#69 - Ausartung

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Anstatt zu antworten, nahm er meine Hand und zog mich mehr ins Zentrum der Tanzfläche.

Es war nun definitiv voller geworden. Ich konnte keinen Schritt gehen ohne jemanden zu berühren.

Das nächste Lied begann. Es hämmerte mir in den Ohren und ich sah zu Christopher, der nun vor mir stehen blieb und ebenfalls grinste.

Wir begannen zu dem Lied zu tanzen. Es verging keine Sekunde, in der ich nicht mindestens einmal jemanden berührte.

Meine Füße begannen beiklein wehzutun, aber ich ignorierte es. Christopher war ein guter Tänzer, das konnte ihm keiner verübeln. Die Art, wie er sich dem Beat anpasste, gefiel mir wirklich und er war auch noch viel besser als ich.

Innerhalb weniger Minuten bewegten wir uns immer weiter zueinander hin, bis er meine Hände auf die Schulter legte, mich umdrehte und wir Rücken an Brust tanzten. Es fühlte sich zuerst total seltsam an, aber ich fand Gefallen daran, auch wenn ich mittlerweile total schwitzte.

Mir war inzwischen klar, dass er ein Aufreißer war. Die Beschützer-Masche war typisch. Wenn er ehrlich an mir interessiert wäre, würde er sich nicht so eng an mich schmiegen.

Aber gut. War mir auch Recht.

Immerhin hatte ich getrunken und ich fühlte mich gut.

Ein paar Leute pfiffen und schauten uns zu. Aber das war mir auch egal.

Christopher platzierte seine Hände auf meine Hüften und wir bewegten uns im Einklang.

Ich schloss für ein paar Sekunden die Augen und ließ mich darauf ein. Mir wurde heiß und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg.

Für einen Augenblick musste ich innehalten, weil mich die Hitze zu überwältigen drohte. Sofort beugte er sich zu mir runter und flüsterte mir ins Ohr: »Hör nicht auf.«

Prompt drehte ich mich um. Es war zwar Dunkel, aber ich konnte immer noch das Glitzern in seinen Augen erkennen. Der Körperkontakt war unterbrochen, er starrte mich neugierig an, als könnte er es kaum erwarten wieder zu tanzen.

Dieses Gefühl, gewollt zu werden, ließ meine Wangen erröten.

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, zog ich ihn zu mir und küsste ihn. Zuerst reagierte er überrascht und reagierte nicht. Aber nur kurze Zeit später presste er sich an mich und ich ließ es zu.

Er schmeckte nach Alkohol, das war das erste, was mir auffiel. Das zweite war das fordern nach mehr seiner weichen Lippen. Christopher küsste mich mit voller Leidenschaft, welche ich erwiderte. Meine Hände krallten sich in seine Haare und seine wanderten über meinen Rücken.

Ich hatte immer die Leute gehasst, die auf der Tanzfläche rummachten. Jetzt war ich selber eine von ihnen.

Auch wenn der Kuss gut war, konnte ich ihn jedoch nicht mit den mit Ryan vergleichen. Ryan hatte immer ein Feuer in mir ausgelöst, was mich fast verzehrt hatte. Ich wusste nicht, ob es an unserer Wächter-Verbindung lag, aber ich war mir sicher, dass dieser Kuss nichts war im Vergleich zu seinen.

Genau in der Sekunde, an der ich an ihn dachte, fühlte ich mich, als würde ein Geist vor meinem geschlossenen Augen hinweg huschen, der mich gerade die ganze Zeit beobachtet hatte, ohne es zu merken.

Mit einem entsetzten Keuchen ließ ich von Christopher ab, der mich verwundert und enttäuscht ansah. Wahrscheinlich hatte er sich erhofft mit mir die Nacht zu verbringen.

»Was ist denn los?«

Der Alkohol in meinem Blut war vollkommen verschwunden, ich nahm alles plötzlich wieder mit klarem Verstand auf. Die Musik, die tanzenden Leute und auch Christopher, der vor mir stand. Der Zigaretten-Geruch, der Alkohol. Das Kleid, in dem ich mich jetzt unwohl fühlte.

Endless WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt