#70 - Beweis es.

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Maya stand ziemlich ängstlich und starr neben mir. Sie sah stumm zu, wie zwei weitere Uniformen auftauchten und die Leute gewaltsam auseinander riss.

»Was sollen wir jetzt machen?«, kam es plötzlich von ihr. »Meine Eltern werden mich umbringen.«

»Das werden sie nicht, weil sie nichts davon erfahren werden«, meinte Isaac, der sich humpelnd neben uns stellte und dabei Leo stützte, der aussah, als würde er jede Sekunde wieder kotzen müssen. »Alles was wir brauchen ist ein Weg in die Freiheit.«

Und da kam mir eine Idee.

»Jeder Club hat eine Hintertür, wir müssen sie nur finden.«

Ein Polizist lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich, als er ganz in unsere Nähe trat und einem die Bierflasche aus der Hand riss, die er gerade werfen wollte.

Panisch sah Maya zu dem Polizisten. »Lass es uns schnell angehen.«

Innerhalb einer Sekunde liefen wir in die Entgegengesetzte Richtung des Eingangs und versuchten in keinen Kampf zu geraten. Ab und zu streifte ich mal Typen, die mich böse anstarrten, aber ich ignorierte sie und kämpfte mich mit den Ellenbogen durch die vielen Leute. Die Tür war zwar etwas versteckt, aber wir fanden sie.

Eine Stimme rief uns hinterher, aber wir ignorierten sie und stürmten in die kalte Nachtluft. Ein paar Minuten später merkte ich, dass meine beziehungsweise Mayas Jacke noch an der Garderobe hing.

»Unsere Jacken«, brachte ich schließlich hervor, als wir eine Weile gelaufen waren und nun nach Atem japsend an einer Straßenecke standen. »Sie sind noch im Club.«

Isaac wurde bleich. »Scheiße.« Er holte seinen Chip heraus, auf der die Garderobennummer stand. »Du hast recht.«

»Ich gehe zurück«, meinte der Rothaarige, der auch einer von Leos Freunden war. »Ich bin volljährig.«

Entschlossen richtete ich mich auf. »Ich komme mit.«

»Auf keinen Fall, du bist noch nicht volljährig«, widersprach mir Isaac sofort. »Wenn sie dich erwischen, bist du erledigt. Die Polizei ist da ganz sicher noch und überprüft jeden.«

»Braucht ihr denn wirklich eure Jacken?«, kam es von einem der anderen.

Maya nickte wild mit dem Kopf. »Mein Handy und Portemonnaie sind da drin! Wenn das die Polizei findet, werden mich meine Eltern erst recht umbringen.«

Wir alle sahen uns stumm an und wussten nicht, ob es wirklich eine gute Idee sein wird, zurückzugehen. Der Rothaarige und ein weiterer blonder Typ beschlossen schließlich zurückzugehen und unsere Jacken zu holen, während die anderen - inklusive mir - zu Leo nach Hause zurückgingen.

Der Weg zu ihm verlief relativ schweigend. Auch wenn die meisten von uns angetrunken waren, torkelten sie nur und sagten nicht viel. Unsere Wege trennten sich, als alle außer Maya, Isaac, Leo und mir zu sich nach Hause gingen und beschlossen ihre Jacken, dessen Inhalt wohl nicht so wertvoll war, morgen bei Leo abzuholen.

Als wir bei ihm ankamen, schlug dieser sich gegen den Kopf. »Verdammte scheiße«, fluchte er, etwas ausgenüchterter als vorhin. »Mein Schlüssel ist in meiner Jacke.«

Maya warf ihm einen entsetzten Blick zu. »Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?«

»Leider doch.«

»Du Idiot! Warum hast du nicht daran gedacht?!«

»Warum hast du nicht daran gedacht?«, konterte Leo. »Du kannst mich nicht für alles verantwortlich machen.«

Sie schnaubte. »Du bist doch, der auf mich aufpassen soll.«

Isaac und ich warfen uns einen müden Blick zu. Wir beide wollten einfach nur rein und nicht mehr ihren typischen Geschwisterstreit mitbekommen.

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