunde mehr.

Meine Finger schwebten über den Stick, bereit ihn rauszuziehen. Während Conners fröhlich pfeifend weiter ging, begann ich zu schwitzen. Noch nie in meinem Leben hatte ich eine solche Panik verspürt.

Selbst als ich in Dubai im Hochhaus vom Militär verfolgt wurde nicht. Schließlich war Ryan direkt neben mir gewesen, er wusste immer einen Plan, um sich aus der Situation zu befreien.

Ich hingegen war Zoey, wurde oft von Leuten als naiv und dumm bezeichnet, weil ich Fehlentscheidungen getroffen hatte.

Ich hatte viele Leute enttäuscht, ja und?

Jeder macht mal Fehler, das ist nun einmal menschlich. Trotzdem versuchte ich mich zu verbessern, die Menschen zu beschützen, die ich liebte, die mir etwas bedeuten.

Also verdrängte ich die Panik, die mich zu zerfressen drohte, und atmete tief, aber lautlos, ein.

Als Max endlich das Stichwort sagte, zog ich den USB-Stick aus dem Computer und ließ mich tonlos hinter dem Schreibtisch nieder.

Wenn er am Arbeitszimmer vorbeiging, würde er mich nur entdecken, wenn er selbst unter seinem Schreibtisch kriechen würde.

Bewegungslos verharrte ich zwischen dem Stuhl und dem Holzbrett vom Schreibtisch. Conners lief durch den Flur und er betrat das Arbeitszimmer. Vorsichtig legte ich eine Hand auf meinen Mund, um mich nicht durch meine Atmung zu verraten.

Das Licht ging an. Keine zwei Sekunden später wurde eine Tasche auf den Boden geworfen und das Pfeifen endete abrupt.

Hatte er mich doch gesehen? Vielleicht einen Fuß von mir, der nicht richtig versteckt war? Ich wollte mich nicht bewegen, falls er es doch hören würde.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt